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Die FISI-Schlammschlacht

Helmuth Senfter, Gabriella Paruzzi, Hermann Ambach

Der Südtiroler Wintersportverband kommt nach der umkämpften Bestätigung von Präsident Hermann Ambach nicht zur Ruhe: Die Wahl wurde angefochten und es gab einen prominenten Rücktritt aus dem neuen Ausschuss.

Von Thomas Vikoler

Das Gutachten, das Anfang Juli in der Zentrale am Bozner Verdiplatz einlangte, schien einen seit mindestens einen Monat schwelenden Konflikt samt Rechtsunsicherheit mehr oder weniger beendet zu haben: In einem Gutachten der Rechtsabteilung der Zentrale des Italienischen Wintersportverbandes FISI wurde festgehalten, dass die Wahl von Hermann Ambach, 65, zum Präsidenten des Südtiroler Wintersportverbandes regulär war.

Und zwar deshalb, weil bei der Abstimmung am 10. Juni im Kolpinghaus Bozen das regionale und nicht das nationale Wahl-Reglement anzuwenden gewesen wäre. Ex-Langlauf-Olympiasiegerin Gabriella Paruzzi, die Vorsitzende der Versammlung, hatte die Wahl zunächst annulliert, weil Amtsinhaber Herbert Ambach mit 7.093 Stimmen (53 Prozent) nicht die notwendigen 55 Prozent für eine Wiederbestätigung – nach dem nationalen Wahl-Reglement – erreicht hatte.

Der Herausforderer Helmuth Senfter, Speck-Unternehmer aus Innichen, brachte es mit 6.312 Stimmen auf 47 Prozent.

Einstweilen ist der Kalterer Ambach wieder in Amt und Würden, doch der Südtiroler FISI-Ableger kommt nicht zur Ruhe: Ende Juli ist Lidia Bernardi, Präsidentin des mitgliederstärksten Skiclubs (Gröden) aus Protest aus dem Vorstand zurückgetreten. Und in den vergangenen Tagen haben mehrere Skiclubs aus dem Pustertal das Ergebnis der Abstimmung vom 10. Juni beim CONI-Sportgericht angefochten. „Die Wahl muss wiederholt werden“, sagt ihr Sprecher Martin Hitthaler vom ASV Pfalzen.

Doch der Reihe nach: am 18. Juli fand die erste Sitzung des neuen Ausschusses des FISI-Landeskomitees statt. Es kam gleich zu einem Eklat: Lidia Bernardi, die als frisch gewähltes Ausschussmitglied daran teilnahmen, fasst das Geschehene aus ihrer Sicht in einem Brief an die Präsidenten der Vereine so zusammen:

„Am Beginn der Sitzung wurde ich persönlich danach gefragt, ob ich das Mandat überhaupt annehmen würde, da ich mich während der Wahlkampagne für eine  Erneuerung eingesetzt habe. Nach meiner Zusage und meiner Bereitschaft im Ausschuss mitzuarbeiten, begannen die Vorwürfe. Als erster meldete sich unser Vertreter in Mailand, Alfons Thoma (er müsste eigentlich der Vertreter aller Sūdtiroler Wintersportvereine sein). Auf niedrigstem Niveau wurde ich von ihm angegriffen und er warf mir sogar vor, einen Putschversuch inszeniert zu haben.

Weitere Ausschussmitglieder, mitunter Präsident Hermann Ambach und Sektionsleiter Ski Alpin, Markus Ortler, fingen an mich zutiefst zu erniedrigen, indem sie mir allerhand vorwarfen. Ich wurde auf persönlicher Ebene zutiefst beleidigt, ohne jegliche Professionalität, die man von Menschen an solchen Stellen erwartet. Sie erwähnten mehrmals, mir überhaupt nicht mehr zu vertrauen und mich somit von allen Funktionen im Verband auszuschließen zu wollen“.

Lidia Bernardi trat noch während Sitzung aus dem Ausschuss zurück. Einen Schritt, den sie eine Woche in einem Brief bekräftigte.

„Ich bin mit guten Absichten zur Sitzung hingegangen. Nachher hieß es seitens des Präsidenten Ambach, er wolle mit mir ein Gespräch führen. Ich habe seitdem nichts mehr gehört“, sagt Bernardi zur TAGESZEITUNG. Sie wolle sich nun auf ihre Arbeit beim Skiclub Gröden konzentrieren. Immerhin der größte (und einer der erfolgreichsten) Wintersportvereine Italiens.

Dass Bernardi auf der ersten Vorstandssitzung verbal angegriffen wurde, hängt indirekt mit der zweiten Frage, die Anfechtung der Abstimmung, durch die Pusterer Vereine, zusammen.

Denn die Präsidentenwahl am 10. Juni erfolgte auf der Grundlage der Stimmrechte eines jeden Mitgliedsvereins. Der Skiclub Gröden verfügt über genau 440 Stimmrechte. Und diese, das ist kein inzwischen kein Geheimnis mehr, gingen an Herausforderer Helmuth Senfter.

Wer wie gestimmt hat, ließ sich nachträglich – außer bei Stimmrechte-Gleichheit – leicht rekonstruieren. So votierten die Vereine des Schlerngebiets, Grödens, des Gader- und Pustertals geschlossen für Senfter. Also gegen Ambach. Dieser erhielt hingegen einen Großteil der Stimmen aus den anderen Landesteilen. 14 Vereine sind anhand ihrer Stimmrechte eindeutig identifizierbar – und somit als Freund oder Gegner der neuen Verbandsführung.

„Die Anonymität der Wahl, wie sie das FISI-Statut vorsieht, war eindeutig nicht gegeben, deshalb muss sie wiederholt werden“, sagt Martin Hitthaler. „Der Rekurs richtet sich nicht gegen Präsident Ambach, sondern zielt darauf ab, dass die Abstimmung anonym durchgeführt wird“.

Der Sportfunktionär aus Pfalzen hofft nun, dass die aktuelle Verbandsführung einlenkt und die Präsidentenwahl aus eigener Initiative neu ausschreibt.

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