Verpachtete Heimat

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Immer mehr Südtiroler Almen werden an norditalienische Großbauern verpachtet, die dadurch fette EU-Beiträge kassieren. Inzwischen sind 23 Almen mit 3.300 Hektar verpachtet.
von Heinrich Schwarz
Die Almverpachtungen an Nicht-Provinzansässige nehmen immer größere Ausmaße an. Aktuell sind 23 Südtiroler Almen an Nicht-Südtiroler – vorwiegend norditalienische Großbauern – verpachtet. Dies geht aus einer Landtagsanfrage des Abgeordneten Andreas Pöder (BürgerUnion) hervor, die nun von Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler beantwortet wurde.
Schuler bezeichnete die immer beliebtere Praxis der Almverpachtungen in Vergangenheit mehrmals als „legale Sauerei“, andere sprachen von „legalem Schwindel“. Die italienischen Großbauern, die eigentlich nichts mit den Südtiroler Almen zu tun haben und in der Regel selbst gar kein Vieh auftreiben, kassieren nämlich fette EU-Beiträge. Und zwar nur deshalb, weil sie über die Pachtverträge Flächen nachweisen.
Zum besseren Verständnis:
Die Großbetriebe verfügen über historisch entstandene Prämienrechte, sogenannte Zahlungsansprüche, die äußerst lukrativ sind. „Die Grundbeträge der Zahlungsansprüche von nicht-provinzansässigen Pächtern können von 250 Euro bis teilweise über 1.000 Euro pro Hektar reichen. Daher gibt es ein großes Interesse für die Südtiroler Almflächen“, erklärt Arnold Schuler.
Für einen Pachtvertrag braucht es allerdings zwei Seiten. Warum lassen sich Südtirols Bauern auf die Almverpachtungen ein? Ganz einfach: Die italienischen Großbauern zahlen ihnen mehr Geld als an EU-Beiträgen hereinkommen würde. „In Südtirol bekommt eine Gemeinschaftsalm im Jahr 2018 rund 105 Euro Grundprämie pro Hektar“, so Landesrat Schuler.
Es ist somit mehr als verlockend, wenn ein Provinzfremder mit einem deutlich höheren Scheck daherkommt. Und ihr Vieh können die Südtiroler Bauern trotzdem auf die Almen auftreiben. Die Großbetriebe benötigen die Flächen nämlich nur auf dem Papier.
LESEN SIE IN DER DIENSTAG-AUSGABE DER TAGESZEITUNG:
- Die Liste der 23 verpachteten Almen
- Wie groß das Verpachtungs-Business in Südtirol in den letzten Jahren geworden ist
- Wie die Landesregierung bisher vergeblich nach einem Gegenmittel gesucht hat
Kommentare (45)
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