Preis für Videsott
Paul Videsott heißt der Träger des Südtiroler Wissenschaftspreises 2018, der im Zweijahresrhythmus an erfahrene Forscher mit einer hohen wissenschaftlichen Reputation geht und die gleichzeitig Südtiroler Anliegen in ihre Arbeit einbeziehen. Der Ladiner aus St. Vigil in Enneberg (geb. 1971) ist Professor für romanische Sprachwissenschaften und Ladinistik und seit gut einem Jahr Dekan der Fakultät für Bildungswissenschaften in Brixen.
Landesrat Florian Mussner, der am Montag bei einer kleinen Feier im NOI Techpark dem Preisträger 2018 die Urkunde überreichte, freute sich darüber, dass der Wissenschaftspreis in diesem Jahr an einen Forscher geht, der sich mit „unserer Kultur auseinandersetzt, und zwar hauptsächlich mit dem Ladinischen“, wie Mussner betonte. Ihm selbst gelinge es nur in Ladinsch, seiner Muttersprache, die eigenen Emotionen präzise auszudrücken, daher brauche er seine Muttersprache – ebenso wie die übrigen rund 30.000 Ladiner im Lande.
Der Preisträger ist in seiner Forschung der Frage nachgegangen, wie Schriftsprachen entstehen und wie sie sich verändern. Dazu hat der Philologe die Entwicklung der italienischen und der französischen Sprache in der Zeit zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert anhand von tausenden von Schriften analysiert und sie der Entwicklung des Ladinischen gegenübergestellt. Es sei ihm wichtig gewesen, den Reichtum seiner Muttersprache zu dokumentieren, die ja bekanntlich über keine einheitliche Schriftsprache verfügt, sondern sich in verschiedenen Idiomen gliedert, sagt Videsott im filmischen Portrait, das anlässlich der Preisverleihung produziert wurde.
Videsott arbeitet zurzeit an einem Thesaurus, einem Online-Wörterbuch, fürs Ladinische. Er geht darin den Fragen bezüglich Grammatik und Formelehre der Begriffe der unterschiedlichen ladinischen Idiomen nach und dokumentiert sie.
Die Begründung der Jury
In der Begründung der Jury des Südtiroler Wissenschaftspreises heißt es unter anderem, dass Videsott als Sprachwissenschaftler ein internationales Renommee genieße. Seine Forschungsarbeit sei auf hohem wissenschaftlichen Niveau ausgearbeitet; sie umfasse quantitative Analysen ebenso wie umfassende bibliographische Untersuchungen. Er habe so die ladinische Schriftsprache dokumentiert und dazu beigetragen, das Ladinische an sich zu bewahren. Damit hat er dieser Minderheitensprache auch international mehr Relevanz verliehen. Auf diese Punkte wies auch Andrea Abel vom Institut für angewandte Sprachforschung von Eurac Research hin, die die Laudatio hielt.
Der Direktor der Abteilung Innovation, Forschung und Universität, Vito Zingerle, freute über die Verleihung an Paul Videsott und unterstrich, dass die Erforschung der Minderheitensprachen auch auf akademischem Niveau durchgeführt werden muss. Nur dies könne eine Teilnahme am internationalen, wissenschaftlichen Diskurs garantieren, dem sich auch eine Minderheitensprache wie das Ladinische zu stellen hat. Dies leiste der Preisträger in vorbildhafter Weise.
Frühere Preisträger des Wissenschaftspreises waren Klaus Seppi (2016), Markus Ralser (2014) und Diego Calvanese (2013).
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