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„Akute Gefahr“

Oswald Schiefer liebäugelt nach seiner Wahlschlappe mit einem Comeback als Bürgermeister von Kurtatsch: Einige Dörfer im Unterland würden Gefahr laufen, ans Team Köllensperger verloren zu gehen.

Von Matthias Kofler

Oswald Schiefer wurde am Sonntag als einziger SVP-Landtagsabgeordneter abgewählt. Die Wahlschlappe ist für den Kurtatscher doppelt bitter: Zum einen muss er nach fünf Jahren seinen Stuhl im Hohen Haus räumen, zum anderen hat das Unterland erstmals keinen SVP-Vertreter mehr im Landtag sitzen.

Schiefer muss das schlechte Ergebnis auf die eigene Kappe nehmen: In keinem anderen Bezirk stürzte die SVP im Vergleich zu 2013 so stark ab wie im Überetsch-Unterland: Von den vormals 46,6 Prozent bzw. 18.297 Wählern kreuzten heuer nur mehr 39,2 Prozent bzw. 15.619 das Edelweiß an. Der Kurtatscher büßte 1.411 Vorzugsstimmen ein, 156 davon allein in seiner Heimatgemeinde. „Ich war in den letzten Jahren aufgrund meiner Landtagsarbeit nicht mehr so nahe an den Leuten dran“, zeigt sich Schiefer selbstkritisch.

Andererseits habe ihm auch die Partei „viele Eier“ gelegt, sagt der Unterlandler und nennt den Flughafen, die Sanitätsreform, die Kandidatur von Maria Elena Boschi und die Beauftragung der PD-Politikerin Francesca Puglisi zur Autonomie-Botschafterin. Bei vielen dieser Themen fuhr Schiefer einen Zickzackkurs: zuerst dafür, dann dagegen, dann wieder dafür. Dafür bekam er nun die Quittung serviert. „Als einfacher Abgeordneter hast du kaum Einflussmöglichkeiten, sondern wirst nur als Stimmvieh der Partei betrachtet“, ärgert sich Schiefer. Nun habe er wieder mehr Zeit, sich mit den Problemen der Menschen vor Ort auseinanderzusetzen und könne seine Meinung nach außen klar vertreten. „Die Unterlandler wurden zu oft allein gelassen. Mir ist es ein Anliegen, dass die SVP-Mitgliedschaft wieder einen Mehrwert bekommt. Es soll sich keiner dafür schämen müssen, ein SVP-Kartl zu haben“, sagt Schiefer.

Der abgewählte Edelweißpolitiker liebäugelt damit, im Frühjahr 2020 wieder in seine alte Rolle als Bürgermeister von Kurtatsch zurückzukehren, die er 30 Jahre lang innehatte. „Mein Heimatdorf, aber auch einige andere Unterlandler Gemeinden, sind akut gefährdet, ans Team Köllensperger verloren zu gehen“, sagt Schiefer mit Blick auf die Wahlergebnisse.

Kurtatsch wird zurzeit von Martin Fischer regiert, der vor ein paar Jahren aus der SVP ausgetreten ist. Die Bürgerliste ist mit drei Vertretern im Gemeinderat vertreten und pflegt gute Kontakte zum Team Köllensperger. In Schiefers Umfeld wird spekuliert, dass Fischer 2020 für die Oppositionsliste kandidieren könnte. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, dass Schiefer in Kurtatsch vor allem deshalb so viele Stimmen verloren habe, weil der Bürgermeister nicht ihn, Schiefer, sondern die Grünen und das Team Köllensperger unterstützt habe. Der Bürgermeister habe sich zudem nicht bereit erklärt, den Bürgern eine Wahlempfehlung für den SVP-Landtagsabgeordneten zuzuschicken. Will sich Schiefer dafür nachträglich rächen? Oder zieht sich der 68-Jährige am Ende doch in den politischen Ruhestand zurück?

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