Attacke im Bus
Wer einen Linienbus lenkt, lebt gefährlich. Der Fall einer SAD-Busfahrerin, die in Eggen von einer Passagierin tätlich attackiert wurde. Das Strafverfahren gegen diese wird nun eingestellt.
von Thomas Vikoler
In Bozen werden Buskontrolleure der SASA bei ihrer Arbeit von uniformierten Wachmännern begleitet. Einen derartigen Schutz haben die Busfahrer freilich nicht – obwohl sie ihn zuweilen benötigen würden. Denn die Gewaltbereitschaft der Fahrgäste nimmt offensichtlich zu.
Das zeigt auch ein Zwischenfall, der sich am 10. September an der Bushaltestelle von Eggen in der Gemeinde Deutschnofen ereignete.
Ein SAD-Bus der Linie 180, Deutschnofen-Bozen, macht dort um 12.50 Uhr Halt.
Vor den Volksschülern, die um diese Zeit täglich nach Birchabruck fahren, steigt eine Frau mit einem Kleinkind auf den Arm ein, während ihr Mann mit dem Kinderwagen vor dem Bus wartet. Die Frau, so berichtet die Busfahrerin, die am Steuer saß, hatte kein Geld bei sich. Sie erklärte jedenfalls, sie werde den Fahrpreis nicht zahlen.
Die Entgegnung der Busfahrerin: Ohne zu zahlen könne sie nicht mitfahren.
Die Frau mit dem Kleinkind beginnt, so bestätigen Augenzeugen der Szene, daraufhin laut zu schreien. Die Busfahrerin steht auf, um die Frau daran zu hindern, im Bus weiter nach hinten zu gehen. Die Frau schiebt hingegen ihr Kind, das sie im Arm hält, gegen die Busfahrerin.
Eine bizarre Szene, die darin gipfelt, dass die Frau der Busfahrerin drei Fausthiebe gegen die Brust versetzt.
So steht es in der Anzeige, welche die SAD-Chauffeurin später bei den Carabinieri von Deutschnofen erstattet.
Die Carabinieri wurden nämlich, nach einem Telefonat mit der Bozner Zentrale der Busgesellschaft, von der Busfahrerin an die Haltestelle nach Eggen gerufen. Nach rund einer dreiviertel Stunde trafen sie dort ein.
Währenddessen bleibt der Bus der Linie 180 dort stehen. Die Lehrerinnen verständigen die Eltern der Volksschüler, die vergeblich vor dem Bus auf die Abfahrt gewartet hatten. Sie werden von den Eltern mit dem Auto nach Hause gefahren.
Die Frau mit dem Kleinkind weigert sich weiterhin, aus dem Bus zu steigen. Auch die Carabinieri müssen einige Zeit auf sie einreden, bis sie nachgibt. Sie steigt aus, nach über einer Stunde kann der SAD-Bus seine Fahrt fortsetzten.
Die Busfahrerin hat, wie gesagt, Anzeige gegen die gewalttätige Passagierin erstattet. Auch ein ärztliches Zeugnis (ohne Prognose) legte sie bei. Doch vor wenigen Tagen erhielt sie von der Gerichtspolizei die Mitteilung: Das Verfahren wird eingestellt, wegen Geringfügigkeit der Tat.
Das Fazit der Busfahrerin, die wegen möglicher Racheaktionen lieber nicht namentlich genannt werden will: „Wir Busfahrer müssen uns alles gefallen lassen und können im Grunde nichts dagegen tun. In diesem Fall sind auch schwere Drohungen gegen mich ausgesprochen worden, die mir Angst machen“.
Ein schwacher Trost für sie: Mit dem neuen Fahrplan, der am 9. Dezember im Kraft tritt, wird die Busfahrerin keine Fahrten der Linie 180 mehr absolvieren.
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Kommentare (8)
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nochasupergscheiter
Da erinnere ich mich gleich an den Fall einer bekannten von mir. Ihre Tochter stieg in den Bus, 12 Jahre alt und hatte in der Brieftasche ihren südtirol Pass und zufälliger Weise auch den ihres kleineren Bruders 8 Jahre… Gewohnheitsmassig nahm sie nicht den Pass aus der Brieftasche sondern hielt nur dieselbe an die leseeinheit. Tragischerweise las es nicht ihren Pass sondern den ihres Bruders. Eine anwesende sad Kontrolleurin glaubte hier Betrug zu erkennen konnte aber noch vor Ort über das Missverständnis und die vorhandene eigene Karte aufgeklärt werden. Es hagelte aber Probleme und eine 60 euro Strafe…
ostern
Hoffentlich erwischt es einmal die Person, die diese
unglaubliche Entscheiung gefallen hat persönlich.
Könnte sein, dass sie Meinung ändert.
Wo leben wir nur?