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Die versteckte Mutter

Andreas Pöder

Am Mittwoch wurde in der RAI-Sendung „Chi l’ha visto“ ein besonderer Südtiroler Fall gezeigt: Eine Mutter wurde mittels richterlicher Anordnung vor ihrer Tochter in einem Pflegeheim versteckt.

von Markus Rufin

Die RAI-Sendung „Chi l’ha visto“ berichtet normalerweise über Personen, die verschwunden sind. Ermittler und Angehörige berichten über eine vermisste Person.

Am Mittwoch wurde nun aber ein besonderer Fall ausgestrahlt, der sich in Meran zugetragen hat. Besonders daran ist vor allem, dass es sich eigentlich um keine vermisste Person handelt. Vielmehr wird die Person versteckt.

Aber von Anfang an: In der Sendung vom Mittwoch ging es um eine Frau, die den Aufenthaltsort ihrer 82-jährigen Mutter herausfinden wollte. Bis vor einigen Monaten hielt die Mutter in einem Pflegeheim in Meran auf.

Die Tochter besuchte ihre Mutter zwar immer wieder, war aber mit den Bedingungen unter denen ihre Mutter leben musste, nicht einverstanden. Vor allem die Dosierung der Medikamente machte der Mutter zu schaffen. Dabei soll sie die Pfleger und Betreuer auch verbal angegriffen haben.

Vor einigen Monaten soll der Konflikt angeblich eskaliert sein. Laut dem Bericht der Sendung rief das Personal des Pflegehauses die Carabinieri, um die Frau des Hauses zu verweisen. Daraufhin soll die Frau die Carabinieri und die Pfleger beleidigt und beschimpft haben. Die Frau bekam eine Anzeige.

Damit aber nicht genug: Die Mutter der Frau wurde in ein anderes Pflegeheim versetzt. Mittels richterlicher Anordnung vom Landesgericht Bozen wurde es allen Einwohnermeldeämtern in der Provinz untersagt, der Frau Bescheid zu geben, wo sich ihre Mutter befindet.

Die Anordnung wurde im Juli 2018 erlassen. Seitdem hat die Frau ihre Mutter nicht mehr gesehen. Deshalb suchte sie nun die Hilfe einer Anwältin. Diese brachte den Fall dann auch zu „Chi l’ha visto“.

Andreas Pöder, Landtagsabgeordneter der BürgerUnion verfolgt den Fall nun schon seit längerem. Er war es auch, der der Frau die Anwältin vermittelte. „Diese Anordnung ist nicht gerechtfertigt“, ist Pöder überzeugt. „In der Anordnung steht nur, dass man ihr den Aufenthaltsort nicht mitteilen darf, aber wenn die Tochter weiß, wo die Mutter ist, dann darf sie auch besucht werden.“

Ein Kontaktverbot hätte viel Aufmerksamkeit erregt und sei schwer durchführbar gewesen, meint Pöder: „Ein Kontaktverbot ist nur möglich, wenn die Tochter gewalttätig wäre. So haben die Ämter ein Kontaktverbot vermieden, können die Frau dennoch verstecken.“ Die Ausstrahlung des Falles im Fernsehen bestätige den Abgeordneten in seiner Annahme.

Pöder gehe es dabei nicht um die Hintergründe. Auch bezweifelt er nicht, dass die Pfleger böswillig gehandelt haben: „Natürlich gibt es in der Pflege oft sehr prekäre und komplizierte Situationen und die Pflegeeinrichtungen und Pflegekräfte in Südtirol mühen sich zumeist nach Kräften. Der Pflegeberuf ist anspruchsvoll, aufreibend und nicht ausreichend bezahlt. Und dass man sich von fragenden und in Zweifel ziehenden Angehörigen manchmal in Pflegeeinrichtungen genervt fühlt, ist ebenfalls nachvollziehbar. Aber dass die Verantwortlichen so weit gehen, und  bei Gericht eine Verfügung erwirkt, mit der die Mutter vor der Tochter versteckt wird, ist wohl kaum die zielführende Art, mit der Thematik umzugehen.“

Der Landtagsabgeordnete sieht durch die Fernsehsendung ein öffentliches Interesse und fordert daher die volle Aufklärung des Falles. halb verlangt er jetzt, dass die zuständigen Stellen der Landesregierung im Bereich Sozial- und Pflegedienste hier einschreiten.

 

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