Unsichere Dächer

Foto: 123RF.com
Seit einem Sturz vom Dach sitzt der ehemalige Kaminkehrer Norbert Dorfmann im Rollstuhl. 80 Prozent der Häuser in Südtirol haben keine Absturzsicherung. Jetzt startet eine Kampagne.
von Heinrich Schwarz
Norbert Dorfmann ist seit vier Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Der Pusterer musste als Kaminkehrer am eigenen Leib erfahren, welche Folgen eine fehlende oder nicht intakte Absturzsicherung haben kann: Dorfmann fiel in Innichen während Kaminkehrer-Tätigkeiten mehrere Meter von einem Dach und zog sich schwere Verletzungen an der Wirbelsäule zu.
Am Mittwoch richtete er im Rahmen einer Pressekonferenz des Handwerkerverbandes lvh einen Appell an die Politik: „Es gibt viele andere italienische Provinzen, aber auch viele andere Länder, wo viel mehr Dachsicherungssysteme angebracht werden als hier in Südtirol. Um eine effektive Sicherheit am Dach zu ermöglichen, sind entsprechende gesetzliche Vorschriften erforderlich.“
Jetzt startet der lvh eine Sensibilisierungskampagne für mehr Sicherheit am Dach. Der ernüchternde Situationsbericht: „Rund 80 Prozent des Baubestandes in Südtirol weisen keine Absturzsicherungssysteme auf – eben wegen der fehlenden gesetzlichen Regelung.“

Bei der Vorstellung: Norbert Dorfmann links im Bild
Die Kampagne „Ohne den wäre ich nicht mehr hier“ – gemeint ist der Sicherungshaken als Lebensretter – der verschiedenen Berufsgruppen im lvh (Dachdecker, Zimmerer, Bau- und Galanteriespengler, Kaminkehrer und Elektrotechniker) wurde gemeinsam mit dem Land, dem Arbeitsinspektorat, dem Gemeindenverband und den Kondominienverwaltern ins Leben gerufen.
Vom lvh heißt es: „Egal ob bei einem Neubau oder bei Instandhaltungsarbeiten: Handwerker sollten auf dem Dach stets gesichert sein. Voraussetzung hierfür ist, dass intakte Sicherungssysteme vorhanden sind.“
Man appelliert vor allem an das Verantwortungsbewusstsein der Gebäudebesitzer und will aufzeigen, dass man mit geringem Aufwand Sicherungssysteme installieren kann. Es gehe nicht darum, Angst zu schüren, sondern darum, an die Vernunft der Menschen zu appellieren.
Die Kampagne startet nächste Woche mit Kinospots, Plakaten, einer Website, einer Informationsbroschüre und Veranstaltungen.
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