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Tram ins Ahrntal

Während Bozen endlich eine Tram bekommen soll, müssen Bruneck und das Tauferer Ahrntal weiter warten. Dies obwohl der Individualverkehr und die Nutzung der Busse immer stärker zunehmen. Jetzt wagt Altsenator Hans Berger einen Vorstoß.

von Silke Hinterwaldner

Hans Berger könnte sich in seinem politischen Ruhestand auch gemütlich zurücklehnen und sich keine Gedanken mehr machen über die Zukunft seines Landes. Aber das ist ganz und gar nicht die Art des Altsenators.

Hans Berger will immer noch etwas bewegen – dieses Mal geht es um die Mobilität in seinem Heimattal, dem Tauferer Ahrntal. Die Idee ist nicht neu, vielmehr verstaubte sie immer wieder in der Schublade. Völlig zu Unrecht, wie Hans Berger meint. Denn mehr denn je fahren die Bewohner in Prettau, Mühlwald, Ahrntal, Sand in Taufers und Gais zwischen Bruneck hin und her: weil sie dort die Schule besuchen, weil sie dort arbeiten, weil sie zum Einkaufen hinfahren oder weil Gäste aus ihren Hotels unterwegs sind. Erstaunlich dabei: Eine Erhebung im Amt für Personennahverkehr hat ergeben, dass diese öffentliche Buslinie die am meisten befahrene in Südtirol ist. Eine Million Fahrgäste hat man dort mittlerweile jährlich.

All das aber hat die Entscheidungsträger bisher nicht ausreichend beeindruckt. Denn als Wittrida Mitterer vom Kuratorium für technische Kulturgüter vor einigen Jahren die Initiative zur Revitalisierung der Tauferer Bahn startete, zeigten sich auf lokaler Ebene zwar Bürgermeister und Bürger begeistert, aber in die Prioritätenliste der Mobilitätsprojekte beim Land wurde dieses Projekt trotzdem nicht ganz nach vorne geschoben. Im Gegenteil. Nach einigen Studien, Ausstellungen, Gesprächen und Diskussionen wurde es wieder ganz still um die Tauferer Bahn.

Hans Berger lässt die Idee aber nach wie vor keine Ruhe. Er hat längst nicht mehr nur einen einzigen Vorschlag im Kopf, nicht nur eine Straßenbahn wäre machbar, man könnte auch an den Bau einer Seilbahn denken. Mit dem Seilbahnunternehmer Leitner hat er darüber bereits gesprochen, 15 Kilometer Seilbahn auf ebener Fläche, das ließe sich machen, lautete die Antwort.

„Das Problem mit der steigenden Mobilität im Tauferer Ahrntal muss einer Lösung zugeführt werden“, sagt Hans Berger. Bereits als Landesrat für Tourismus stand er hinter der Idee einer Revitalisierung der Tauferer Bahn – trotzdem ist man bisher keinen wirklich großen Schritt weitergekommen. Es müssten die finanziellen und urbanistischen Voraussetzungen geschaffen werden, weiß Berger. Aber davon ist man im Moment noch weit entfernt. Was aber würde so etwas kosten? Abhängig davon, ob ein Zug mit  Bahnhöfen, Unterführungen und baulichen Elementen errichtet wird, oder ob man sich für eine einfache Straßenbahn oder Seilbahn entscheidet, kostet die Umsetzung grob geschätzt zwischen 70 und 150 Millionen Euro.

Hans Berger hat lange genug in der Politik gearbeitet, um zu wissen, welche Hürden genommen werden müssen, um ein Projekt Realität werden zu lassen. Umso mehr zeigt er sich nun motiviert, auch in dieser Frage endlich einen Schritt weiter zu kommen. „Sehr zu meinem Leidwesen“, sagt er rundheraus, „hat sich bei den politischen Verantwortungsträgern bisher die Begeisterung in Grenzen gehalten.“

Dabei steigt nicht nur der Individualverkehr, sondern auch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Da liegt es nahe, auch jene einzubinden, die bisher das Angebot liefern. Das Busunternehmen Oberhollenzer wurde deshalb bereits vor Jahren in die Planung involviert. Ziel wäre es, dass Busse als Zubringer für die Haltestellen entlang der Tram eingesetzt würden, das gesamte Netz sollte und muss gut aufeinander abgestimmt sein.

Gleichzeitig aber, das sollte man nicht außer Acht lassen, wartet man in St. Georgen seit vielen Jahren auf eine Umfahrung. Dort leidet man unter dem zunehmenden Verkehr entlang der Strecke. Zwar würde der Bau einer Straßenbahn möglicherweise Erleichterung bringen, aber es ist nicht davon auszugehen, dass man in St. Georgen im Gegenzug bereit ist, auf die Umfahrung zu verzichten. „Deshalb“, sagt denn auch Hans Berger, „sollte das eine das andere nicht ausschließen. Wenn man ein halbwegs lebenswertes Tauferer Ahrntal erhalten will, muss man endlich diese Ideen vorantreiben.“

Er selbst versucht heute schon, nur dann mit dem Auto zu starten, wenn es keine Stoßzeiten gibt. Frühmorgens zwischen 7.00 und 8.00 und am frühen Abend steigt er nicht ins Auto, um nach Bruneck aufzubrechen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Dann ist die Gefahr groß, dass man für die kurze Strecke viel länger benötigt als notwendig. „Es ist an der Zeit“, sagt Hans Berger, „diesem Thema das nötige Gewicht zu geben.“ Jetzt beim Start einer neuen Legislaturperiode im Landtag sieht er einen guten Zeitpunkt gekommen, das Thema wieder auf den Tisch zu bringen. Wer Hans Berger kennt weiß auch, dass dies keine leeren Drohungen sind.

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