„Grenzen erreicht“
Die Heimatpfleger in Gesamttirol sehen die Grenzen des Wachstums im Tourismus längst erreicht und haben eine gemeinsame Resolution verfasst.
Am Samstag trafen sich die Vorstände der Nord-, Ost-, Süd- und Welschtiroler Heimatpfleger in Frangart zur 32. Generalversammlung und sprachen über Probleme diesseits und jenseits des Brenner.
Insbesondere ging es um die Grenzen des Wachstums, die in vielen Bereichen längst schon erreicht seien. Aus diesem Grunde haben die Gesamttiroler Heimatpfleger eine gemeinsame Resolution verfasst.
Der Titel: „Weniger ist mehr“.
Lesen Sie selbst:
„Die Fremdenverkehrswirtschaft jubelt über Rekordzuwächse im Sommertourismus („ein Plus von 2 % im Sommerhalbjahr 2018“). Gleichzeitig jedoch mahnt LH Arno Kompatscher, dass „in Teilen Südtirols die zahlenmäßige Grenze inzwischen erreicht sei; deshalb herrsche mittlerweile große Einigkeit darüber, dass man nicht mehr Wachstum, sondern mehr Nachhaltigkeit anstreben müsse“. Und die Südtiroler Wirtschaftszeitung titelte schon im August 2018 mit Blick auf die absehbaren Grenzen des touristischen Wachstums: „Genug kann auch genügen“.
Diese Einschätzungen teilen wir vorbehaltlos! Doch aus Erfahrung wissen wir auch, wie schnell solche Mahnungen im Erfolgsjubel der für den Tourismus Verantwortlichen verhallen können.
Tatsächlich erleben wir seit einigen Jahren einen starken und „nachhaltigen“ Wachstumsschub beim Fremdenverkehr in unserem Land, mit jährlichen Zuwachsraten zwischen 5-6 % sowohl bei den Ankünften als auch bei den Nächtigungen: Letztere überschritten im Jahr 2018 die 32-Millionen-Marke…. Die Gründe liegen in der weltweit starken Konjunktur, in einer neuen Beliebtheit von Nahräumen wie der Alpen – auch angesichts der Angst vor Terrorismus und im Zeichen des Klimawandels in den wärmer werdenden Perioden auf der Suche nach der „Sommerfrische“. Dazu kommt, dass Südtirol als Gastland tatsächlich „qualitativ aufgerüstet“ hat und sein Leistungsangebot in allen Teilbereichen der Branche verbessert und ausgeweitet hat.
Doch dieser Boom hat eine negative Kehrseite – und diese spüren wir von Jahr zu Jahr stärker, sommers wie winters, in unseren Städten, Tälern und auf unseren Bergen: Die Grenzen dieses Wachstums sind vielerorts erreicht! Dieses Wachstum bedarf allzu vieler Gäste, es produziert zu viel Beton und zu viele Betten; dieses Wachstum produziert bedrohlich anschwellende Verkehrslawinen (denn nur 10-15 % der Touristen erreichen Südtirol mit öffentlichen Verkehrsmitteln); dieses Wachstum lässt die Preise auf Kosten der Ansässigen steigen; dieses Wachstum bringt insgesamt einen erhöhten Verbrauch von Landschaft und Ressourcen mit sich und eine größere Belastung des Gebietes und der Umwelt. Und bedenklich ist: Das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft vom Juni 2018 hat schon die Weichen für eine weitere rasante Tourismusentwicklung gestellt.
Angesichts dieser Entwicklung appellieren wir an Landespolitik und Wirtschaft:
Wenn Südtirols Natur und Landschaft ihre herausragende natürliche Qualität weiterhin, also „nachhaltig“, behalten sollen, dann muss die Tourismusentwicklung im Sinne eines strategischen Maß-Haltens und Gegensteuerns grundsätzlich überdacht werden und zwar in Richtung sanfte Mobilität – Klimaland – Bio-Land.“
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