Billige Bühne
Im Landtags-Wahlkampf schmeißen die Kandidaten ihre Privatsphäre über Bord. Sie posten ihre Auftritte auf Dorffesten, kuscheln mit ihren Fans — und kämpfen um eine möglichst große Medienpräsenz.
Von Matthias Kofler
Von wegen Inhalt und Programm: Noch nie stand ein Landtagswahlkampf so sehr im Zeichen von medialer Präsenz wie der heurige. Viele der Kandidaten verfolgen vor allem ein Ziel: möglichst in den Online-Medien und in den Zeitungen (mit Fotos) präsent zu sein. SVP-Wahlkampfleiter Thomas Widmann hat sogar eigens einen bekannten Fotografen aus Deutschland, Oliver Oppitz, einfliegen lassen, um alle Edelweiß-Kandidaten von der Schokoladenseite zu zeigen.
Die Landtags-Kandidaten geben freiwillig ihre Privatsphäre preis, um sich auf den Online-Plattformen Facebook, Twitter und Instagram in Szene zu setzen. Mit Interviews, Kurzfilmen, Flyern oder auf öffentlichen Veranstaltungen werben Politiker für sich. Sie müssen sich zeigen, sich darstellen. Das gehört zum Job. Doch die Werbung in eigener Sache hat neue Dimensionen angenommen.
Es sind vor allem die „Neuen“, die das Geschäft der politischen Selbstinszenierung völlig verinnerlicht haben: Beim Foto-Shooting der SVP in Kohlern reisten Barbara Wild, Angelika Wiedmer und Paula Bacher gleich mit mehreren Koffern voller Kleidung an, um sich in allen erdenklichen Posen ablichten zu lassen: als Senioren-Vertreter, Arbeitnehmer, Frauen-Politiker oder als Städtler. „Bei den Bildern mit den Senioren trage ich einen Steueranzug, bei jenen als Arbeitnehmer bevorzuge ich es leger“, sagt auch der amtierende SVP-Landtagsabgeordnete Helmuth Renzler.
Der Arbeitnehmerchef behauptet zwar: „Ich will so abgebildet werden, wie ich bin — und nicht auf den Fotos zehn Jahre jünger aussehen.“ Hinter vorgehaltener Hand sagen seine Mitstreiter aber, dass es keinen anderen Landtagskandidaten auf der SVP-Liste gibt, der so eitel ist, wie Helmuth Renzler.
Der rüstige Arbeitnehmerchef, die Brixnerin Paula Bacher oder der LVH-Kandidat Reinhard Zublasing verinnerlichen das Geheimnis der Politik des Jahres 2018: Facebook, Twitter und Co. sind längst zu ihren Haupt-Kommunikationskanälen geworden. Sie veröffentlichen dort nicht mehr nur politisches „Geschwätz“ und Alltagsthemen, sondern geben auch einen Einblick in ihr Freizeitverhalten, ihren Berufsalltag, ihren Freundeskreis — und sogar in ihren Gesundheitszustand. Wenn man Politiker auf der Alm oder beim Spielen mit den Kindern sieht, dann wirken diese gleich viel menschlicher, näher und vertrauter.
Wenn man die Kandidaten auf ihre Inszenierungen im Netz anspricht, dann verweisen sie darauf, dass sie „nicht Politiker, sondern Menschen“ seien. Dazu gehören für sie auch die Familie und Privates. Er zeige sich auf Facebook so, wie er sei und wie in die Wähler schätzten, bringt es Helmuth Renzler auf den Punkt.
Positive Eigenwerbung oder unpassende Selbstinszenierung? Es ist ein schmaler Grat. Wer auf der falschen Seite landet, wird dieses Image womöglich nie mehr los. Auch die Neo-Kandidaten müssen den Spagat zwischen Werbe- und Witzfigur meistern. Doch mit den Möglichkeiten zur Selbstinszenierung nimmt auch die Zahl der potentiellen Fettnäpfchen zu. Gleichzeitig steigen die Chancen, bekannt zu werden — und durch möglichst viele Vorzugsstimmen den begehrten Sitz im Hohen Haus zu ergattern.
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Kommentare (12)
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pingoballino1955
Zirkus Halli Galli,geht es noch ein bischen billiger und primitiver?? Die Leistungen und Durchführung der guten Ideen sind massgebend,nicht die Selbstinszenierungen-lächerlicher Klamauk!!!!! Da ist die SVP wiedermal federführend,hoffentlich fällt das Wahlvolk nicht auf solche Tricksereien herein!
george
Wirklich primitiv und mit selten niedrigem Niveau. Und solche Leute wollen gewählt werden?
andreas
Eher, wirklich primitiv und mit selten niedrigem Niveau.
Und solche Leute dürfen wählen?
george
War das nun Wiederspiegelung deiner selbst, ‚andreas‘, oder die Unkenntnis dessen, was Wahlpropaganda mit Niveau ist, oder gleich schon beides zusammen?
andreas
Das spiegelt nicht wieder, sondern wider…. 🙂
george
‚andreas‘, diesmal hast du recht. Aber auch hier könntest du bemängeln, dass ich ‚rechthaben‘ nicht mit Recht haben dargelegt habe.