Ein Revolutionär
Wenders Auftragsarbeit für den Vatikan ist wort- und bildgewaltig. Im Mittelpunkt steht der Papst.
von Renate Mumelter
Gläubig bin ich nicht, mit jubelnden Mengen am Straßenrand habe ich so meine Probleme, auch wenn sie einem Papst zujubeln. Franziskus vertritt – bis auf ein paar schwer wiegende Ausnahmen – Thesen, die ich teile. Er spricht von einer Ökonomie, die ausschließt, diagnostiziert die Krankheit der Raffgier, beklagt die Angst vor Veränderung und bedauert, dass die Wahrheit am Aussterben ist. Wenders lässt Franziskus eine eindringliche Predigt halten, einen Appell, der nicht kalt lässt. Ob die Jubelnden am Straßenrand die Worte des Papstes dann wirklich ernst nehmen werden, bleibt offen. Er selbst jedenfalls ist in den USA mit einem Mikroauto unterwegs, das zwischen den begleitenden Mega-SUVs fast verschwindet.
Wenders zeigt, wie ein älterer Mann rund um den Globus versucht, Menschen oben und unten zum Umdenken zu bewegen. Es ist ein Kampf der Worte in einer Welt, die großteils taub geworden ist, wie der Papst sagt.
Wie es sich für einen Papstfilm gehört, kommt dieser etwas getragen daher mit schön komponierten Bildern, angemessener Musik, etwas Schmalz zwischendurch. Im Abspann singt Patti Smith „These Are the Words“. Ob Worte noch zählen? Hoffentlich.
„Papst Franziskus“ ist anstrengend, weil er der Welt, für die wir verantwortlich sind, einen schmerzhaften Spiegel vorhält.
Papst Franziskus – ein Mann seines Wortes (IT, CH, DE, FR 2018), 96 Min., Regie: Wim Wenders. Bewertung: Beunruhigend
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