„Das gibt uns Kraft“
Innichen vier Tage nach der Überschwemmung: Bürgermeisterin Rosmarie Burgmann über die große Solidarität, die Hilfe aus der Partnerstadt Freising und die Angst vor dem Wasser.
TAGESZEITUNG: Frau Bürgermeisterin, wie stellt sich die Lage in Innichen jetzt, einige Tage nach dem Unwetter dar?
Rosmarie Burgmann: Im Großen und Ganzen, das muss man einfach sagen, sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Die Aufräumarbeiten sind derzeit (gestern Vormittag, Anm. d. Red.) noch in vollem Gange. Wir haben alle Keller ausgeräumt und vom Schlamm befreit. Der letzte Keller konnte am Vormittag gereinigt werden. Dann stehen noch Aufräumarbeiten auf den Grünflächen und den Wegen an. Es regnet leider immer wieder ein bisschen, das ist zusätzlich eine Belastung für die Helfer.
Wie steht es um die Hilfsbereitschaft im Dorf und darüber hinaus?
Die Solidarität der Bevölkerung und die große Hilfe durch die Feuerwehren aus den Nachbarorten sind wirklich beeindruckend. Da kann man nur ein ganz großes Vergeltsgott sagen. Sogar noch jetzt, vier Tage nach dem Unwetter, sind die Feuerwehren von auswärts hier, um zu helfen. Genauso sind sehr viele freiwillige Helfer im Einsatz, die maßgeblich dazu beitragen, die Situation in den Griff zu bekommen. Alle helfen in vielfältigster Weise: Zeug sortieren, reinigen, zerstörte Dinge wegschmeißen. Diese Unterstützung hilft den Betroffenen auch, mit der Situation besser zurechtzukommen. Das berührt sie wirklich sehr.
Sogar die Feuerwehrleute aus der bayrischen Partnerstadt Freising sind angerückt, um zu helfen…
Wir pflegen eine Partnerschaft zur Stadt Freising, ganz besonders die Feuerwehren sind in gutem Kontakt. Als sie in Freising erfahren haben, was in Innichen los ist uns dass dort jede Hand gebraucht wird, haben sie kurzerhand eine Truppe zusammengetrommelt und sind zu uns gekommen. Am Dienstag sind die Feuerwehrleute in Freising um 4.00 Uhr morgens gestartet, bis zum Donnerstag Nachmittag haben sie geholfen. Das ist echte, gelebte Partnerschaft. Dass Menschen diesen weiten Weg und die Strapazen auf sich nehmen, um zu helfen, ist wirklich schön. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Feuerwehrleute hier zum Teil ständig im Einsatz sind, das ist Schwerstarbeit für alle. Da ist solche Hilfe und Beistand wirklich Gold wert. Das gibt den Leuten vor Ort Kraft.
Vor allem Keller sind überflutet worden. Hat man alles aufräumen können oder wird es auch längerfristig Probleme geben, weil etwa Häuser unbewohnbar sind?
Das muss alles noch abgeklärt werden. Manche Keller waren bis zur Decke hin voll mit Schlamm. Jetzt muss noch gesäubert werden, dann geht es an die Trockenlegung. Das Austrocknen wird die nächste Herausforderung. Aber es gibt bereits Firmen, die ihre Unterstützung angeboten haben.
Was den Hochwasserschutz betrifft: Hat sich die Situation für Innichen mit diesem außergewöhnlichen Unwetter grundsätzlich verschlechtert?
Das kann man so nicht sagen. Aber die Wetterkapriolen der vergangenen Jahre haben überall gezeigt, dass sich die Situation verschärfen wird. Dass Innichen ein von Hochwasser gefährdetes Gebiet ist, wissen wir. Die Drau und der Sextner Bach werden weiter durch den Ort fließen. Aber es gibt keine neuen Risikofaktoren.
Muss man kurzfristig Maßnahmen treffen, um Überflutungen zu verhindern?
Zuerst müssen die Bewertungen durch die Experten abgewartet werden. Vordinglich ist derzeit, den Menschen zu helfen und den Normalzustand wieder herzustellen.
Wie lange wird es dauern, bis das Problem langfristig mit einem Hochwassertunnel zwischen Sexten und Innichen gelöst ist?
Ich gehe davon aus, dass sich ein solches Unwetter so bald nicht wiederholen wird. Hoffentlich. Die Planung für den Hochwassertunnel startet jetzt. Dieses Projekt bedeutet einen großen Eingriff, das braucht alles seien Zeit. Wir gehen davon aus, dass wir im Laufe des kommenden Jahres so etwas wie ein Vorprojekt in Händen halten werden. Mit 2020 sollte die Planung abgeschlossen sein. Dann sehen wir weiter.
Kommen Sie als Bürgermeisterin in Tagen wie diesen überhaupt zum Ausruhen?
Am Montag hatten wir eine kurze Nacht, da habe ich mich höchstens für drei Stunden kurz ins Bett gelegt. Ansonsten bin ich jetzt freilich jeden Tag im Einsatz. Untertags hat es immer wieder kleine Krisensituationen gegeben, weil es weiter geregnet hat. Aber am Abend gibt es keine Probleme mehr, da kann man jetzt schlafen.
Interview: Silke Hinterwaldner
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