Gelungene Gratwanderung
„Monika Hauser – ein Porträt“ von Oberkofler/Eisenstecken in ganz Südtirol zu sehen.
Der Einstieg ist knallhart: Jeder Krieg ist ein Krieg gegen Frauen. Das behaupten Evi Oberkofler und Edith Eisenstecken gleich zu Beginn ihres Porträts über Monika Hauser. Wie recht sie mit dieser Behauptung haben, zeigt der Film ausgiebig und eindrucksvoll. Im Mittelpunkt steht Monika Hauser, die vor 25 Jahren Medica Mondiale gründete, weil sie nicht weiter tatenlos zuschauen wollte. Von den Massenvergewaltigungen in Bosnien hatte die Gynäkologin mit Vinschger Wurzeln aus den Medien erfahren. Heute ist Monika Hauser weltweit unterwegs, den Vergewaltigung als Mittel der Kriegsführung ist bedauerlicher Weise nach wie vor aktuell. Monika Hauser spannt aber auch den Bogen nach Südtirol, zur Gewalt an Frauen direkt vor der Haustür. Oder dahinter.
In nüchternen Schnitten und mit noch nüchterneren Texttafeln führen die Filmemacherinnen ins Thema ein. Danach werden die Zahlen zur Realität. Es erzählen diejenigen, die sich für die Opfer einsetzen – eine bewusste Wahl der Filmemacherinnen. Allzu häufig geschieht es nämlich, dass die Opfer nicht nur durch die Tat sondern auch durch das ungebremste Interesse der Medien gequält werden. „Monika Hauser – ein Porträt“ verzichtet darauf, Traumatisierte vorzuführen. Der Film zeichnet ein Bild von jener Welt, die nach wie vor nicht bereit ist, Frauen den selbstverständlichen Respekt entgegenzubringen.
Monika Hauser – Ein Porträt (DE 2017), 82 Min. Regie: Evi Oberkofler, Edith Eisenstecken. Bewertung: Sehenswert
Termine mit den Regisseurinnen: Schlanders (SO), Brixen (MO), Neumarkt (DI), Kaltern (DO), Meran (FR)
Vorführungen: Bruneck (DO), Sterzing (FR)
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