Die Forscherin
Die 39-jährige Sextnerin Katrin Watschinger betreibt in Innsbruck Grundlagenforschung und hat zur weiteren Entschlüsselung der DNA beigetragen.
Tageszeitung: Frau Watschinger, Sie sind als Assistenz-Professorin an der Uni Innsbruck tätig. Vor kurzem haben Sie den Innitzer-Wissenschafts-Förderpreis erhalten. Wie sehr haben Sie sich über diese Auszeichnung gefreut?
Katrin Watschinger: Ich habe mich natürlich sehr über diese Auszeichnung gefreut. Ich habe zwar schon einige Preise für meine Forschungsarbeit bekommen, aber dieser war der erste österreichweit ausgeschriebene Preis mit der Verleihung in Wien. So einen Preis gewinnt man nicht alle Tage.
In Ihrer Forschungsarbeit beschäftigen Sie sich mit dem Enzym Alkylglycerol Monooxygenase. Woran forschen Sie genau?
Dieses Enzym wurde in den 60er Jahren zum ersten Mal beschrieben. Damals hat man seine Funktion beschrieben: Das Enzym spaltet spezielle Fettmoleküle. Es hat dann aber doch einige Jahre gedauert, bis man das Enzym zuordnen konnte. Ich selbst arbeite seit 2007 an diesem Enzym und 2010 ist es uns gelungen, das Enzym zuzuordnen und so zu einer weiteren Entschlüsselung der DNA beizutragen. Wir können in der Forschung nun gezielt Bausteine austauschen und den Effekt auf das Enzym anschauen. Das Ziel der Grundlagenforschung im Life-Science-Gebiet ist, dass die Menschheit irgendwann etwas davon hat: Ist irgendeine Krankheit mit diesem Enzym verbunden? Gibt es Heilungsansätze? Da stehen wir aber noch ganz am Anfang.
Sie haben mit Ihrer Forschung zur weiteren Entschlüsselung der DNA beigetragen?
Das war meine erste große Arbeit im Jahr 2010. Im Jahr 2015 haben wir dann noch einmal in einem bekannten Journal eine Studie mit den ersten physiologischen Anhaltspunkten publiziert. Diese beiden Forschungsergebnisse habe ich dann auch in meiner Habilitation zusammengefasst und für diese Habilitation habe ich den Innitzer-Wissenschaftspreis in der Kategorie Jungforscher erhalten.
Sie beschäftigen sich primär mit dem Thema Grundlagenforschung. Das klingt für viele Menschen im ersten Moment sehr abstrakt. Wie landet eine Sextnerin in einem Innsbrucker Uni-Labor, um an der DNA zu forschen?
(lacht) Die Naturwissenschaften haben mich schon während meiner Zeit im Neusprachlichen Lyzeum sehr interessiert. Ich habe mich dann nach der Matura für ein Chemie-Studium entschieden und das Studium hat mich einfach wahnsinnig fasziniert – vor allem der Bereich Biochemie. Irgendwann rutscht man dann hinein. Unsere Forschung beschäftigt sich noch immer mit einem Randgebiet aber es wird immer mehr klar, dass neben Zucker- und Eiweißmolekülen auch Fettmoleküle in der Zelle eine ganz große Rolle spielen und das ist ja genau mein Themenbereich.
Sie haben auch an großen Universitäten in Montpellier, Oxford oder Wien gearbeitet. Hat es Sie nie gereizt, in diesen Städten zu bleiben?
Es waren sicher tolle Erfahrungen und eine große Herausforderung an diesen großen Universitäten zu arbeiten. Irgendwann stellt man sich aber die Frage, auch in punkto Familienplanung, wo man sich besser sieht und bleiben möchte. In England ist es dann auch noch wahnsinnig schwierig, eine Stelle zu bekommen und daher haben wir uns für Innsbruck entschieden.
Wie kann man sich Ihre Arbeit bzw. Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Im Labor stehe ich nur noch selten. Mittlerweile konnte ich mir eine Forschungsgruppe aufbauen und daher stehen meist meine Mitarbeiterinnen im Labor und führen die experimentelle Arbeit durch. Ich selbst bin dafür zuständig zu klären, welche Schritte wir anhand der Ergebnisse der Experimente tätigen. Auch geht es darum, Ergebnisse zu veröffentlichen und zudem lehre ich an der Universität.
Machen Ihre Freunde und Verwandten noch immer große Augen, wenn Sie über Ihre Arbeit sprechen?
Das hängt sehr von meinem Gegenüber ab (lacht). Es gibt jene, die sich für meine Arbeit interessieren und mit denen man auch fachliche Gespräche führen kann, aber einige haben auch Vorbehalte, weil Grundlagenforschung einfach sehr abstrakt ist und sagen danneinfach, dass ich an der Uni arbeite. Die Akzeptanz für die Grundlagenforschung ist aber allgemein sehr hoch, weil die Leute auch wissen, dass ohne Forschung nichts Neues kommt. Wenn heute nicht die Grundlagen erforscht werden, können in zehn Jahren auch keine neuen Medikamente auf den Markt kommen – als Forscher braucht man einen langen Atem.
Sie sind zum Studieren ins Ausland gegangen, aber nie zurückgekehrt. Vermissen Sie Südtirol?
In Innsbruck ist man sicher sehr heimatverbunden. In zwei Stunden bin ich in Sexten und auch meine Kinder sprechen zu Hause „puschtarisch“. Heimat bleibt immer Heimat.
Interview: Lisi Lang
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