303

Wer dieses Jahr nicht mehr wegkommt aber doch von Urlaub träumt, sollte sich die 145 „303“-Kinominuten gönnen.

von Renate Mumelter

Hans Weingartner hat alles richtig gemacht. Er hat sein Roadmovie, das von Berlin bis Portugal führt, in freundlich helle, entspannende Farben getaucht, er hat die zwei Hauptrollen glaubwürdig besetzt, hat einen alten, sympathischen, eckigen Camper, einen 303er, aufs Set gebracht, und er hat sich aufs Wesentliche beschränkt. 

Jule nimmt auf ihrem Weg nach Portugal den Tramper Jan mit, und die beiden reisen länger gemeinsam als geplant. Sie sehen schöne Landschaften und reden miteinander, viel reden sie, aber das Reden nervt nicht. Es plätschert dahin, obwohl es grundsätzliche Fragen abhandelt und viele gute Sätze liefert. Die Gespräche sind ein kurzes Innehalten wert. Jan ist Politikwissenschaftler in spe, Jule Biologin, ebenfalls in spe. Das eröffnet unterschiedliche Perspektiven auf Fragen wie jene, ob Konkurrenz oder Kooperation besser ist. Es geht um den Darwinismus genauso wie um Neandertaler, Cro-Magnon-Menschen und den Ötzi. Es geht um Hormone, Gerüche und um den Sinn oder Unsinn von ehelicher Treue. Nebenbei geht es auch um Jules frische Schwangerschaft, die sie vor die Frage aller Fragen stellt. Die Antwort ist – wie in 99 Prozent aller Filme – vorhersehbar. Die Lösung des gordischen Knotens überlässt dieses Drehbuch der Natur. 

Begleitet werden Bilder, Gespräche und Stimmungen von chilliger Musik. Ein entspannt besinnlicher Kino-Urlaub.

„303“ (DE 2018), 145 Min., Regie: Hans Weingartner, mit Mala Emde, Anton Spieker. Bewertung: Angenehm leicht nah an der Wirklichkeit 

Was es sonst noch gibt: „Candelaria“ (SA, SO Kaltern), „Das System Milch“ (SO, Al Plan Enneberg Folk Festival)