Lieber Leistungen als Prämien
Betriebliche Wohlfahrtsleistungen anstelle von Leistungsprämien? 55 Prozent der Südtiroler Arbeitnehmer würden dem zustimmen, hat das AFI herausgefunden.
Die Wohlfahrtsleistungen der Betriebe feiern auch in Südtirol ein lebhaftes Comeback. Im aktuellen Herbst-Barometer hat das Arbeitsförderungsinstitut (AFI) die Arbeitnehmerschaft in Südtirol dazu befragt.
Fast zwei Drittel der Südtiroler Arbeitnehmer (65 Prozent) erhalten vom Arbeitgeber Zuschüsse für eine private Krankenversicherung, 63 Prozent bekommen Zuschüsse für einen privaten Rentenfonds und 62 Prozent haben Mensa oder erhalten Essensgutscheine.
Überraschend: 55 Prozent der Arbeitnehmer sehen Wohlfahrtsleistungen des Betriebes als Alternative zu Prämien bzw. zu mehr Lohn, während 27 Prozent der Befragten damit nicht einverstanden wären.
Doch der Reihe nach:
Die zwischen 2016 und 2017 eingeführten Steuervergünstigungen auf betriebliche Sozialleistungen ermöglichen es den öffentlichen und privaten Arbeitgebern, mit vertretbaren Kosten einen Mehrwert für ihre Angestellten zu schaffen. So zum Beispiel kann der Arbeitnehmer Betriebsprämien für die Steigerung der Produktivität mit einem Einkommenssteuersatz von nur zehn Prozent günstig versteuern, und wenn diese in betriebliche Wohlfahrtsleistungen umgewandelt werden, sind sie sogar steuerfrei.
Drei Leistungen überflügeln alle anderen
Die Umfrage des AFI zeigt: Fast zwei Drittel der Südtiroler Arbeitnehmer (65 Prozent) erhalten von ihrem Arbeitgeber Zuschüsse für eine private Krankenzusatzversicherung, 63 Prozent bekommen Zuschüsse für einen privaten Rentenfonds und 62 Prozent erhalten Mensaleistungen oder Essensgutscheine.
Diese drei Zusatzleistungen wünschen sich Südtirols Arbeiter und Angestellte am meisten von ihren Betrieben und es sind genau jene, die sie am häufigsten erhalten.
Relativ oft kommen Arbeitnehmern auch in den Genuss von betrieblichen Wohlfahrtsleistungen im Bereich Freizeit und Kultur (24 Prozent), Rechts- oder Steuerberatung (23 Prozent) sowie von Einkaufsrabatten (22 Prozent) und begünstigten Finanzierungen und Darlehen (20 Prozent).
Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Jeder vierte (25Prozent) der im AFI-Herbstbarometer befragten Arbeitnehmer wünschte sich eine Vergünstigung für die Fahrt zur Arbeit. zwölf Prozent der Arbeitnehmer geben an, eine solche bereits zu erhalten.
Eine betriebseigene Kleinkindbetreuung sowie Beiträge für den Kauf von Schulbüchern wünschen sich 21 Prozent der Südtiroler Arbeitnehmerschaft. 14 Prozent bekommt diese Sozialleistungen bereits von Betrieben.
Allgemein wünschen sich junge Leute mehr Leistungen, die Lebenshaltungskosten sparen helfen wie Mensa, Essensgutscheine oder Fahrtenzuschüsse. Die etwas Älteren bevorzugen hingegen mehr Unterstützung bei Krankenversicherung und Zusatzrente.
Soziale Boni statt Betriebsprämien?
Sind also betriebliche Wohlfahrtsleistungen eine gute Alternative zu Produktivitätsprämien oder Lohnaufbesserungen? Hier spalten sich die Geister.
55 Prozent der Arbeitnehmer würden wertgleiche, erweiterte Wohlfahrtsleistungen des Betriebes anstelle von Prämien/Gehaltserhöhungen befürworten und nur 27 Prozent wären damit nicht einverstanden.
Diese Meinungslage ist der auf Staatsebene ziemlich ähnlich: Eine Studie von CENSIS und eudaimon zeigt, dass in Italien 65 Prozent der Beschäftigten wertgleiche betriebliche Sozialleistungen als Alternative zur Lohnerhöhung annehmen würden.
„Sicher ist, dass betriebliche Zusatzleistungen gerade bei jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine immer größere Rolle spielen“, betont AFI-Forscher Friedl Brancalion. Für die Betriebe hingegen könnten die begehrtesten sozialen Boni der Schlüssel einer erfolgreichen Personalrekrutierung und eines guten Betriebsklimas sein.
„Dass Lohnerhöhungen für lohnabhängig Beschäftigte in Südtirol vor dem Hintergrund des anhaltenden Wirtschaftsaufschwungs längst überfällig sind, liegt auf der Hand. Für uns als Gewerkschaften ist es wichtig, dass sie kommen, entweder in Form von mehr Geld oder als zusätzliche betriebliche Wohlfahrtsleistung“, sagt AFI-Präsidentin Christine Pichler.
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Kommentare (5)
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leser
Mit diesen methoden macht man such den arbeutnehmer wohl komplett zzm sklaven
Und die gewerkscgaften begrüssen das auch noch, offenbar sehen sie ein, dass sue bei tarifverhandlungen versagt haben oder keinen einfluss mehr haben und müssen sich mit den zuckerlen der vereinbarungen von banken, konzernen und politikern zurechtfinden