„Sendung war mir zu billig“
Julia Forcher aus Kastelbell hat bei der Schweizer Ausgabe von „Der Bachelor“ mitgemacht. Nun ist sie nicht mehr dabei. Die 24-Jährige schied bereits in der ersten Nacht der Rosen aus. Wie es dazu kam und warum ihr die Sendung zu gewagt war.
Tageszeitung: Frau Forcher, lange waren Sie bei der Sendung nicht dabei. Bereits in der ersten Nacht der Rosen mussten sie nach Hause fahren. Hat Sie das überrascht?
Julia Forcher: Nein eigentlich nicht. Es war ganz cool, neue Erfahrungen zu sammeln und nach Thailand zu fliegen, aber ich bin ganz froh nicht mehr dabei zu sein. Es wurde nur viel Drama gemacht, alles war übertrieben. Ich habe bald gemerkt, dass ich in diese Sendung nicht so sehr reinpasse. Das war mir dann doch zu gewagt, wie sich die Frauen präsentiert haben.
Also haben Sie es sich anders vorgestellt…
Ja, ich habe mir immer die deutsche Version des Bachelors angesehen und ich muss sagen, mir war es in dieser Staffel ehrlich gesagt zu billig. Frauen haben die Brüste gezeigt oder sich zu fünft eingecremt. Sie haben mir dann immer gesagt, ich soll doch auch mitmachen. Das habe ich dann aber nicht. Das geht mir zu weit. Ich habe auch meine Grenzen und muss mein Gesicht wahren können. Mir war die ganze Situation dann auch etwas zu viel. Ich habe mich dann immer mehr zurückgezogen.
War das vielleicht auch ein Grund, warum Sie nicht weitergekommen sind?
Sicher. Ich bin nicht eine Frau, die sich in den Vordergrund drängt. Die anderen Frauen haben sich dem Bachelor um den Hals geworfen und waren sich für nichts zu schade. Ich bin eher ein ruhiger Typ und bleibe im Hintergrund. Ich glaube, er steht einfach auf künstliche Frauen, die sich vielen Schönheitsoperationen unterzogen haben. Er hat auch anderen Frauen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Es hätte sich wahrscheinlich nicht gelohnt, weiterzumachen.
Hätten Sie dann überhaupt die Rose angenommen?
Darüber habe ich schon während der Sendung öfters nachgedacht, aber ich hätte die Rose eher nicht angenommen. Ich glaube, ich hätte mich geschämt, weiterhin dabei zu sein.
Ist die Sendung nur auf Quoten aus?
Ich glaube, dass sie nur auf Quoten aus gewesen sind. Es sind viele Frauen dabei, die vom Beruf Influencerinnen sind. Diese haben bereits eine große Community.
Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, bei der Sendung mitzumachen?
Ich habe mich nicht direkt bei der Sendung beworben, sondern die Leute von der Produktion haben mich in einer Disco in Zürich angesprochen, ob ich nicht mitmachen möchte. Sie haben gesagt, ich würde gut in die Sendung reinpassen. Zuerst haben sie mich aber gefragt, ob ich die nächste „Bachelorette“ sein möchte. Ich musste dann aber absagen, weil ich zu dieser Zeit noch einen Freund hatte. Dann haben sie mich noch zweimal gefragt, einmal beim Ausgehen und einmal auf Instagram. Dann habe ich Ja gesagt. Es ist dann eigentlich alles sehr schnell gegangen. Innerhalb von zwei Wochen war ich dann schon in Thailand. 12 Tage war ich dann etwa dort.
Wie hat Ihr Umfeld reagiert, als Sie gesagt haben, Sie nehmen daran teil?
Sie waren positiv überrascht. Meine Freundinnen haben mich auch ermutigt mitzumachen und mich in meiner Entscheidung unterstützt. Sie haben mir auch gesagt, mir soll es egal sein, was andere über mich reden werden. Denn wenn in Südtirol jemand aus der Reihe tanzt, dann ist das gleich ein Skandal. Das war schön zu hören. Meine Mutter war anfangs etwas skeptisch, das hat sich dann aber gelegt.
Haben Sie dann wirklich geglaubt, Ihre große Liebe zu finden?
Ich habe mir gedacht, es könnte passieren. Man kann ja nie wissen. Mit normalen Hausverstand weiß man aber, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist.
Dann waren Ihre Erwartungen bereits im Vorhinein gering…
Ich habe mir gedacht, ich probiere es mal aus. Ich bin mit keinen Erwartungen in die Sendung hineingegangen. Ich hatte auch nicht Zeit groß zu überlegen, weil wir relativ schnell nach Thailand geflogen sind. Ich habe mich auf das Abenteuer gefreut und dass ich neue Leute kennenlerne.
Mussten Sie sich während dieser Zeit auch an gewisse Regeln halten?
Wir mussten alle Handys abgeben. Ansonsten gab es nicht viele Regeln. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Wie war es dann mit so vielen Frauen zusammenzuleben? Es waren ja doch 20 Frauen dabei…
Ein paar Frauen waren ganz nett. Bei anderen musste man hingegen sehr vorsichtig sein. Da brauchte man nur ein falsches Wort sagen und da gab es bereits ein riesen Drama. Da werden auch ganz spezielle Frauen ausgesucht, die sich auch dementsprechend verhalten. Das ist nicht gespielt.
Es wird oft auch behauptet, dass nur jene Frauen an dieser Sendung teilnehmen, die sich selbst vermarkten wollen, um bekannter zu werden. Was ist dran an dieser Kritik?
Bei diesem Bachelor hatte ich das Gefühl, dass wenige Frauen dabei waren, die den Bachelor auch wirklich kennenlernen wollten.
Generell werden diese Reality-Sendungen, wie „Bachelor“ oder auch „Bachelorette“ vielfach kritisiert. Hat Sie das nie gestört?
Nein überhaupt nicht. Mir ist das eigentlich egal, wenn die Menschen dies kritisieren oder darüber reden. Wenn sie glauben, darüber urteilen zu müssen, ist es ihre Sache. Die meisten sehen sich diese Sendungen dann eh gerne an. Offen würden sie das aber nicht sagen.
Wirken sich solche Reality-Shows nicht auch negativ auf das Frauenbild aus?
Bei dieser Staffel sicher. Auch die Message, die mit dieser Sendung vermittelt wird, ist tragisch: Nur wer seinen Körper verkauft, kommt weiter. Denn genau jene Frauen, unter anderem ich, die dies nicht getan haben, haben keine Rose bekommen. Was soll den jungen Zuseherinnen damit vermittelt werden? Ich finde das einfach traurig.
Bereuen Sie es jetzt im Nachhinein, dass Sie an dieser Sendung teilgenommen haben?
Nein überhaupt nicht. Es haben sich beruflich viele Türen geöffnet. Seitdem ich nicht mehr dabei bin, habe ich viele Aufträge in der Schweiz bekommen, wie etwa im Modelbusiness und Motocross-Geschäft.
Interview: Eva Maria Gapp
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