Der Rücktritt
Er ist schwer enttäuscht: Renato Stancher hat seinen Rücktritt als Vizebürgermeister und Gemeinderat in Bruneck eingereicht. Der Grund ist sein schlechtes Abschneiden bei der Landtagswahl.
Von Silke Hinterwaldner
Renato Stancher klingt müde. Das kommt nicht von ungefähr: Nach der Landtagwahl am Sonntag hat sich der Vizebürgermeister von Bruneck zwei Tage und zwei Nächte mit der Frage gefasst, wie es weitergehen soll. Jetzt hat er eine Entscheidung getroffen.
„Ich werde“, sagt er schweren Herzens, „als Vizebürgermeister von Bruneck und als Gemeinderat zurücktreten.“
Dieser drastische Schritt hat mit dem Ausgang der Wahl zu tun. Stancher hatte mit Leidenschaft am Projekt „Noi per l’Alto Adige“ von Roberto Bizzo gearbeitet. Das erklärte Ziel war die Aufhebung der Ideologien zwischen links und rechts und das Gründen einer neuen italienischen Politik des Zusammenlebens. Das Projekt ist gescheitert: kein Mandat im Landtag.
Für Renato Stancher kommt hinzu, dass er in seiner Heimatgemeinde Bruneck lediglich 188 Vorzugsstimmen bekommen. Dabei hatte der Vizebürgermeister vor der Wahl allen italienischsprachigen Familien in der Stadt einen Brief geschrieben und sie um Unterstützung geben. Das enttäuschende Ergebnis veranlasst ihn jetzt zu seinem Rücktritt aus den Gemeindeämtern. Stancher sagt: „Es wäre arrogant, wenn ich jetzt bleiben würde. Ich bin nicht mehr der Vertreter der Italiener in Bruneck.“
Das ist ein bitterer Abschied nach einer langen Zeit in der Gemeindepolitik: 24 Jahre lang war Stancher Gemeinderat, davon zehn Jahre lang Vizebürgermeister. Die Zusammenarbeit mit der SVP hat trotz anfänglicher Skepsis immer gut funktioniert. „Ich wollte“, sagt Stancher, „meine Stadt immer zu einem besseren Ort machen.“ Die lauten Töne liegen ihm nicht, er wollte das Miteinander stärken. Umso mehr wundert er sich jetzt auch über den Sieg der Lega, einer „laut schreienden Partei“. Das ist so gar nicht seine Art.
Und so verabschiedet sich Renato Stancher aus der Gemeindepolitik. Jetzt muss Bürgermeister Roland Griessmair einen neuen Stellvertreter finden, ein Italiener muss es sein, damit kommen drei Vertreter des „Polo di Brunico“ in Frage, dem auch Stancher angehört. In den Gemeinderat soll jetzt der nächstgewählte Diego Dolcetti nachrücken.
Ähnliche Artikel
Kommentare (11)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
tiroler
Beleidigte Leberwurst
andreas
@susi
Doch ist es, wenn er ein übergeordnetes Interesse gegenüber den Betroffenen hatte und das ist bei Wahlwerbung gegeben.
Das Thema ist recht komplex, auf jeden Fall werden Adressen für Briefe längst nicht so streng gehandhabt wie Onlineadressen.