Die Gattin
Es ist Abend, vor dem Einschlafen möchte er noch etwas Sex. Sie nicht unbedingt. Dann läutet das Telefon. Das Nobelkomitee ruft an.
von Renate Mumelter
Er ist Joe Castleman, Mann, Schriftsteller, nicht ganz treu. Sie ist Joan Castleman, Frau, Ehefrau und treu. Früher schrieb sie auch, erzählt Björn Runge in „The Wife“. Später widmete sie sich ganz dem Haushalt, ihrer Familie und ihrem schreibenden untreuen Mann. Heute hüpft sie mit ihm begeistert auf dem weichen Bett, weil er den Nobelpreis für Literatur gewonnen hat.
Was folgt ist die Reise nach Stockholm. Die hoch schwangere Tochter kommt nicht mit, der Sohn schon. Er wartet als angehender Schriftsteller verzweifelt auf ein anerkennendes Wort des Vaters. Die Mutter findet seine Erzählung sehr gut.
In Stockholm läuft alles so ab wie man sich das vorstellt, inklusive dem lästigen Journalisten, der zu Castlemans Biographen werden möchte.
Joan darf Joes Mantel halten, bekommt das Damenprogramm serviert, lächelt und freut sich. Sie liebt ihren Mann. Sehr. Er sie auch.
Rückblenden erzählen, dass die beiden sich bei einem Uni-Schreibseminar kennen gelernt haben. Er war der Lehrer, sie schrieb besser. Auf Karriere hoffte sie nicht. Die war für schreibende Frauen nicht vorgesehen. Deshalb wählte sie einen anderen Weg.
„The Wife“ erzählt ein brisantes Thema, das immer noch traurige Realität sein kann dies aber nicht mehr sein müsste. Glenn Close spielt die ständig lächelnde, verzweifelt liebende, devot ergebene und doch ungemein starke Frau großartig. Jonathan Pryce passt gut dazu.
The Wife (USA/SE/GB 2017), 100 Min.: Björn Runge mit Glenn Close, Jonathan Pryce. Bewertung: Brisantes Thema, hervorragend gespielt
Was es sonst noch gibt: „Ballon“, „Un affare di famiglia“, „Papst Franziskus“, „La strada die Samouni“ (MI)
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