Die Bus-Beschwerden
Die Klagen über die neuen Überlandbusse häufen sich – bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen.
von Heinrich Schwarz
Im Frühjahr gab es im öffentlichen Busverkehr eine kleine Revolution. Erstmals wurden für den außerstädtischen Bereich sogenannte Niederflurbusse angekauft, die einen ebenen Einstieg haben und somit den Stadtbussen ähneln. Künftig sollen für die außerstädtischen Busdienste – also für die Konzessionäre SAD und Libus – nur noch solche Busse angekauft werden.
Mobilitätslandesrat Florian Mussner erklärte nach dem ersten Ankauf gegenüber der TAGESZEITUNG: „Die Entscheidung für diese Busse beruht auf einer Abwägung der Vor- und Nachteile, da kein Busmodell allen Bedürfnissen und Wünschen gerecht wird. Unsere Priorität galt dem Bedürfnis, allen Menschen den Zugang zu den Bussen zu ermöglichen. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen sind Busse mit Treppen häufig einfach nicht nutzbar. Auch ältere Menschen haben Schwierigkeiten.“
Es stimmt: Die neuen Busse haben durch ihren ebenen Ein- und Ausstieg einen großen Vorteil gegenüber den älteren Bussen mit ihren Stufen bei der Vorder- und Hintertür.
Dennoch sorgen die neuen Busse für Kritik. Ein älterer Herr erklärt auch im Namen anderer regelmäßiger Busnutzer: „Zwar gibt es beim Einstieg keine Stufen mehr, dafür sind die Busse aber innen nicht seniorenfreundlich. So ist die hintere Hälfte der Busse erhöht und nur über Stufen zugänglich. In der vorderen Hälfte sind mehrere Sitze gegen die Fahrtrichtung montiert, sodass einem auf kurvenreichen Straßen schnell schlecht wird. Zudem fehlen zum Teil Armlehnen, wodurch man bei scharfen Kurven womöglich aus dem Sitz fällt.“
Allgemein gibt es in den neuen Bussen weniger Sitzplätze zugunsten von mehr Stehplätzen. Die unangenehmen Sitze gegen die Fahrtrichtung wurden so montiert, um den Platz über den Radkästen der Vorderachse optimal zu nutzen.
Doch das sind noch nicht alle Beschwerde-Punkte. Ein großes Problem sind die nun fehlenden Stauräume im Bauch der Busse. Bei den älteren Bussen ist genügend Platz für Koffer, Rucksäcke, Kinderwagen, Fahrräder oder Sportgeräte wie Skier und Rodeln vorhanden.
All dies muss bei den neuen Bussen innen mitgeführt werden. Doch der Platz ist sehr begrenzt. Für Kinderwagen und Rollstühle gibt es in der Busmitte etwas Raum. Dahinter ist ein kleiner Gepäckträger montiert. Ist dieser voll, bleiben noch die seitlichen Ablagen über den Sitzen. Diese sind gerade im hinteren Bereich allerdings so schmal, dass etwa Rucksäcke nicht Platz haben. Das sorgt insbesondere bei Touristen für großen Ärger, wie der Tourismusverein Sarntal berichten kann (siehe unten).
Was Skier betrifft, so sollen laut Florian Mussner auf Linien in Wintersportorte verstärkt Skiträger am hinteren Ende der Busse angebracht werden.
Im Frühjahr sagte der Landesrat, dass man versuchen werde, die neu angekauften Busse eher im städtischen und nicht auf den Bergstraßen einzusetzen. Das sei aber nicht wirklich der Fall, sagen Nutzer gegenüber der TAGESZEITUNG
„Nicht geeignet“
Walter Perkmann vom Tourismusverein Sarntal über die vielen Klagen, die bei ihm eingehen.
Die Problematik der neuen Überlandbusse der SAD ist unter anderem im Sarntal ein Thema. Walter Perkmann, Geschäftsführer des dortigen Tourismusvereines, sagt: „Vonseiten der Gäste, aber auch der einheimischen Bevölkerung gibt es in letzter Zeit vermehrt Kritik über die neuen Busse. Beanstandet werden in erster Linie die fehlenden Armlehnen bei den Sitzen und die viel zu knappe Staumöglichkeit oberhalb der Sitze. Aufgrund der niedrigen Höhe der Ablagen passt da etwa kein Rucksack hinein. Zudem sind die Gepäckablagen durch die erhöhte Position der Sitze viel zu nahe, weshalb viele Fahrgäste beim Aufstehen mit dem Kopf dagegen stoßen.“
Die Liste der Kritikpunkte, die beim Tourismusverein Sarntal deponiert werden, ist lang. Walter Perkmann weiter: „Auch die Stufen im Bus sind gefährlich. Zudem wird vielen Fahrgästen schlecht, wenn sie auf den gegen die Fahrtrichtung montierten Sitzen Platz nehmen müssen. Diese Busse verfügen zudem über keinen Stauraum für Skiausrüstungen, Rodeln, Kinderwägen oder Fahrräder. Wie soll der Transport dieser Gegenstände mit diesen Bussen funktionieren?“
Die Sache mit dem Stauraum sei gerade für die vielen Feriengäste, die die öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen, problematisch: „Sie beschweren sich, dass sie ihre Rucksäcke nicht verstauen können. Auch Fahrräder können nicht transportiert werden.“
Der Sarner Tourismusverein appelliert an die Landesverwaltung, derartige Busse im Stadtbereich einzusetzen, aber nicht als Überlandbusse. „Dafür sind sie ganz einfach nicht geeignet“, betont Geschäftsführer Walter Perkmann.
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