„Am Turme“
Ein Gemeinschaftsprojekt von Stefan Fabi und Bettina Galvagni auf Castel Lebenberg bei Tscherms
Es gibt Bilder der Literatur- und Kunstgeschichte, die ihre Symbolkraft in einer unausweichlichen Wucht behaupten. Dazu gehört das Motiv des Turms; es ist wehrhaftes Motiv des Rückzugs, Schutzraums und der Isolation, aber genauso steht es für die Utopie eines aufwärts gerichteten oder in die Ferne blickenden Strebens. Nietzsches Zarathustra träumt von Türmen, die sich in die Höhe bauen, in Märchen behausen Prinzessinnen Türme und der Elfenbeinturm oder der Turm von Babel haben ihre Symbolik gar zur Allegorie gemacht.
An die standfeste Gültigkeit solcher Bildkraft bindet der Künstler Stefan Fabi (*1978) sein jüngstes Projekt, das den ersten Teil einer Trilogie darstellt und auf einer alten Burganlage angesiedelt ist. Auf Castel Lebensberg zeigt er Arbeiten aus Holz und Papier, Schnitte, Objekte und Zeichnungen, die fragmentarisch Bedeutungen des Turms aufsuchen und sie aus ihrem historischen, mythologischen und architektonischen Vokabular zu beziehen versuchen. Ähnlich wie im Motiv greift Fabi dabei auch in seiner Bildsprache auf ein Repertoire zurück, das er in diesem Fall in der klassischen Moderne findet, als würde sie in weiter Ferne liegen.
Bettina Galvagni (*1976) stellt das Gedicht „Am Turme“ von Annette von Droste Hülshoff in den Mittelpunkt eines Prosatextes. Der Turm ist dabei weniger Motiv als vielmehr Thema der Reflexion, die dem lyrischen Ich des romantischen Gedichts in seiner Ambivalenz nachspürt und dabei zu existenziellen Fragen vorrückt. Sie schwanken zwischen Gefangenschaft und Ausbruch, Rückzug und Phantasie, Begrenzung und Entgrenzung und nehmen dabei immer wieder den Bezug zu den Werken von Stefan Fabi auf. Wie nahe sich dabei Turm und Traum kommen.
Termin: 1. Dezember um 11.00 Uhr auf Schloss Lebenberg, Tscherms.
www.literaturlana.com
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