Asmara & Bozen
Was hat die Hauptstadt von Eritrea mit Bozen zu tun? Antworten darauf finden sich in der Ausstellung „Asmara – Afrikas heimliche Hauptstadt der Moderne“ in Bozen.
Was hat die Hauptstadt von Eritrea mit Bozen zu tun? Antworten darauf finden sich in der Ausstellung „Asmara – Afrikas heimliche Hauptstadt der Moderne“, die von der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion an der Fakultät für Design und Künste ab 12. Dezember im Ex-INA-Gebäude in Bozen gezeigt wird.
Sie tourte bereits durch Städte wie Berlin, Tel Aviv, London, München, Bologna, Turin und Miami und wurde auch in Ägypten, Nigeria oder Togo gezeigt. Ab 12. Dezember ist die Ausstellung „Asmara – Afrikas heimliche Hauptstadt der Moderne“ nun erstmals in Bozen zu sehen. Ein Verdienst von Waltraud Kofler-Engl, die sich als Verantwortliche der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion an der Fakultät für Design und Künste in Zusammenarbeit mit Prof. Kuno Prey dafür einsetzte, die von der Stiftung Bauhaus Dessau konzipierte Schau nach Südtirol zu holen.
„Eine Ausstellung über die italienische Architektur der Zwischenkriegszeit in der Hauptstadt von Eritrea in Bozen zu zeigen, mag zunächst verwundern“, sagt die langjährige Denkmalpflegerin. Doch Asmara, das sich mit der Kolonialisierung Eritreas durch Italien ab 1889 von einer kleinen Siedlung zur Hauptstadt und zwischen 1922 und 1941 zu einer afrikanischen Metropole entwickelt hatte und 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe deklariert wurde, hat mehr mit Südtirols Hauptstadt gemein als man denkt.
Schließlich orientierte sich die Kolonialmacht unter Benito Mussolini dort an der modernistischen Stadtplanung Europas und setzte in Eritreas Hauptstadt sowohl nach ästhetischen als auch funktionalen Gesichtspunkten ihre Vorstellungen einer Neuen Stadt mit öffentlichen Bauten, Straßen, Plätzen, Freizeiteinrichtungen, Wohnbauten und Villen für die italienische Oberschicht und Wohnvierteln für die Einheimischen um. Somit ergeben sich laut Waltraud Kofler Engl interessante Parallelen zu Bozens Neustadt, die mit ihrem architektonischen und künstlerischen Erbe aus der Zeit des Faschismus immer noch für ideologisch-politische und ethnische Diskussionen sorgt. „Der Ausstellungsort im Ex-INA-Gebäude von 1936/38 verknüpft Asmara mit Bozen. Asmara und die ‚Neue Stadt‘ von Bozen sind nicht losgelöst von den Ideologien ihrer Entstehung zu betrachten“, sagt die Leiterin der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion.
Auch Prof. Kuno Prey unterstreicht die Symbolik hinter der Entscheidung, die Ausstellung zur Architektur Asmaras hinter den Schaufenstern der Kolonnade des Ex-INA-Gebäudes zu zeigen – und damit ein lange leerstehendes, aber sehr stadtbildprägend und historisch relevantes Gebäude zu nutzen. „Architektur, Design und Kunst in temporär ungenutzten Geschäftsräumen auszustellen, ist nicht nur eine Aufwertung für die Stadt, sondern bringt Projekte in den städtischen Kontext und erschließt dadurch (Leer)Räume mit neue Formen und Inhalten“, sagt der Professor der Fakultät für Design und Künste.
Die Ausstellung wird am 12. Dezember 2018 um 18 Uhr unter den Arkaden des Ex-INA Gebäudes in der Rosmini-Str. 48 in Bozen eröffnet.
Neben Waltraud Kofler-Engl und Kuno Prey wird auch Christoph Melchers vom Verein zur Förderung von Bildung und Publizistik zu Umwelt und Entwicklung e.V. in Berlin in die Ausstellung einführen. Grußworte kommen von Bürgermeister Renzo Caramaschi, Immobilienbesitzer Paolo Tosolini und dem Dekan der Fakultät für Design und Künste Stephan Schmidt-Wulffen. Bereits im kommenden Februar werden die Kolonialpolitik des faschistischen Italien in Ostafrika und die postkoloniale und lokale Erbediskussion dann in einer öffentlichen Veranstaltung thematisiert werden.
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