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Frau in der Kiste

Der 53-Jährige Nalser Reinhold Thurner räumt nun ein, seine Lebensgefährtin bei Verona in einer Apfelkiste eingesperrt zu haben. Allerdings nur eine Nacht lang.

von Thomas Vikoler

Was passiert mit einem Menschen, der zwei Wochen lang – bei Temperaturen von bis zu 35 Grad – in einer Apfelkiste eingesperrt ist und dort pro Tag lediglich einen Apfel und ein halbes Liter Wasser zu sich nimmt?

„Es müsste mindestens ein Knöchelödem aufgetreten sein und die betreffende Person befände sich in einem gesundheitlich prekären Zustand, wie die Erfahrungen von politisch motivierten Hungerstreiks, etwa jene von Marco Pannella, zeigen“. Das schreibt die Veroneser Gerichtsmedizinerin Gabriella Trenchi in einem Bericht im Auftrag der Verteidigung zu einem spektakulären Kriminalfall vom vergangenen Sommer.

Am 28. August war in einer Obstwiese bei Verona M.G., eine 44-jährige Polin, von Arbeitern der nahen Autobahn A22 aufgefunden und befreit worden. Sie war in zwei übereinandergestapelten Obstkisten eingesperrt.

M.G.s Lebensgefährte, der 53-jährige Nalser Obstbauer Reinhold Thurner, wurde daraufhin unter dem Vorwurf der Freiheitsberaubung, erschwert durch den Umstand der Folter, verhaftet. Seine Partnerin hatte erklärt, von ihm nach einem Streit zwei Wochen lang in den Obstkisten gefangengehalten worden zu sein. Also vom 14. August an.

Eine Darstellung, die Thurner in einer schriftlichen Erklärung entschieden bestreitet. „Ich gebe zu, ich habe sie eingesperrt. Allerdings lediglich für eine Nacht“, schreibt der Tatverdächtige, der weiterhin im Gefängnis von Montorio Veronese in U-Haft einsitzt.

Er habe M.G. am Morgen des 28. August den Carabinieri übergeben wollen, verteidigt sich Thurner. Die Frau habe an seinen landwirtschaftlichen Geräten Sabotage-Akte verübt.

Doch darum geht es nicht in dem Strafverfahren, in das auch ein Angestellter Thurners verwickelt ist. Die zuständige Veroneser Staatsanwältin Maria Beatrice Zanotti hat die Ermittlungen inzwischen abgeschlossen und für beide Tatverdächtigen ein Sofort-Verfahren beantragt.

Die Verteidiger Thurners, Paolo Fava und Mirco Zambaldo, wollen dort die Vorhaltungen in einem entscheidenden Punkt abschwächen. Dem der Folter. Sie haben Defensiv-Ermittlungen angestellt, die Folgendes ergeben haben: M.G. konnte nie und nimmer zwei Wochen in den Obstkisten verbracht haben.

LESEN SIE AM DONNERSTAG IN DER PRINT-AUSGABE:

  • Was die Defensiv-Ermittlungen ergeben haben.
  • Mit welcher Strafe Reinhold Thurner rechnen muss.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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