„Italien ist Klotz am Bein“
Der Schützenbund hat in Gais zu einer Podiumsdiskussion mit den jungen Landtagskandidaten geladen.
Wählen! Aber wen? Eine Chance der Jugend?
Auf diese Fragen wurde bei einer Podiumsdiskussion in Gais versucht eine Antwort zu finden.
Im voll besetzten Feuerwehrsaal diskutierten die jungen Landtagskandidaten der Südtiroler Parteien mit der Bevölkerung über aktuelle Themen.
Geladen hatte die Schützenkompanie Gais in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Schützenbund.
Thema Doppelpass
Zu Beginn stellte jeder Landtagskandidat seine Ziele und Visionen vor.
Anschließend wurde ausgiebig das Thema um die Österreichische Staatbürgerschaft für Südtiroler diskutiert.
Benjamin Pixner von der Süd-Tiroler Freiheit fand: „Doppelt hält besser“ und unterstrich die Wichtigkeit dieses Vorhabens. Er dankte der österreichischen Regierung, dass sie die zweite Staatsbürgerschaft ins Koalitionsabkommen aufgenommen haben. „Es stehe jedem frei, den Pass anzunehmen oder nicht“, so Pixner.
Unterschiedliche Meinungen
Dieser Meinung konnte Zeno Oberkofler von den Grünen nicht viel abgewinnen.
Er sei überzeugt, dass der Doppelpass dem Zusammenleben nicht zu Gute komme, auch schwäche er die Autonomie. Sonya Andreolli von der Bürgerunion meinte: „Ja zum Doppelpass, aber nicht mit der Brechstange. Jeder soll frei entscheiden können.“ Vom Team Köllensperger war Matthias Alber gekommen. Er fand, dass das Thema zu viel gepuscht werde.
Er rief zur Versachlichung auf. Jeder könne seiner Meinung nach auch 50 Pässe haben. Er sehe aber keinen Mehrwert beim Doppelpass, fügte aber hinzu: „Wenn ihn jemand möchte, verwehre ich ihn niemandem.“
Ängste schüren
Hannes Zingerle von den Freiheitlichen sei froh, dass über den Doppelpass diskutiert werden kann und kritisierte die Grünen, dass diese Ängste in dieser Causa schüren. Sie würden genau das tun, was sie den Freiheitlichen immer wieder in der Einwanderungsfrage unterstellen. Er schloss mit den Worten: „Der Doppelpass ist positiv zu bewerten.“
SVP-Jugendvertreter pro Doppelpass
Diesem Argument schloss sich Alex Fischer von der Südtiroler Volkspartei an und ergänzte, dass es beim Doppelpass um die Sache gehe. Der Doppelpass sei für jene Südtiroler, welche sich mit Österreich verbunden fühlen wichtig und richtig und richtig. Mit dem Doppelpass werde niemandem etwas genommen und von italienischer Seite werde das Thema zu emotional diskutiert. Auf jeden Fall sei für ihn die österreichische Staatsbürgerschaft ein Mehrwert.
Südtirol und Schweiz?
Auf die Frage, wie die Jugendkandidaten zum Staat Italien stehen, fielen klare Antworten. Laut Hannes Zingerle bilde Südtirol eine Brückenfunktion zwischen dem deutschen und italienischen Sprachraum. Ihm würde ein Staat Südtirol gefallen, ähnlich der Schweiz, wo jede Volksgruppe selbständig nebeneinander für sich leben könne, ohne von einer anderen Volkstruppe bevormundet zu werden.
Grüne: Vereintes Europa der Völker
Laut Matthias Alber vom Team Köllensperger müsse die Autonomie ausgebaut werden, der Freistaat der Freiheitlichen sei nicht einfach umzusetzen, laut ihm sogar utopisch. Mit der Stärkung der Autonomie können alle Sprachgruppen in diesem Land gut leben. Hier fügte der Grüne Oberkofler an, dass Südtirol ein Modell für Europa sein müsse. „Wir können nicht anfangen, uns abzuschotten, ein vereintes Europa der Völker ist die Zukunft und nicht ein kleines Land mit Zäunen.“
Selbst können wir es besser
Ganz klar war der Volksparteiler Fischer, als er meinte: „Wir Südtiroler haben nicht eine Autonomie, weil wir ein schönes Land haben, sondern weil wir eine Minderheit im Staat Italien sind. Wir wollen alles in Südtirol selber machen, weil wir es selbst besser machen können.“ Schritt für Schritt die Autonomie auszubauen sei für ihn der richtige Weg und diesen Weg möchte gemeinsam mit der SVP in Zukunft weiter beschreiten.
Italien, der Klotz am Bein
Für Benjamin Pixner ist „Italien ein Klotz am Bein. Italien sei sehr instabil und gefährde Südtirol.“ Ein Europa der Regionen sei auch sein Ziel, deshalb hätte die Südtiroler Freiheit gute Kontakte zu anderen Volksgruppen in Europa. Er bezweifle aber ein baldiges vereintes Europa, da es Europa derzeit nicht einmal schaffe, die Außengrenzen in Bezug auf die Zuwanderung dicht zu machen.
Südtirol darf nicht Katalonien werden
Laut Alex Fischer dürfe Südtirol nicht dort landen, wo Katalonien heute stehe. Der eingeschlagene Weg des Dialogs, wie ihn die SVP praktiziere, müsse weiterverfolgt werden. Auf die Frage von Pixner, warum denn die SVP bei den letzten Parlamentswahlen eine italienische Kandidatin vom PD unterstützte, antwortete Fischer, dass auch er dies falsch fand und erntete Applaus dafür. Sonya Andreolli fand, dass Südtirol durch Italien sehr eingeschränkt sei. Nicht nur im Bildungswesen, auch im Gesundheitswesen und in der Migration. Wenn Südtirol in diesem Bereich selbst entscheiden könnte, liefe alles viel besser.
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