Gewitter unterm Regenschirm
Die Sommerdekoration mit 1.000 Regenschirmen in Klausen wurde innerhalb weniger Tage Ziel von Vandalenakten. Die Täter wurden von Videokameras gefilmt, die Bilder werden zurzeit ausgewertet.
Von Erna Egger
In Klausen hat man sich heuer etwas Neues einfallen lassen: Seit Mitte Juli bis Mitte August hängen an die 1.000 Regenschirme über den Gassen der Klausner Altstadt. Unter dem Motto „Wir lassen Sie nicht im Regen stehen“ laden die Kaufleute und Gastronomen jeden Donnerstag zum verkaufsoffenen Abend ein und freitags jeweils zum Gasslfieber mit Musik und Tanz.
Die Dekoration und die Events wurden in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsgenossenschaft Klausen organisiert.
Die Aktion ist ein Erfolg: Die vielen bunten Schirme werden häufig von Einheimischen und Touristen als Fotomotiv verwendet.
Aber – wie könnte es anders sein – die Stadtdekoration stößt nicht bei allen auf Gegenliebe. Die Bedenken und die Kritik sind unterschiedlicher Natur: Die Schirme seien zu tief montiert, Transport- und Lieferfahrzeuge können nicht passieren, wird angemerkt.
„Man könnte das Geld anderweitig besser verwenden“, lassen Ortsansässige verlauten.
Die Organisatoren entgegnen, dass alle Sicherheitsmaßnamen gewährleistet seien.
Zur Finanzierung stellt Simon Profanter, Geschäftsführer der Wirtschaftsgenossenschaft, klar: „In diese Aktion floss kein Steuergeld. 54 Betriebe haben sich an der Stadtdekoration beteiligt, jeder Betrieb hat 100 Euro gezahlt. Mit diesen rund 5.000 Euro und dem Sonderbeitrag, den die Mitgliedsbetriebe der Wirtschaftsgenossenschaft zahlen, wurden die Aktion und die gemeinsame Werbung für das Gasslfieber finanziert.“
Den Organisatoren ist das Gerede über die Aktion nur recht: „Auch negative Werbung ist eine Werbung“, so der Tenor. „Ich habe nur positive Rückmeldungen erhalten“, betont indes Werner Fink, Ortsobmann der Kaufleute und Dienstleister.
Wie lange werden die Regenschirme aber die Stadt zieren? Eigentlich sollen sie bis 18. August die Gassen des Künstlerstädtchens in einen farbenfrohen Sommerhimmel hüllen. Etliche Ortsansässige sind skeptisch, sie haben sogar Wetten abgeschlossen: „Ich habe zehn Euro gewettet, dass es nicht lange dauern wird, bis irgendjemand Schirme herunterreißen wird“, sagt eine Klausnerin.
Sie sollte recht behalten: Die Vandalenakte ließen nicht lange auf sich warten.
Am Samstag ging im Kapuzinergarten das „Gaudi Fest“ über die Bühne. Um 1.00 Uhr nachts war Festende, der Aufschank wurde eingestellt. Viele Besucher tranken noch ihr letztes Getränk aus, um dann nach Hause, oder durch die Stadt, zur Disco Nachtigall zu marschieren. Prompt, um ca. 1.15 Uhr, begann es heftig zu regnen.
Nicht verwunderlich, dass einige Nachtschwärmer versuchten, einen der vielen Schirme, die sich teils in greifbarer Höhe befinden, zu angeln. Sie wollten ja nicht im Regen stehen gelassen werden.
Der Ärger in der Stadt war man nächsten Tag groß: „Es gab Schäden an fünf Stationen“, berichtet Profanter.
Ganze Regenschirm-Reihen wurden heruntergerissen, die Drähte, an denen sie befestigt sind, wurden durchtrennt. Mutwillig wurden auch zahlreiche Regenschirmhalter abgerissen.
Der Schaden wird mit 700 Euro beziffert. „Die Schirme kosten nicht die Welt, aber die Arbeit der Anbringung ist aufwendig“, so Profanter.
Die Veranstalter haben bei den Polizeibehörden Anzeige gegen Unbekannt erstattet. „Die Täter wurden von den Videokameras in der Stadt gefilmt. Die Aufnahmen werden zurzeit ausgewertet“, so Profanter.
Deutlich sind die Gesichter der Vandalen zu erkennen: „Die Personen müssen nur noch identifiziert werden“, sagt der Geschäftsführer.
Er stellt klar: „Uns geht es in erster Linie nicht um den Ersatz des finanziellen Schadens in Höhe von 700 Euro. Uns geht es darum, ein Zeichen zu setzen. Es ist nämlich eine Frechheit, wenn eine Stadtdekoration mutwillig zerstört wird.“
Einige weitere Schirme wurden am Dienstag vom Wind kaputt gemacht.
Die beschädigten Schirme werden in den nächsten Tagen mit neuen ersetzt. Profanter hofft, dass es nicht „wieder zu einer Zerstörung in diesem Ausmaß, wie nach dem Gaudi Fest kommt. Kleine Schäden werden sich aber nicht vermeiden lassen“, ist er sich bewusst. Erst in der Nacht auf Mittwoch haben weitere Vandalen einen Draht, auf dem die Schirme hängen, verbogen.
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