Immer mehr Wildunfälle
Rund 950 Wildunfälle auf Südtirols Straßen wurden im Vorjahr gemeldet. Die Tendenz ist steigend. Landesjägermeister Berthold Marx ruft zu einem gemäßigten Fahrstil auf.
von Heinrich Schwarz
Auf Südtirols Straßen kommt es täglich zu Wildunfällen. Erst kürzlich etwa wurden zwei Motorradfahrer bei Wildunfällen verletzt. Beim ersten Fall wurde ein Rotwildkalb angefahren, beim zweiten Fall kam ein Fahrer zu Sturz, nachdem ihn ein Stück Rotwild streifte.
„Motorradstürze enden fast nie glimpflich“, sagt Landesjägermeister Berthold Marx.
Er weist darauf hin, dass die Wildunfälle auf Südtirols Straßen zunehmen. „Im letzten Jahr wurden uns rund 950 Zusammenstöße zwischen Motorfahrzeugen und Wildtieren gemeldet. Das sind 18 pro Woche, fast drei pro Tag. Wildtiere, die unter die Räder von Fahrzeugen geraten, sind zumindest verletzt, meist endet ein Zusammenstoß tödlich. Aber auch die Fahrzeuglenker selbst können – wie am vergangenen Wochenende – zu Schaden kommen“, erklärt Marx.
Beim Südtiroler Jagdverband hat man sich die Frage gestellt, warum es zu so vielen Verkehrsunfällen mit Wildtieren kommt. Und: Wie könnte man die Wildunfälle vermeiden oder zumindest reduzieren?
„Einige Gründe für die zunehmenden Wildunfälle liegen auf der Hand“, so Berthold Marx: „Das Verkehrsaufkommen auf unseren Straßen nimmt kontinuierlich zu. Gerade in den Sommer- und Herbstmonaten trägt der Tourismus das Seine dazu bei. Die Menschen haben auch ihr Freizeitverhalten geändert: Es waren vermutlich noch nie so viele Menschen in der freien Natur unterwegs wie letzthin. Nicht einmal in den Dämmerungs- und Nachtstunden kehrt Ruhe im Revier ein.“
Die Wildtiere reagieren laut dem Landesjägermeister mit einem veränderten Verhalten auf diese Umstände: „Sie sind mehr auf den Läufen, vielleicht manchmal geradezu auf der Flucht vor der fortwährenden und zunehmenden Störung. Deshalb treten Wildunfälle immer häufiger auch an Straßenabschnitten auf, die bislang nicht als Wildwechsel-gefährdet galten.“
Die Hauptursache für den Zusammenstoß mit Wildtieren liege wohl in der hohen Geschwindigkeit, mit der die Fahrzeuge auf den immer besser ausgebauten Straßen unterwegs seien. Das gelte nicht nur, aber vor allem für die Motorräder.
„Eine Passstraße zur Hauptverkehrszeit zu überqueren, ist für ein Stück Wild durchaus riskant und für die Fahrer oft genug verhängnisvoll“, betont Berthold Marx.
Zwar hat die Südtiroler Jägerschaft nach Möglichkeit und Verfügbarkeit Wildwarnreflektoren an solchen Straßenstücken angebracht, wo mit erhöhtem Wildwechsel gerechnet werden muss, weil die Fahrbahnen an Wälder oder an Wiesengelände grenzen. Allheilmittel sei dies aber keines.
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass im September die Zusammenstöße mit Rotwild zunehmen. „Die wirksamste Vorbeugung wäre, die Geschwindigkeit zu drosseln und das Fahrverhalten zu ändern. Die meisten Unfälle könnten dadurch vermieden werden“, ruft Berthold Marx auf.
Rund 90 Prozent der Wildunfälle in Südtirol betreffend übrigens Rehe. Im Vorjahr wurden 846 Unfälle mit Rehwild gemeldet, die meisten in den Jagdbezirken Bozen und Bruneck.
Weiters wurden 97 Unfälle mit Rotwild gemeldet, die meisten in den Jagdbezirken Meran und Oberpustertal. Im Bezirk Meran kam es im Vorjahr auch zu einem Unfall mit einer Gämse. Und in den Jagdbezirken Unterland und Brixen sogar mit Wildschweinen (siehe auch Grafik).
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Kommentare (3)
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erich
Nicht der Verkehr nimmt zu, der Wildbestand nimmt zu. Seit es den Euro gibt und Alkohol Kontrollen gemacht werden hat in den Nachtstunden der Verkehr rasant abgenommen. Das Problem ist, dass die Jäger selber nie genug Wild sehen.