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„Ein kleiner Beitrag“

Seit einem Jahr ist der ehemalige SVP-Obmann Siegfried Brugger Honorarkonsul Ungarns in Südtirol. Wie es dazu kam und wie der Anwalt zur politischen Linie der Orban-Regierung steht.

Tageszeitung: Herr Brugger, Sie sind Honorar-Konsul des ungarischen Staates. Wie sind Sie zu diesem Posten gekommen und seit wann genau sind Sie ungarischer Honorarkonsul in Südtirol?

Siegfried Brugger: Nun ja, ich bin eigentlich bereits seit ungefähr einem Jahr Honorarkonsul Ungarns. Besonders interessant ist, dass trotz einer Mitteilung des ungarischen Generealkonsulats in Mailand, das Ganze damals nicht wirklich viel Aufsehen in Südtirol erregt hat. Eigentlich bin ich ganz zufällig zu diesem Posten gekommen. Bereits vor längerer Zeit ist vom ungarischen Außenministerium ein Auswahlverfahren durchgeführt worden. Schon im Vorfeld war ich des Öfteren mit dem Botschafter und dem Generalkonsul in Kontakt. Dabei wurde ich – so wie es vorgesehen ist – in jeder Hinsicht geprüft. Denn es ist so, dass das ungarische Außenministerium mögliche Honorarkonsuln vorschlägt und schließlich das italienische Außenministerium, die jeweiligen Kandidaten praktisch durchleuchtet. Außerdem hat Ungarn versucht eine Person zu finden, die sich in Europa auskennt, eine Art historische Verbindung mit Österreich-Ungarn hat und sich auch bei Minderheitenrechten auskennt – schließlich lebt ein Teil der ungarischen Bevölkerung in angrenzenden Staaten. Offensichtlich habe ich die notwendigen Voraussetzungen für diese Aufgabe erfüllt, deshalb hat mir das ungarische Außenministerium im Vorjahr diesen Posten angeboten. Ich habe schließlich angenommen und versuche nun durch diese Position meinen Beitrag zu leisten.

Was genau ist und macht ein Honorarkonsul?

Der Honorarkonsul muss für die Bürger des Staates, den er vertritt, zur Verfügung stehen. In meinem Fall sind es eben alle ungarischen Staatsbürger in Trentino-Südtirol. Ich berate also in Südtirol lebende Ungarn bei allen Fragen, die mit ihrem Status zusammenhängen. Das heißt, beispielsweise sie mit der ungarischen Botschaft in Rom oder mit dem Generalkonsulat Ungarns in Mailand in Kontakt zu bringen. Aus diesem Grund pflege ich mit diesen Behörden mittlerweile sehr gute Beziehungen. Bei der Arbeit als Honorarkonsul ist mir in meinem Sekretariat auch eine dafür zuständige Dame aus Ungarn behilflich. Somit können wir ungarischen Staatsbürgern diesen Service anbieten.

Als Honorarkonsul werden Sie nicht bezahlt. Was war Ihr Ansporn diesen Posten anzunehmen?

Nicht nur wird man als Honorarkonsul nicht bezahlt, man muss auch selbst Sponsoren für geplante Veranstaltungen finden – diese werden also nicht von der Botschaft finanziert. Man muss also als Honorarkonsul manchmal auch selbst Geld vorstrecken. Beispielsweise bezahle ich aktuell die vorübergehende Mitarbeiterin mit meinem eigenen Vermögen. Mein Ansporn für diesen Posten war es, einen kleinen Beitrag in diesem großen Europa zu leisten. Außerdem ist es so, dass wir als Südtiroler viele Ähnlichkeiten mit Teilen von Ungarn. Besonders wenn man die Geschichte Österreich-Ungarns betrachtet. Ich finde einfach, dass die Arbeit als Honorarkonsul, jetzt wo ich keine politische Funktion mehr ausübe, ein kleiner politischer Beitrag für Teile des historischen Kerns Europas ist.

Hatten Sie bereits Einsätze als Honorarkonsul?

Im Frühjahr fanden die Konsulatstage in Südtirol statt. Wir haben uns damals beim Landeshauptmann, beim Regierungskommissariat, beim Landtagspräsidenten und sogar beim Bozner Bürgermeister vorgestellt. Allerdings ist das Ganze medial etwas untergegangen. Die Tätigkeit als Honorarkonsul ist eigentlich ganz ordentlich. Bisher war ich schon mehrmals als Honorarkonsul im Einsatz. Aber ich möchte meine Funktion als Honorarkonsul auch nicht überbewerten und mich in die erste Reihe stellen. Was meine Einsätze angeht: Es wenden sich viele ungarische Staatsbürger an mich. In den nächsten Monaten planen wir auch noch einige kulturelle Veranstaltungen. Mitte August werde ich dann an einem Treffen mit mehreren ungarischen Funktionsträgern am Plattensee in Ungarn teilnehmen.

Genießen Sie als Honorarkonsul auch den Diplomatenstatus?

Ja, ich genieße den Diplomatenstatus, doch für mich ist er sehr beschränkt. Zwar habe ich den Diplomatenausweis, allerdings handelt es sich um eine andere Art der Immunität. Es ist also nicht der gleiche Status, wie ihn zum Beispiel hochrangige Berufsdiplomaten haben. Diese haben besondere Immunitätsstandards, die ich nur in der Ausübung meiner Tätigkeit als Honorarkonsul habe. Diese Tätigkeit ist ja recht beschränkt und umfasst meistens Beratungstätigkeiten oder kulturelle und politische Initiativen. Mein Diplomatenstatus hat also ein recht geringes Ausmaß.

Nun hat Ungarn in den letzten Jahren politisch einen stark wahrnehmbaren Rechtsruck durchgemacht. Wie stehen Sie als Honorarkonsul zur politischen Linie der rechtsnationalen Regierung Viktor Orbans?

Zur politischen Situation in Ungarn mache ich keine Aussage. Ich mische mich in die politischen Gegebenheiten in keiner Weise ein, denn es ist schließlich nicht mein Aufgabenbereich. Zwar habe auch ich eine persönliche Meinung, allerdings werde ich diese hier nicht zum Ausdruck bringen, denn in meiner Funktion als Honorarkonsul ist das nicht meine Aufgabe. In erster Linie geht es bei einem Honorarkonsulat um die Dienstleistung, die man der jeweiligen Bevölkerung erbringt. Mit Politik an sich hat das Ganze nichts zu tun. Außerdem werde ich der letzte sein, der versucht Ungarn schlecht zu machen. Schließlich habe ich die Aufgabe mit meinen bescheidenen Möglichkeiten genau das Gegenteil zu tun.

Interview: Julian Righetti

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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