Der Stinkefinger-Eklat
Eklat im Trentiner Landtag: Bei der Debatte zum Regierungsprogramm streckte ein Lega-Politiker seinen Mittelfinger in Richtung der PD-Bänke. Die „Entschuldigung“: Er habe sein Hörgerät adjustieren müssen.
von Matthias Kofler
Im Trentiner Landtag wurde in der letzten Woche über das Regierungsprogramm von Neo-Landeshauptmann Maurizio Fugatti debattiert. Die Stimmung im Hohen Haus ist angespannt. Zum ersten Mal überhaupt stellt das Mitterechtslager im Trentino die Mehrheit der Abgeordneten. In ihren Wortmeldungen sparten die Anhänger der Lega nicht mit Kritik an der Vorgängerregierung: Diese habe aus „Mafiosi und Verbrechern“ bestanden, echauffierte sich Lega-Veteran Alessandro Savoi, gegen den zurzeit ein Rekurs im Gange ist: Ein anderer Politiker des siegreichen Mitterechts-Lagers beanstandet das Wahlergebnis und macht Savoi auf Gerichtswege den Sitz im Landtag streitig.
Auch die Neo-Abgeordnete Alessia Ambrosi ging mit den nunmehrigen Oppositionsparteien PATT und PD hart ins Gericht. Sie warf ihnen vor, schlechte Verlierer zu sein – und zitierte in ihrem Redebeitrag sogar den bedeutenden britischen Staatsmann Winston Churchill höchstpersönlich: „Nachdem Churchill die Nazis im Krieg besiegt hatte, verlor er die Wahlen. Aber soweit ich mich erinnern kann, hat er sich deswegen nie bei den Briten beschwert.“
Alessia Ambrosi weiter: „Ihr seid fast schon beleidigt mit den Menschen, die euch nicht mehr gewählt haben. Aber selbst wenn ihr nun versucht, euren Größenwahn und euer Ego abzuschwächen, werdet ihr sicherlich nie Churchill sein. Wenn ihr in die Geschichte eingeht, dann nur deshalb, weil ihr den illegalen Einwanderern jeder Farbe und jeder Rasse die Türen ins Trentino geöffnet habt.“
Die Opposition reagierte mit Unverständnis auf die scharfen Töne der Lega-Politikerin und warf ihr vor, sich „arrogant und kindisch“ zu benehmen.
Für einen echten Eklat sorgte sodann der Lega-Politiker Alessandro Savoi. Als der PD-Abgeordnete Alessio Manica den Landtagspräsidenten Walter Kaswalder aufforderte, den Leghisti Einhalt zu gebieten, erhob sich Savoi von seinem Sitzplatz und streckte seinen Mittelfinger in Richtung der PD-Bänke. Diese beleidigende Geste wollte sich Alessio Manica freilich nicht gefallen lassen. In einer schriftlichen Mitteilung forderte er vom Landtagspräsidenten, Savoi laut geltender Geschäftsordnung für seine Stinkefinger-Geste zu rügen und zu bestrafen: „Ich sende Ihnen diese Mitteilung, um Sie in Bezug auf das, was heute in der Aula passiert ist, förmlich zu einer Intervention aufzufordern. Heute haben wir nicht nur verbale Beleidigungen erdulden müssen, die in den Beschimpfungen „Mafiosi“ und „Verbrecher“ gipfelten, sondern der Unterzeichnete hat vom Abgeordneten Savoi sogar eine vulgäre Geste erhalten, indem dieser seinen Mittelfinger hob und ihn in Richtung des Unterzeichneten streckte. Ich glaube nicht, dass es notwendig ist, noch etwas hinzuzufügen“, schrieb Manica.
Sitzungsleiter Walter Kaswalder wiederum beteuerte, nichts gesehen zu haben, wofür er Savoi rügen könne. Am Ende der Debatte „entschuldigte“ sich Alessandro Savoi für seine Geste, goss damit aber nur weiter Öl ins Feuer: „Die Abgeordneten des PD sind PDioten. Sie behaupten, dass ich ihnen den Stinkefinger gezeigt hätte? Dabei habe ich nur mein Hörgerät justiert. Das mache ich normalerweise immer mit meinem Mittelfinger. Ich drücke mi das Hörgerät mit meinem Mittelfinger tiefer ins Ohr hinein, um besser hören zu können. Ich weiß nicht, ob ich das absichtlich gemacht habe. Jedenfalls hasse ich die Kommunisten. Das heute war nur die Vorspeise.“
Fortsetzung wird also folgen.
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Kommentare (15)
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andreas
„Die Abgeordneten des PD sind PDioten. Sie behaupten, dass ich ihnen den Stinkefinger gezeigt hätte? Dabei habe ich nur mein Hörgerät justiert. Das mache ich normalerweise immer mit meinem Mittelfinger. Ich drücke mi das Hörgerät mit meinem Mittelfinger tiefer ins Ohr hinein, um besser hören zu können. Ich weiß nicht, ob ich das absichtlich gemacht habe. Jedenfalls hasse ich die Kommunisten. Das heute war nur die Vorspeise.“
Aus welcher Höhle haben sie denn den ausgegraben?
Wie um alles in der Welt kann man sich nur von solchen Elementen vertreten lassen?
besserwisser
Der Wahnsinn ist ja ganz ein anderer: Die Verbündetetn von Le Pen, Orban, Strache und Co. wollen die drei Sprachgruppen in Südtrol schützen, dabei kennen sie nicht mal das Autonomiestatut. Diese Erkenntnis ist ja plötzlich, und vollkommen überraschend bei den von der Wirtschaft und Bauernbund vorangetriebenen Verhandlungsführern der SVP angekommen. Dies alles um die Grünen oder den Köllensperger zu verhindern.
Was regt ihr Euch da noch wegen einem Stinkefinger auf? Unsere Volkspartei hat die Prinzipien (Art.1 der Statuten) ins Klo gespült und arrangiert sich mit solchen Leuten? Ja da muss ich mich schon fragen ob alle anderen möglichen und unmöglichen Parteien im Landtag wirklich so unmöglich sind? Wenn Ihr für Europa schon mit der Biancofiore verhandelt, dann könnt ihr lokal auch mit dem Urzi und mit der Foppa ….