Sinnvolles Handyverbot?
In Frankreich sind ab September Handys an Schulen verboten. Die TAGESZEITUNG hat bei Südtiroler Mittelschulen nach der Sinnhaftigkeit eines solchen Gesetzes nachgefragt.
von Simon Riegler
Die Diskussion über die Nutzung von Smartphones im Schulunterricht ist seit einigen Tagen wieder am Brodeln. Der Grund: Das französische Parlament hat per Gesetz beschlossen, Handys sowie internetfähige Geräte wie Smartwatches und Tablets an den Schulen zu verbieten. Dieses Verbot soll an Vor-, Grund- und Mittelschulen gelten. Betroffen sind somit Kinder und Schüler im Alter von drei bis 15 Jahren.
Das Problem der Handynutzung von Schülern während des Unterrichts kennt auch in Südtirol jede Lehrperson. Die Jugendlichen schreiben während des Unterrichts Nachrichten auf WhatsApp, senden sich Bilder und Videos per Snapchat oder spielen verschiedenste Spiele – meist online. In den Südtiroler Mittelschulen wird das französische Gesetz aber mit gespaltener Meinung aufgenommen.
„Jugendliche werden meist sehr leicht von ihrem Handy abgelenkt. Daher müssen unsere Schüler das Smartphone ausgeschaltet in der Schultasche oder der Jacke lassen“, erläutert Elisabeth Flöss, Direktorin der Mittelschule „Michael Pacher“ in Brixen. Auch in anderen Schulen des Landes kennt man das Problem der Handynutzung im Unterricht. „Es gibt viele Geschichten darüber, wo Kinder ihre Lehrpersonen filmen oder fotografieren und dies dann in WhatsApp-Gruppen verbreiten. Bei uns gab es da leider auch schon zwei Fälle in den letzten Jahren“, so Brigitte Öttl, Direktorin des Schulsprengels Meran Stadt.
Doch trotz dieser Bedenken ist Elisabeth Flöss der Meinung, dass es nicht sinnvoll ist, Handys an Schulen zu verbieten: „Smartphones sind in unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken – und sie werden wahrscheinlich auch nicht mehr verschwinden. Daher ist es sinnvoll, Kindern den Umgang mit Smartphones zu zeigen und sie darauf vorzubereiten.“
Die Schüler nutzen das Smartphone meist dazu, um im Internet unterwegs zu sein. Daher ist Flöss auch der Meinung, dass es die Aufgabe der Schule ist, Kindern den Umgang und die Vorteile davon aufzuzeigen: „Die Schule soll den Kindern veranschaulichen, wie man das Internet nutzt, um zu recherchieren, Bilder zu downloaden sowie sein Wissen zu erweitern und die demokratischen Bürgerkompetenzen zu erwerben.“ In der Mittelschule „Michael Pachter“ von Direktorin Flöss dürfen die Schüler das Smartphone zum Teil auch herausnehmen und unter der Aufsicht der Lehrpersonen für Unterrichtszwecke nutzen.
Im Schulsprengel Meran Stadt sieht dies anders aus. „Die Kinder sind den Großteil ihrer Freizeit am Handy. Da sollten sie es in der Schule nicht auch noch verwenden“, erklärt Brigitte Öttl. In der Schulordnung des Schulsprengels Meran Stadt ist festgelegt, dass Handys auf dem Schulgelände verboten sind. „Handys haben im Schulunterricht nichts zu suchen. Daher werden sie auch nicht im Unterricht genutzt – fürs Recherchieren gehen die Schüler in die dafür vorgesehenen Computerräume. Aus meiner Sicht erspart sich die Schule viel Ärger, wenn sie Smartphones nicht erlaubt“, so Öttl. Trotzdem besitzt der Schulsprengel Meran Stadt ein Paket für Medienerziehung, das ab der ersten Mittelschulklasse gelehrt wird.
Ob das Smartphone in einigen Jahren aus dem Klassenzimmer nicht mehr wegzudenken ist, das vermag noch keiner so wirklich zu sagen. „Im Moment besteht noch diese Angst vor dem Neuen. Wie sich dies dann in den nächsten Jahren weiterentwickelt, das lässt sich nur schwer mutmaßen“, erklärt Elisabeth Flöss. Wenn es hingegen nach Brigitte Öttl geht, dann sollte man am Handyverbot in der Schule festhalten.
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Kommentare (4)
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criticus
Jugendliche werden meist sehr leicht von ihrem Handy abgelenkt.
Ach so, und unsere PolitikerInnen, die stundenlang im Sitzungssaal damit herumspielen?
george
Samrtphones gehören nicht als ständiger Begleiter zum Unterricht, sondern nur in den wenigen Stunden, wann wirklich darüber informiert wird, der Umgang damit gelehrt und die Verwendung dargelegt wird. Der Rest der Unterrichtszeit ist auch aus gesundheitlich spezifischen Überlegungen besser anders zu verwenden und dazu braucht es dann kein Handy.