„Sparen am falschen Ort“
Der neu in den Landtag gewählte Primar Franz Ploner will die Sanitätsreform rückgängig machen: Der Abgeordnete des Teams Köllensperger fordert, dass jedes Krankenhaus wieder einen eigenen ärztlichen Leiter bekommt.
Von Matthias Kofler
Franz Ploner gehört zu den größten Kritikern der Sanitätsreform von Martha Stocker. Wie die TAGESZEITUNG berichtete, war die Landtagskandidatur des ärztlichen Leiters des Krankenhauses Sterzing und Primar der Abteilung für Anästhesie und Schmerztherapie eine Trotzreaktion gegen die Schließung der Geburtenstationen und die Neustrukturierung des Sanitätsbetriebs nach dem Prinzip „Ein Krankenhaus – zwei Standorte“.
Die SVP-Fraktion hatte noch im Spätsommer einen großangelegten Versuch unternommen, Ploner von einer Kandidatur fürs Team Köllensperger abzubringen. So wurde im Juli auf Antrag der SVP-Abgeordneten Sepp Noggler, Maria Hochgruber Kuenzer und Oswald Schiefer eine Abänderung zum Nachtragshaushalt gutgeheißen, mit der die Sanitätskoordination nach Ploners Vorstellungen neu geregelt werden sollte. Die Stocker-Reform sieht vor, dass ab 2019 nur mehr ein ärztlicher Direktor pro Bezirk tätig sein soll: Damit verlieren die Kleinspitäler Innichen, Sterzing und Schlanders ihre ärztlichen Direktoren. Ein Umstand, gegen den Franz Ploner und sein Schlanderser Amtskollege Anton Theiner mobil machten.
Der SVP-Abänderungsantrag sah die Streichung der entsprechenden Passage aus dem Landesgesetz vor. Weil Gesundheitslandesrätin Martha Stocker sich aber vehement dagegen wehrte, dass an „ihrer“ Reform noch einmal Hand angelegt wird, mussten Schiefer und Co. ihren Abänderungsantrag wieder in der Schublade verschwinden lassen.
Franz Ploner schaffte am 21. Oktober den Einzug ins Hohe Haus. Seine erste „Amtshandlung“ besteht nun darin, per Beschlussantrag festlegen zu lassen, dass alle sieben Krankenhäuser in Südtirol wieder einen eigenen ärztlichen Leiter erhalten. Der Antrag wurde von allen sechs Abgeordneten des Teams Köllensperger unterzeichnet. „Zu einer funktionierenden Krankenhauseinrichtung gehören neben den Primariaten auch Verwaltungsleiter, Pflegedienstleiter sowie ein eigener ärztlicher Leiter – so wie das auch für die Gesundheitseinrichtungen gilt“, heißt es im Ploner-Antrag. Auch in der Nachbarprovinz Trient seien diese garantiert und mit eigenständigen Leitern nachbesetzt worden. „Nicht zuletzt, weil die Präsenz des Leiters von komplexen Strukturen vor Ort unerlässlich ist, um eine Ausbildung der Jungärzte und das Schaffen von Ausbildungsstellen in der Peripherie zu ermöglichen, was wiederum im Interesse des ganzen Landes ist“, ist Franz Ploner überzeugt.
Der Primar, der mit Jahresende in Pension geh, übt in seinem Beschlussantrag noch einmal harsche Kritik an der Vorgangsweise der bisherigen Gesundheitslandesrätin. Er schreibt: „Während man zwischen Assessorat, Betrieb und Bezirken auf Verwaltungsebene weiterhin Doppelgleisigkeiten zulässt, statt die Entscheidungswege zu verkürzen, scheint man hingegen beim operativen Personal vor Ort sparen zu wollen. Denn wohl nur im Sinne der Einsparungen beim ärztlichen Personal kann der entsprechende Artikel im Landesgesetz von 2017 interpretiert werden, der in Bezug auf die Figur des ärztlichen Direktors in den Grundversorgungs-Krankenhäusern berechtigten Anlass zur Sorge gibt.“
Mit dem Beschlussantrag will Franz Ploner die (neue) Landesregierung dazu verpflichten, „alles zu unternehmen, um zu verankern und zu garantieren, dass an jedem Standort einer Krankenhauseinrichtung ein ärztlicher Direktor seinen Dienst verübt, und gegebenenfalls freigewordene Stellen nachzubesetzen.“
Spannend wird sein, ob das Team Köllensperger für ihren Antrag auch genügend Stimmen aus der SVP-Fraktion erhält.
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