Teure Kellerei
Nun ist es fix: Die Kosten für den Neubau und die Sanierung der Kellerei Kaltern betragen 22 Millionen Euro – und sind damit doppelt so hoch wie vorausgesagt. Obmann Christian Sinn blickt mit Zuversicht in die Zukunft.
von Markus Rufin
Die Kellerei Kaltern war durch die Fusionierung mit der Erste+Neue Kellerei im Jahr 2016 die größte in Südtirol. Sowohl was die Mitglieder als auch die Weinbaufläche anbelangt. Direkt nach der Fusionierung wollte man den Neubau der Produktionshalle und die Sanierung des alten Kellerraumes angehen. In den letzten Monaten sorgte dieses Vorhaben aber für Unmut.
Zur Erinnerung: 2017 wurde mit dem Bau begonnen. Damals sprach man noch von Kosten in Höhe von elf Millionen Euro: acht Millionen für den Neubau und drei Millionen für die Technik. Zur Überraschung aller kam es zu einer sprichwörtlichen Kostenexplosion.
Kürzlich fand eine Vollversammlung mit den Mitgliedern der Kellerei statt. Dabei wurden die letzten Zusatzkosten und die letzten Zusatzfinanzierungen genehmigt. Nun ist es offiziell: Statt den vorausgesagten elf Millionen Euro kostet die Kellerei 21,9 Millionen Euro.
Die Kostenexplosion sorgte für viel Wut bei den Mitgliedern. So bewirtschaftete die Kellerei Kaltern ursprünglich rund 500 Hektar Fläche. Davon sind in den letzten Jahren 65 Hektar zu anderen Betrieben abgewandert. Der ehemalige Obmann reichte unter anderem aufgrund dessen im Dezember 2017 seinen Rücktritt ein.
Seit Frühjahr sind Neubau und Sanierung fertiggestellt, doch noch immer gibt es einige Mitglieder, die die Verwaltung der Kellerei kritisieren. Neben der Kostenexplosion geben auch Marketingentscheidungen Anlass für Kritik (beispielsweise die Streichung verschiedener Weine). Überhaupt seien der Neubau und die dazugehörigen Strukturen völlig überdimensional, hört man von einigen Bauern. „Das ist eine Sauerei“, sagt ein Mitglied der Kellerei.
„Mittlerweile haben die meisten Mitglieder eingesehen, dass die Kostenschätzung unrealistisch war. Bei der Vollversammlung haben nun 95 Prozent für die Genehmigung der Kosten gestimmt“, erklärt der Obmann der Kellerei, Christian Sinn.
Doch neben der internen Kritik kommt auch noch die Schuldenlast der Kellerei hinzu. „Im Nachhinein muss man zugeben, dass die Kellerei zu schnell geplant und gebaut wurde. So war keine realistische Kostenschätzung möglich“, so Sinn. Zudem erinnert Sinn, dass nicht alle aufgrund des Neubaus ausgetreten sind: „Es gab für die Austritte viele normale Fälle, wie Verkauf oder Pachtvertrag eines Gutes.“
Zwar habe man Zusatzinvestitionen durchaus stemmen können, aber offensichtlich übernahmen sich die Verantwortlichen bei der Planung völlig. Einige böse Zungen im Weindorf behaupten sogar, dass die Kellerei am Abgrund stehe.
Sinn sieht nun aber einen Silberstreif am Horizont: „Wir haben 450 Hektar Weinbaufläche, wir kellern in einem normalen Jahr 45.000 Doppelzentner Trauben ein, haben mit dem Kalterer See die besten Lagen, haben gute Weine und viele Auszeichnungen. Wir stehen also gut da.“
Der Schuldenberg sei gar nicht so groß – im Gegenteil. Denn wenn man den Materialwert einberechnet, ist die Kellerei Kaltern wirtschaftlich eindeutig gesichert. Im Neubau wird nicht nur alles in einem Standort eingekellert, auch die Technik, die Büros und die Verwaltung sind so in einem Gebäude.
Die Gebäude der Erste+Neue Kellerei, sowie die Gebäude der Bauernkellerei stehen dadurch komplett frei. Die Verwaltung rund um Obmann Sinn will diese veräußern, beziehungsweise vermieten: „Die Gebäude stehen in einer sehr attraktiven Zone, am Eingang des Dorfes, und es gibt bereits mehrere Interessenten. Bei einem Verkauf würden wir wieder über ausreichend Liquidität verfügen. Die Mitglieder müssen dem Verkauf natürlich zustimmen. Die Zukunft der Kellerei ist aber gesichert.“
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