Konkurrenz im Osten
Bisher sind Kunden nach Sillian gepilgert, um dort im Drogeriemarkt dm oder beim Discounter Hofer einzukaufen. Warum dm diese Kunden zurück nach Südtirol locken will.
von Silke Hinterwaldner
Samstagvormittag vor den Toren des kleinen Dorfes Sillian, gleich hinter der italienischen Grenze. Der Verkehr staut sich zurück, an der Einfahrt zum Parkplatz gibt es ein reges Kommen und Gehen. Wer einen Stellplatz für seinen Wagen gefunden hat, eilt in eines der großen Geschäfte, die sich dort in der Einkaufszone versammelt haben.
Der Lebensmittel-Discounter Hofer zieht scharenweise Kunden aus Südtirol an, daneben liegen die Filialen von dm und kik. Genauso wie Hofer trifft man auch im Drogeriemarkt und bei Textil-Discounter vor allem Kunden aus Südtirol oder dem Rest Italiens. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die großen Ketten diese Einkaufsmeile gerade so konzipiert haben, um Nicht-österreichische Kundschaft anzulocken.
Das Konzept scheint auf jeden Fall aufzugehen. Die Filialen der großen Ketten am Ortsrand von Sillian gehören angeblich zu den am besten laufenden weitum.
Insofern darf es nicht verwundern, dass die Großunternehmer mittlerweile ihre Fühler noch weiter auf den italienischen und damit auf den Südtiroler Markt ausstrecken. Seit Monaten wird darüber spekuliert, wo der Drogeriemarkt dm neue Standorte in Südtirol eröffnen wird. Bisher gab es aber lediglich das Geschäft in Leifers, das im Dezember eröffnet worden war.
Das Geschäft dort läuft anscheinend: Die Südtiroler, vor allem die jüngere Kundschaft, stürmt hin, um vor allem die günstigeren Kosmetikartikel der Eigenmarken zu erwerben. Damit hat dm offenbar eine Marktlücke gefüllt, die andere Geschäfte nicht bedienen konnten oder wollten.
Schon seit Wochen wird in Bruneck darüber gesprochen, wann wohl – endlich – die neue dm-Filiale am Nordring eröffnet wird. Ursprünglich hatte das Geschäft bereits vor einem Monat aufsperren sollen, aber die Eröffnung verzögerte sich. Aber seit Donnerstag rollt der Rubel.
Die TAGESZEITUNG hat bei dm nachgefragt, was man sich vom Standort Bruneck erwartet und welche Strategie der Konzern in Südtirol verfolgt.
Tageszeitung: Nach Leifers ist Bruneck der zweite Standort in Südtirol. Gibt es in Österreich und Italien dieselben Produkte zu denselben Preisen?
Wir bieten unseren Kunden in Italien die Produkte und Services an, die wir seit über 40 Jahren in unseren Verkaufsstellen im Ausland garantieren. Wir zählen im Sortiment 23 Eigenmarken, die in Österreich erhältlich sind, mit mehr als dreitausend Artikeln insgesamt – darunter viele Bio- oder Naturprodukte. Was die Industriemarken betrifft, wurde unser Sortiment eigens für Italien entwickelt und unterscheidet sich deswegen von dem in Österreich. Unsere Preise können von denen in Österreich aufgrund anderer Kosten, wie der italienischen Mehrwertsteuer, Lagerungs- und Etikettierungskosten, leicht abweichen.
Derzeit fahren sehr viele Kunden aus dem Pustertal in die dm-Filiale nach Sillian. Können Sie sagen, wie groß der Ansturm aus Italien ist?
Das ist genau einer der Gründe, weshalb wir uns für unsere Expansion nach Italien entschieden haben. Wir haben bemerkt, dass sehr viele Südtiroler, welche das Angebot und die Services von dm schätzen, zum Einkaufen nach Österreich fahren.
Erwartet man sich bei dm, dass all diese Kunden morgen die neue Filiale in Bruneck aufsuchen?
Wie in Leifers erwarten wir uns auch in Bruneck großen Ansturm. Jede dm-Eröffnung weckt große Neugier und großes Interesse. In unsere Filialen kommen sowohl Stammkunden, die auf dm in Italien seit langem gewartet haben, als auch neue Kunden, die von einem Angebot neugierig gemacht werden, das komplett anders als die aktuellen Angebote auf dem italienischen Markt ist.
Welche zusätzlichen Standorte in Südtirol sind geplant?
Auf jeden Fall planen wir neue Eröffnungen in Südtirol wie auch in ganz Norditalien – auf diese Weise werden auch viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
LESEN SIE MORGEN AUF TAGESZEITUNG ONLINE:
Kampf der Kaufleute
Die neue dm-Filiale in Bruneck riskiert die Schließung: Das Geschäft befindet sich im Gewerbegebiet, wo Detailhandel untersagt ist. Der Kaufleuteverband will rechtlich gegen die Eröffnung vorgehen.
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Kommentare (4)
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tiroler
Der Kaufleuteverband hat Angst vor Wettbewerb.
Beim Twenty ist es jedoch kein Problem, in der Gewerbezone Detailhandel zu machen
sepp
macht euch keine sorge bei MD war das gleiche Geschrei in Bruneck ist immer noch offen