Schade um Colette
Dass Wash Westmoreland auch Pornofilme gedreht hat, sieht man „Colette“ an. Schade. Zu „sehen“ gibt’s aber gar nix
von Renate Mumelter
„Colette“ erzählt einen Teil der Lebensgeschichte einer hoch interessanten Frau, die um die Jahrhundertwende in Frankreich lebte und sich von Konventionen nicht zu viel dreinreden ließ. Sie war Schriftstellerin, Schauspielerin und gefragte Journalistin bei „Le Matin“, wurde Grand Officier der Ehrenlegion und die erste Frau, die 1954 mit Staatsbegräbnis beerdigt wurde. Das alles verschweigt der Film.
Aufgewachsen in einer aufgeschlossenen Familie auf dem Land, heiratete sie einen Verleger. Der benutzte sie als Ghostwriterin für seine Erfolgsromane bis sich Colette sich aus der Anonymität und aus der Ehe befreite, um fortan so freizügig zu leben wie dies nur für Männer selbstverständlich war. Mit viel Willenskraft setzte sie sich immer wieder durch. Interessant.
Regisseur Westmoreland macht aus dieser spannenden Biografie einen glatten und platten Film, der amerikanisch verklemmt daherkommt, Keira Knightley dazu anhält, mit mit dem ewig gleichen Gesichtsausdruck lasziv dreinzuschauen und der vom wirklichen Leben eigentlich alles ausspart. Sogar die Ausstattung wirkt ungewollt unecht. Unter den glatten Bildern liegt Filmmusik wie ich sie nicht haben möchte. Im Kino läuft zur Zeit Interessanteres.
Was sich auf jeden Fall lohnt, ist ein Blick auf Wikipedia in Colettes Biografie und zwei Blicke in ihre Bücher.
„Colette“ (USA/GB/HU 2018), 112 Min., Regie Wash Westmoreland. Bewertung: Nicht sehenswert
Was es sonst noch gibt: „Santiago, Italia“, „Welcome to Sodom“, „The Apartement“ (Mo), Autorenabend mit Yuri Ancarani (Mi)
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