Raketen für Norwegen

Mullah Krekar in einem Archivbild.
„Nach Südtirol wegen der hohen Sozialleistungen“. Am Landesgericht werden Details aus der Ermittlung gegen die Meraner Terrorzelle präsentiert, die von Norwegen aus gesteuert wurde.
von Thomas Vikoler
Der Hauptangeklagte, Najmuddin Faraj Ahmad alias Mullah Krekar, ist ebenso wenig im Gerichtsaal wie die übrigen fünf Angeklagten. Das war zu erwarten. Dafür ist das norwegische Staatsfernsehen NRK mit einem Reporterteam vertreten, Krekar ist in Norwegen eine bekannte Persönlichkeit.
Der zweite Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder einer internationalen terroristischen Vereinigung (Rawti Shax) startet ein Jahr nach seinem Beginn mit der Einvernahme der ersten Zeugen. Am längsten spricht Alexander Platzgummer, Oberst der Carabinieri-Sondereinheit ROS in Trient. Er liefert dem Schwurgericht unter Vorsitz von Carlo Busato einen umfänglichen Ermittlungsbericht, das praktisch alle Beweiselemente für einen Schuldspruch enthält:
Laut Platzgummer hatte sich Rawti Shax zum Ziel gesetzt, in Kurdistan einen islamischen Staat auf der Grundlage der Sharia zu errichten. In Europa wurde dieses Ziel auf zwei Ebenen verfolgt: Einerseits als Organisation, die ihre Interessen öffentlich vornehmlich über den in Norwegen lebenden Mullah Krekar – vertritt. Andererseits als geheimer Verbunde, der Selbstmordattentate plant und Kämpfer für den „Heiligen Krieg“ im Irak und in Syrien rekrutiert.
Die Ermittlung begann 2010, als die ROS Trient auf ein Chat-Form im Netz stieß, in dem ein gewisser Abdul Rahman Nauroz besonders aktiv war. Er stellte sich später als (inzwischen rechtskräftig verurteilter) Chef der Meraner Terrorzelle, eines Ablegers von Rawti Shax), heraus. Im Juli 2011 wurde Nauroz’ Wohnung in Obermais verwanzt, so konnten die Ermittler praktisch alle wichtigen Aktivitäten der Gruppe mitverfolgen.
Die Abhörungen zeigten auch, warum mehrere ihrer Mitglieder nach Südtirol kamen: „Wegen der hohen Sozialleistungen“, wie der später in Klobenstein wohnhafte (und inzwischen verurteilte) Abdula Ali Salih bekannte.
Die Blicke der „Südtiroler“ waren stark nach Norwegen gerichtet, wo Mullah Krekar seit den frühen 1990iger Jahren wohnte. Nauroz besuchte ihn dort im März 2012, am 27. März desselben Monats wurde Krekar verhaftet. Nauroz schrieb in einer SMS: „Wir bringen Raketen nach Norwegen“. Krekar sollte mit Hilfe von terroristischen Anschlägen aus der Haft befreit werden.
Am Dienstag wird im Prozess ein norwegischer Ermittler aussagen.
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