Dampfende Eingeweide
Die Soundkünstlerin Caroline Profanter und die Dichterin Roberta Dapunt befassen sich im Hotel Amazonas am Ritten mit dem Schlachten.
„Wie die Langsamkeit an diesem Ort nach dampfenden Eingeweiden riecht“ ist ein Zitat aus Roberta Dapunts Gedichtband „Nauz“. Zusammen mit der Soundkünstlerin Caroline Profanter (*1985, Bozen) nähert sie sich an diesem Abend im Hotel Amazonas auf ihre künstlerische Weise einem Thema, das seit Jahrtausenden zum bäuerlichen Leben gehört. Im Winter schlachten die Bauern die Schweine, die sie ein Jahr lang gefüttert haben. In einem kalten Monat kommt die letzte Stunde für das zufriedene Schwein, dessen Schnauze die Form des Futtertroges schon unzählige Male entlanggefahren ist. Wenn der Schnee den Bauernhof in Friedhofsstimmung einhüllt, fällt das große Tier unter der Hand des Menschen tot um.
Gerne wird das Thema abseits des städtischen Sichtfeldes belassen. Die Beschäftigung mit Tierhaltung und dem Akt des Tötens sowie die Weiterverarbeitung der Tiere ist in einer aseptischen Wohlfühl- und Wellnessgesellschaft tabu. Im Hintergrund arbeitet eine industrielle Maschinerie still in von außen abgeschirmten Todeshallen, damit wir weiterhin bequem Tonnen von zerlegten Tieren verzehren können – ohne klaffende Wunde, ohne Schuld, ohne die Erfahrung eines Rituals des Übergangs, ohne Blut und ohne Bewusstsein. Dem arbeitet die Kunst entgegen. Profanter improvisiert musikalisch und experimentell nach Feldforschungen vor Ort, Dapunt liest aus ihrem Werk „Nauz“ (2012 im Folio Verlag erschienen) sowie weitere Texte.
Termin: 27. Dezember am Aspmayrhof Unterwangen 18, Ritten. Ab 19 Uhr: Küche & Bar offen. Menü: ungarisches Gulasch vom Schwein (Eigenprodukt) mit Knödel und Bratkartoffeln, Nachtisch. Anmeldung unter [email protected]. Beginn Konzert und Lesung: 20 Uhr
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.