„Fühle mich schikaniert“
In den Obstplantagen entlang der Passer hält ein junger Hobby-Bauer Kühe, Schottische Hochlandrinder und Schweine im Freien. Tierschützer sorgen sich um das Wohl des Viehs. Der Amtstierarzt sagt: Den Tieren geht es prächtig. Ein Lokalaugenschein.
von Karin Gamper
Franz Hintner ist sichtlich genervt: „Wegen dieser Kühe werde ich laufend mit Anrufen bombardiert und ich war schon mehrmals vor Ort um nach dem Rechten zu sehen“, schimpft der Amtstierarzt. Sein Fazit: „Diesen Tieren geht es prächtig, mehr noch: ihnen geht es besser als vielen anderen Kühen, die in Ställen untergebracht sind“.
Worum geht es? In den Obstplantagen im Bereich der Handwerkerzone von Dorf Tirol hat ein junger Hobby-Bauer im März dieses Jahres damit begonnen, Schottische Hochlandrinder und Kühe der Rasse Simmental zu halten. Insgesamt ein Dutzend Stück Vieh. Der Hobby-Bauer heißt Fabian Kuen, und er ist von seinem Tun überzeugt. „Ich betreibe mein Hobby bereits seit über 10 Jahren und lege Wert auf Mutterkuhhaltung“, erzählt er. Weil er sein Vieh möglichst artgerecht unterbringen wollte, habe er das Angebot eines befreundeten Bauern angenommen und die Tiere auf einem Grundstück entlang der Passer angesiedelt. Im Sommer waren die Kühe und Hochlandrinder auf der Alm, seit September weiden sie wieder auf der Wiese. Bis vor einer Woche: da hat Fabian Kuen die Simmental-Kühe abtransportiert und in einem Stall untergebracht. Seither sind nur noch die Hochlandrinder vor Ort. „Ich hatte die Nase voll von den ständigen Protesten und Sabotageakten“, so der junge Meraner.
Denn seit Fabian Kuen seine Tiere auf der Obstwiese weiden lässt, herrscht Feuer am Dach. Das Areal liegt neben einem Spazierweg und ist damit gut einsehbar. In der Folge gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Meldungen und auch Anzeigen gegen den jungen Hobby-Bauern. Es kam auch zu Sabotageakten: Mehrmals wurde der Hütezaun von Unbekannten durchtrennt, so dass die Tiere in die benachbarten Obstplantagen ausbüxten.
Auch bei der Tageszeitung haben sich Bürger gemeldet, die um das Tierwohl besorgt sind. Die Kühe hätten keinen Stall, nur einen provisorischen Unterstand, was bei Minustemperaturen eindeutig zu kalt sei.
Bei zwei Lokalaugenscheinen – einer ohne Wissen des jungen Hobbybauern, einer mit ihm – präsentiert sich der Tageszeitung folgendes Bild: das Areal ist aufgeräumt, es liegt Stroh am Boden, der Unterstand ist sauber, für ausreichend Futter und Wasser ist gesorgt, die Hochlandrinder weiden samt Kälbern friedlich auf der Wiese.
„Die Beschwerden sind lächerlich und zeigen, dass sie von Menschen stammen, die von Nutztierhaltung nichts verstehen“, findet Kuen. So habe sich im Sommer jemand aufgeregt, weil sich die Schweine, die er damals noch hielt, im Dreck gesuhlt haben. „Das ist artgerecht und ein natürlicher Schutz gegen die Sonne“, betont Kuen. Dann habe es wieder eine Anzeige gesetzt, weil angeblich zu wenig Wasser zur Verfügung stand. „Dabei befindet sich im hinteren Bereich der Wiese eine frostsichere Wasserquelle“, sagt Kuen und deutet auf ein vorbeifließendes Bächlein. Auch darüber, dass die Kühe zu kalt hätten, kann er nur den Kopf schütteln: „Hochlandrinder vertragen bis zum -40° C und auch Kühe fühlen sich bei Minusgraden wohl, das haben mir zahlreiche Experten bestätigt und das kann man auch im Internet nachlesen“. Dennoch hat er vor einer Woche die Kühe in einen Stall nach Untermais gebracht: „Ich wollte, dass dieses Theater endlich aufhört“, so Kuen. Nun hängen die Simmentaler – wie in Ställen üblich – an der Kette und sind eingesperrt. „Ich frage mich“, so Kuen, „ob das einer Kuh besser gefällt als frei herumzulaufen“.
Kurzum: Fabian Kuen fühlt sich schikaniert. „Der Amtstierarzt war mehrmals hier und hat mir stets bestätigt, dass alles in Ordnung ist“. Die Kritiker würden ohne Hintergrundkenntnisse gegen ihn vorgehen: „Sie sehen die mit Reif bedeckten Rinder am frühen Morgen und den Schlamm am Boden, wenn es einmal länger regnet und ziehen ihre falschen Schlüsse daraus“, sagt er. Dabei sei er beruflich viel in Ställen unterwegs: „Glauben Sie mir, dort gäbe es mehr zu bemängeln, denn häufig herrschen Zustände, die grenzwertig sind“.
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