„Job-Killer für Kleinbauern“
Die Großbauern Gostner in Rumänien sind bei weitem kein Einzelfall. Peter Lanthaler von der Hilfsorganisation „Aktiv Hilfe für Kinder“ über die ausländischen Großgrundbesitzer, die die Kleinbauern verdrängen und das große Geld machen.
von Heinrich Schwarz
Der Bericht der TAGESZEITUNG über die Bozner Unternehmerfamilie Gostner (Firma Fri-El), die in Rumänien 13.200 Hektar Ackerland in Konzession bebaut, sorgte vielfach für Kopfschütteln. Allgemeines Kopfschütteln über den Kauf von riesigen Agrarflächen in Rumänien durch ausländische Investoren.
Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler kommentierte etwa: „Den Kleinbauern werden dadurch die Flächen entzogen. Sie verschwinden dann und kommen nie mehr zurück. Das ist ein großes Problem, das durch die EU-Agrarpolitik sogar noch gefördert wird. Durch die Betriebsprämie von 200 Euro pro Hektar in Rumänien haben die Investoren nämlich eine garantierte Verzinsung auf das investierte Kapital. Diese Verzinsung zahlt der europäische Steuerzahler. Das ist fatal für die Landwirtschaft, aber auch für die Landwirtschaftspolitik.“
Einer, der die Situation in Rumänien sehr gut kennt, ist der Passeirer Peter Lanthaler. Er ist verantwortlich für die Hilfsorganisation „Aktiv Hilfe für Kinder“, die seit über 18 Jahren in Rumänien und Moldawien humanitär tätig ist.
Lanthaler sagt: „Der Großgrundbesitz nimmt in Rumänien stark zu: Ausländische Spekulanten versuchen in letzter Zeit immer öfter, dort das große Geld zu machen. Das neue Geschäft heißt Land: Wer es besitzt, dem gehören die Ressourcen von morgen. Angelockt werden Großunternehmer durch billige Arbeitskräfte, fette Subventionen der EU und günstiges Agrarland. So kann auch ein Land wie Rumänien für Profiteure zu einer Goldgrube werden.“
In Rumänien heiße man das heute „Land-Grabbing“, Landraub, was zur Folge habe, dass einfache Bauern den Profiteuren aus dem Ausland ausgeliefert seien.
„In Westrumänien um die Stadt Temeswar (Timisoara) gibt es nahezu keine Kleinbauern mehr. Großgrundbesitzer aus dem Ausland halten das Monopol. Der Süden Rumäniens hat durch die Direktzahlungen der EU nicht nur Westeuropäer, sondern bereits chinesische Großunternehmer angelockt“, berichtet Peter Lanthaler.
Ein großes Problem sei, „dass die überhöhten Subventionen der EU in Form von Direktzahlungen vorwiegend an die Großgrundbesitzer gehen. Der Großteil der kleinen Bauern ist nicht in der Lage, um EU-Beiträge anzusuchen. So tragen die Konsequenzen die lokalen Bauern und die einfache Bevölkerung“, so Lanthaler. Statt Nahrungsmittel für die Region anzubauen, werde im großen Stil für die Märkte der wohlhabenden Länder produziert.
Der Wunsch des Verantwortlichen von „Aktiv Hilfe für Kinder“: „Anstatt Millionen an Subventionen in Form von Direktzahlungen an ausländische Großgrundbesitzer auszuzahlen, müsste man die Förderung und die Auszahlung für einfache Familien mit fünf Hektar Agrarland vereinfachen.“
„Heute“, berichtet Peter Lanthaler, „arbeiten in Rumänien 30 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft, für Kleinbauern sind durch diese falschen Fördermaßnahmen aus der EU die Tage gezählt. Die Groß-Agrar-Industrie ist mittlerweile ein Job-Killer für die ländlichen Kleinbauern Rumäniens geworden. Auch die geernteten Produkte bleiben nicht im Land und landen auf den internationalen Märkten. Profit mit Monokulturen zerstört nebenbei die Natur, und viele Pflanzen sind nur mehr Hybrid-Züchtungen, was die Natur nachhaltig belastet – besonders die Bienen.“
Anstatt die Großinvestoren aus dem Ausland mit EU-Geldern ins Land zu locken, solle man mehr in die Ausbildung und Weiterbildung der jungen Menschen investieren.
„Wenn Westeuropa in nächster Zeit in den Bereichen Gastronomie und Sozialpflege nicht Roboter mit IT haben möchte, dann werden wir wohl die Zukunft und die Fördermaßnahmen für die nächste Generation anders organisieren müssen“, meint Peter Lanthaler.
Schweres Leben
Die sechsköpfige Familie von Ana Gradinaru als Beispiel für die Armut in Rumänien.
Ana Gradinaru, 34 Jahre alt, ist durch einen Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in einer Wohnung ohne Strom.
„Vor vier Jahren wurde ihr die Stromzufuhr abgeschnitten, weil sie die Stromrechnungen nicht mehr bezahlen konnte. Für das notwendige Brennholz zur Beheizung der Wohnung muss die Familie heute 70 Euro pro Kubikmeter Brennholz ausgeben“, berichtet Peter Lanthaler. Für die Familie von Ana, die mit 400 Euro im Monat auskommen müsse, sei dieser Preis zu hoch.
„Wenn wir als Hilfsorganisation der Familie für ihre vier Kinder Geld überweisen“, so Lanthaler, „dann werden die Stromschulden über den ausländischen Stromanbieter via Bank abgefangen. Daher sind wir gezwungen, das Unterstützungsgeld in Form von Patenschaften über Umwege der Familie zukommen zu lassen.“
Ausländische Großgrundbesitzer hätten durch ihre Monopolstellung unter anderem dafür gesorgt, dass das Brennholz Mangelware ist. „So haben sie das Leben für Ana schwer gemacht“, sagt Peter Lanthaler.
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Kommentare (13)
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leser
Wenn die migrantenbzu uns kommen, dann holen sie sich im schlimmsten falle das was wirvihnen schon vor jahren und immer noch gestohlen haben
guyfawkes
Man sollte schon bei der Wahrheit bleiben:
1) „Der Großgrundbesitz nimmt in Rumänien stark zu: Ausländische Spekulanten versuchen in letzter Zeit immer öfter, dort das große Geld zu machen.“
Spekulant und Investor ist nicht dasselbe.
2) „Profit mit Monokulturen zerstört nebenbei die Natur…“
Kleinbauern betreiben auch hauptsächlich Monokultur. Einmal durchs Etschtal fahren und man hat den Beweis.
meintag
https://programm.ard.de/TV/arte/kohl–kartoffeln-und-andere-daemonen/eid_28724104894660
Habe am 2.September eine Wiederholung davon gesehen. Was aber hier in der Beschreibung als Estes fehlt ist dass die Bauer bei den Banken Kredite aufnehmen müssen um die Tagelöhner, welche am Tag 15Euro verdienen, aufnehmen müssen. Für die Frühkartoffel schaut in der Regel ein Preis von 0,07 Cent/Kg heraus. Der Filmemacher hat bei der folgenden Kohlernte ein überfülltes Auto von Kohl für umgerechnet 10 Euro bekommen.
https://youtu.be/OZ2IUaekkp4
criticus
Ein interessantes Thema, das auch endlich angesprochen wird. Herr Lanthaler, gratuliere zu ihrem Einsatz.
„Anstatt die Großinvestoren aus dem Ausland mit EU-Geldern ins Land zu locken, solle man mehr in die Ausbildung und Weiterbildung der jungen Menschen investieren.“ Wie wahr!
Europa hat längst schon versäumt die richtigen Probleme anzupacken.
Ja was soll man von einem Europa halten, wo der Präsident Ischiasschmerzen hat und dabei andere Politiker an der Nase zieht und ihre Wangen tätschelt. Und dabei noch lächelt.
Und die 742 Mio. Einwohner (abzüglich der Privilegierten) werden an der Nase herumgeführt.