Die Nacht- und Nebelaktion
Pünktlich zur Eröffnung des Christkindlmarktes sind auch die umstrittene Wölfin und der Löwe auf die Säulen an der Talferbrücke zurückgekehrt. Mit Glasur.
Von Thomas Vikoler
Die beiden scheuen Tiere kamen in der Nacht. Ein Kran der Firma Dal Col hob sie bei Scheinwerferlicht in die Höhe, Arbeiter fixierten sie auf den frisch renovierten Säulen an der Talferbrücke.
Und gestern Vormittag, mit den ersten Sonnenstrahlen, glänzten sie braun wie Schokoladenglasur am Bozner Himmel: Die römische Wölfin und der Markus-Löwe, Teil eines Ensembles zum das faschistische Siegesdenkmal, sind an ihren angestammten Platz zurückgekehrt. Als Kopie und buchstäblich bei Nacht und Nebel, um die Passanten nicht zu stören. Oder auch um Protestaktionen zu vermeiden.
Denn die Sanierung der beiden Symboltiere, von Bürgermeister Renzo Caramaschi gegen den Willen der mitregierenden SVP vorangetrieben, hat von Anfang an für Polemik gesorgt. Insbesondere die Südtiroler Freiheit stellte sich gegen die Restaurierung. Den goldenen Mussolini, den ihm SF-Exponent Christian Kollmann im Februar 2017 deswegen überreichte, zertrümmerte der Bürgermeister umgehend vor der versammelten Presse. Den zerschmetterten Mussolini hat Caramaschi inzwischen in ein „Kunstwerk“ verwandelt.
Nicht unumstritten sind auch die Kosten für die Sanierungs-Operation: Die ursprünglich auf 132.000 Euro veranschlagten Gesamtkosten erhöhen sich im Laufe der Zeit auf 150.000 Euro, allein 38.000 Euro davon entfallen auf die Sanierung der Säulen. Hinzu kommen auch 14.000 Euro für die Anfertigung der Kopien durch die Firma 3D Wood in Pontives.
Bürgermeister Caramaschi zeigte sich gestern zufrieden über den vorläufigen Abschluss des Vorhabens: „Ensembleschutz zu betreiben hat nichts Faschistisches an sich. Er wurde in diesem Fall betrieben, weil Teile der Säulen und der Figuren zu Boden gestürzt sind. Nichts anderes“.
Er lädt gleichzeitig die italienischsprachige politische Rechte ein, deswegen nicht zu triumphieren, und die deutschsprachige, deswegen nicht zu weinen.
Die beiden Originale der Wölfin und des Löwen werden derzeit restauriert. Sie sollen nach Fertigstellung im Stadtmuseum aufgestellt werden. Im Zeitgeschichte-Museum unter dem Siegesdenkmal ist für sie „wegen ihrer Größe“, wie Carmaschi sagt, kein Platz.
Die Polemik wird weitergehen.
Kommentare (32)
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