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„Wut, Angst, Leere“

In einer Tagung in Bozen ging es um die Fragen: Was bedeutet es, zu trauern und warum trauern wir? Was brauchen Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben und was kann das Umfeld, was können Freunde und Verwandte tun, um zu helfen?

Diese Fragen standen heute im Mittelpunkt einer von der Caritas Hospizbewegung in Zusammenarbeit mit dem Bildungshaus Kloster Neustift organisierten Fachtagung mit dem Titel „Gehalten und getröstet. In der Trauer die Liebe leben“.

Fachleute aus dem In- und Ausland, Hospiz-Freiwillige, Mitarbeiter von Sozial- und Gesundheitseinrichtungen, Ärzte und Politiker befassten sich in Referaten und Workshops mit den verschiedenen Facetten der Trauer und mit möglichen Hilfestellungen für die Betroffenen.

„Trauer ist eine normale Reaktion auf einen Verlust, welcher Art auch immer. Sie betrifft jede und jeden von uns meist mehrfach im Leben. Und dennoch verläuft sie nicht nach einem bestimmten Schema. Jede und jeder trauert anders. Das heißt, dass unterschiedliche Menschen auch unterschiedlich viel Zeit und unterschiedliche Begleitung brauchen, um einen Verlust, vor allem den eines geliebten Menschen, verarbeiten zu können“, griff Caritas-Direktor Paolo Valente das Grundthema der Fachtagung im Bildungshaus Kloster Neustift in seiner Begrüßung auf.

Das berge große Herausforderungen – für die Betroffenen selbst, aber auch für das soziale Umfeld, für Nachbarn, Freunde und Bekannte, die helfen möchten.

Der erfahrene Psychotherapeut Roland Kachler aus Stuttgart beschrieb in seinem Referat die Liebe als Auslöser und gleichzeitig Lösung für jeden Trauerprozess. „Wenn der Tod einen geliebten Menschen nimmt, fehlt plötzlich das Gegenüber. Die Liebe, die man empfindet, verliert ihr Ziel, ihren Empfänger.

Und doch ist es die Liebe, die neben vielen anderen widersprüchlichen Gefühlen im Trauerprozess unvermutet immer wieder auftritt. Sie bringt sich in Erinnerung. Schmerzend, brennend, sehnsuchtsvoll meldet sie sich immer wieder. Wir lieben im Verlust, weil wir nicht mehr lieben dürfen und weiter lieben wollen“, so Kachler.

Der Trauerprozess beinhalte deshalb auch, „die Liebe gegen den Tod“ zu einer „Liebe über den Tod hinaus“ zu machen. Ganz besonders gelte das auch für die Trauer, die eine Mutter empfindet, wenn sie ihr Kind verliert.

Darauf machte Francesco Campione, Direktor des Masteruniversitätslehrganges Palliative Care und Schmerztherapie an der Universität Bologna in seinem Referat aufmerksam. Eine einfühlsame Trauerbegleitung sei gerade in diesen Fällen sehr wertvoll und notwendig.

Was in der Trauerbegleitung wichtig ist, beschrieb Ulli Mazza, langjährige ehrenamtliche Trauerbegleiterin der Caritas Hospizbewegung, in ihrem Referat. „Trauerbegleitung ist wie eine gemeinsame Reise mit der trauernden Person auf gleicher Augenhöhe und ohne Zeitlimit. Es geht vor allem darum, sich den Bedürfnissen des oder der Trauernden anzupassen“, erklärte Mazza. Das beinhalte auch die Bereitschaft, zu scheitern, sollte die Beziehung mit dem begleiteten Menschen nicht für passen.

„Jemandem in der Trauer nahe zu sein, fordert ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Trauerenden, ein mitfühlendes menschliches Dasein durch Zuwendung, Zuhören und achtsames Mitgehen“, betonte auch Agnes Innerhofer, die Leiterin der Hospizbewegung.

„Trauer löst sehr starke Gefühle aus: Wut, Angst, Leere, Verzweiflung, aber auch Schuldgefühle, Zorn und Erleichterung. Manche dieser Gefühle sind so befremdlich, dass sich die Betroffenen dafür schämen. Manche befürchten auch, ihr nahes Umfeld zu sehr mit ihren intensiven Sorgen und Ängsten zu belasten und ziehen sich deshalb in ihrer Trauer zurück“, so die Leiterin der Caritas-Hospizbewegung.

Für Angehörige, Freunde oder Nachbarn sei es alles andere als einfach, auf diese unterschiedlichen Gefühle und Verhaltensweisen zu reagieren. „Viele leisten praktische Hilfestellungen, sind aber sonst sehr unsicher, wie sie sich verhalten sollen. Viele Hinterbliebene fühlen sich deshalb alleine gelassen und unverstanden“, erklärt Innerhofer. Trauer könne aber nur gut verarbeitet werden, wenn sie zugelassen, nicht verdrängt oder tot geschwiegen wird. Ein verständnisvolles Umfeld reiche in manchen Fällen gar nicht aus. „Wenn die Trauer die Betroffenen auch nach langer Zeit noch zu erdrücken droht, sollten sie und auch Angehörigen nicht davor zurückschrecken, sich Hilfe von außen zu suchen“, betonte Innerhofer.

Die Caritas Hospizbewegung bietet bereits seit Jahren Trauernden und Angehörigen Rat und Unterstützung an. Dazu kann sie auf gut ausgebildete Freiwillige aller drei Sprachgruppen zählen. Die Trauerbegleitung kann landesweit und unentgeltlich in Anspruch genommen werden. Für nähere Informationen können sich Interessierte an die Büros Caritas-Hospizbewegung, in Bozen (Marconistraße 7, Tel. 0471 304 370,[email protected]), Meran (Rennweg 52, 0473 495 631), Brixen (Bahnhofstr.27a, 0472 268418), Bruneck (Paul von Sternbachstr. 6, 0474 414 064) und Schlanders (Hauptstr.131, 0473 732 647) wenden.

Trost und Hilfestellung bietet auch die Caritas-Broschüre „Gehalten und getröstet. Eine Handreichung in der Trauer“, die ebenfalls in allen Büros der Hospizbewegung oder im Haus St. Michael der Caritas in der Sparkassenstraße 1 in Bozen kostenlos erhältlich ist.

 

 

 

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