Gefährliche Ablenkung
In den letzten Wochen haben sich in Südtirol mehrere schwere Unfälle auf Zebrastreifen ereignet. Warum es gefährlich werden kann, wenn man am Steuer einfach mal kurz eine SMS schreibt.
von Lisi Lang
Am Montag wurde ein zehnjähriger Bub von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Nur zwei Tage zuvor wurde in der Bozner Romstraße ein Kind auf einem Zebrastreifen von einem Auto angefahren. Am Dienstag verstarb eine 82-Jährige Frau aus Terlan an den Folgen eines derartigen Unfalles.
Die Liste der Verkehrsunfälle in Südtirol ist lang. Immer wieder wurden in den letzten Wochen und Monaten aber auch Unfälle mit teils schwer verletzten Fußgängern gemeldet. Viele dieser Unfälle passierten auf Zebrastreifen.
Aber warum häufen sich derartige Unfälle in letzter Zeit? Fehlt es an sicheren Übergangsmöglichkeiten? Oder sind die Zebrastreifen zu unübersichtlich bzw. schlecht ausgeleuchtet?
Weder noch, betont Peter Mock von der Straßenpolizei in Sterzing. In Südtirol finde man genügend Zebrastreifen und diese wären auch gut sichtbar. Zudem werden Zebrastreifen an unübersichtlichen Stellen bereits im Vorfeld mit Straßenschildern angekündigt.
Peter Mock vermutet einen anderen Grund hinter diesen schweren Unfällen: Ablenkung durch Handys. Die Ablenkung durch Smartphones steht schon seit geraumer Zeit im Verdacht, sich zu einer häufigen Ursache für schwere Verkehrsunfälle entwickelt zu haben. „Die Autofahrer sind heute vielfach abgelenkt. Viele Autofahrer hantieren mit Handys, schreiben SMS oder checken ihre Mails während der Fahrt“, weiß Peter Mock. Hinzu komme, dass viele Autofahrer auch durch die moderne Technik in ihren neuen Autos abgelenkt werden. Diese kurzen Minuten der Unachtsamkeit können im Ortsgebiet aber schnell schwere Folgen haben – wie auch die Unfallstatistik des ASTAT zeigt. Die meisten Unfälle passieren demnach auf Straßen im Ortsbereich.
Auch bei Verkehrskontrollen stellen die Polizeibeamten fest, dass die Handy-Nutzung am Steuer zu den häufigsten Verkehrssünden gehört.
Peter Mock plädiert allerdings auch an die Fußgänger, dass sich diese vor dem Überqueren der Straße gut umsehen sollen. „Es wäre wünschenswert, dass sich auch die Fußgänger vor dem Überqueren versichern, dass sie gesehen wurden. Andererseits liegt die Hauptaufmerksamkeitspflicht beim Fahrer und dieser muss dem Fußgänger einfach Vorrang geben“, erklärt Mock, der in letzter Zeit aber auch Fußgänger beobachtet hat, die ohne sich umzuschauen auf die Fahrbahn spaziert sind. „Rechtlich gesehen muss aber der Autofahrer aufpassen“, betont Mock.
So steht es auch in der Straßenverkehrsordnung: „Die Straßenverkehrsordnung sieht vor, dass man als Autofahrer sein Tempo reduzieren muss, sollte man Fußgänger in der Nähe von Übergängen sehen – auch wenn diese noch nicht über die Straße wollen“, erklärt der Kommandant der Straßenpolizei Sterzing.
Peter Mock hofft, dass man es in nächster Zeit schafft, die Autofahrer dafür zu sensibilisieren, dass die Handy-Nutzung am Steuer keinesfalls als Kavaliersdelikt eingestuft werden darf – wie auch die schweren Verkehrsunfälle der letzten Wochen zeigen. „Jeder hat ein Handy und glaubt, dass er immer erreichbar sein und sofort antworten muss – wir müssen den Leuten aber zeigen, dass es sehr wohl sehr gefährlich werden kann, wenn man beim Fahren abgelenkt ist“, betont Peter Mock.
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Kommentare (17)
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florianegger
Das Argument des Kommandanten mag stimmen. Ich darf heute nicht mehr schauen, wer ein SMS geschickt hat, aber auf die verschiedenen Spiegel im Auto, auf das Radio usw. sehr wohl. Wir haben jetzt auch eine andere Sonneneinstrahlung, welche auch eine perfekte Sicht öfter hindert.
ostern
Handys auf jeden Fall im Strassenverkehr mit hohen Strafen versehen.
Noch dazu kommt es , dass von Autofahrern die Zebrastreifen kaum beachtet
werden und nicht anhalten, was eigentlich vom Gesetz her eine „ANHALTE-PFLICHT“ ist. Ich fordere daher mehr Polizei in zivil auf den Strassen!