Chiaras Abschied
Um den Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi wird es einsam: Nun kehrt auch die ehemalige Regionalratspräsidentin Chiara Avanzo dem PATT den Rücken – und schließt sich der Opposition an.
Von Matthias Kofler
In einem persönlichen Schreiben teilt Chiara Avanzo der Parteiführung und Sekretär Franco Panizza mit, nicht länger Mitglied der SVP-Schwesterpartei PATT sein zu wollen. „Konsequenterweise bin ich auch aus der Landtagsfraktion ausgestiegen und habe mich der gemischten Fraktion angeschlossen“, erklärt die ehemalige Regionalratspräsidentin gegenüber der TAGESZEITUNG.
Es ist dies ein weiterer herber Verlust für den Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi, der sich ganz ohne Koalitionspartner – PD und UPT schicken im Herbst eigene LH-Kandidaten ins Rennen – um eine Wiederwahl bewirbt. In ihrem Schreiben schildert Chiara Avanzo die Gründe für ihre Entscheidung. Besonders bitter war es für die junge Politikerin, als sich die Trentiner Mehrheit vor anderthalb Jahren weigerte, sie zur Stellvertreterin von Regionalratspräsident Thomas Widmann zu wählen. Zudem verweigerte ihr die Parteiführung eine Kandidatur bei den Parlamentswahlen im März, da sonst jemand in den Landtag nachgerückt wäre, der nicht mehr PATT-Mitglied ist. Seitdem ist das Band zwischen Chiara Avanzo, die sich landesweit als Vorkämpferin gegen die Luxusrenten der Politiker einen Namen gemacht hat, und ihrer Partei zerrissen.
Schon vor dem Scheitern der Trentiner Koalition vor ein paar Wochen deutete Avanzo ihren Abschied an, als sie erklärte: „Nach fünf Jahren müssen wir unsere Arbeit bewerten und schauen, was positiv war und gleichzeitig auf Innovation und Verbesserung setzen. Dazu brauchen wir Menschen, die Erneuerung, aber auch Kontinuität repräsentieren. Wir alle haben versucht, sowohl in der Regierung als auch im Landtag unser Bestes zu geben. Ich denke, dass der LH-Kandidat alle Richtungen um sich versammeln muss, die die Werte unserer Autonomie repräsentieren. Die notwendige Einheit muss um ein Projekt und nicht eine Person gefunden werden, denn wenn das nicht gelingt, sind wir dazu bestimmt, dem Populismus zu weichen.“
Auch die Abgeordneten Lorenzo Baratter und Luca Giuliani kehren dem PATT den Rücken. Politbeobachter im Trentino gehen davon aus, dass sich die beiden, genauso wie ihre Kollegin Chiara Avanzo, der Opposition anschließen könnten. Für eine Kandidatur in Frage kämen Forza Italia oder die „Autonomisti popolari“. Letztere Option wäre insofern besonders reizvoll, da die Partei von Walter Kaswalder angeführt wird, der den PATT ebenfalls im Streit mit Ugo Rossi verlassen hat. Kaswalder will sich im anstehenden Wahlkampf unter anderem für die Doppelstaatsbürgerschaft für die Trentiner einsetzen. Chiara Avanzo hält sich auf Nachfrage bedeckt: „Ich bin gerade dabei, die Möglichkeiten einer eventuellen Wiederkandidatur zu überprüfen.“
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