Die Zecken-Studie
In den letzten Monaten wurden in Südtirol mehrere hundert Hunde auf FSME und auf Leishmaniose getestet. Worauf erste Ergebnisse schließen lassen.
von Lisi Lang
Im Frühjahr hat der Südtiroler Sanitätsbetrieb mehr als eintausend Briefe an Südtiroler Hundebesitzer verschickt. Inhalt dieses Briefes war eine Einladung zu einer kostenlosen Blutentnahme, um zu testen, ob der Hund mit dem FSME-Virus oder/und mit dem Erreger der Leishmaniose in Kontakt gekommen ist. In ähnlicher Weise wird parallel dazu auch eine repräsentative Stichprobe von Pferde und Ziegen auf FSME getestet.
Bis Ende April haben sich rund 450 Hundehalter am Vorsorgeprojekt des Tierärztlichen Dienstes beteiligt. „Eine erste Untersuchung der Blutproben hat gezeigt, ob die Hunde mit FSME oder Leishmaniose in Kontakt gekommen sind“, erklärt Giulia Morosetti vom Tierärztlichen Dienst des Sanitätsbetriebes, die sich bei allen Teilnehmern herzlich bedanken möchte.
Wie viele Hunde genau positiv getestet wurden, könne man zwar noch nicht sagen, da noch weitere Nachuntersuchungen gemacht werden, allerdings, so Giulia Morosetti, habe man bei einigen Hunden Antikörper gegen diese beiden Krankheiten nachweisen können, was bedeutet, dass einige Hunde mit diesen Erregern in Kontakt gekommen sind. „Wir konnten nachweisen, dass wesentlich mehr Hunde mit Leishmaniose- als mit Frühsommermeningoencephalitis-Erregern in Kontakt gekommen sind“, erläutert die Mitarbeiterin des Tierärztlichen Dienstes.
Betroffenen Hundehalter, also die Besitzer jener Tiere, bei denen Antikörper festgestellt werden konnten, wurden in den letzten Wochen benachrichtigt und zu Nachuntersuchungen eingeladen. „Alle anderen müssen sich keine Sorgen machen, ihre Tiere sind gesund“, erklärt Giulia Morosetti.
Auch Hunde können zwar an diesen beiden Krankheiten erkranken, allerdings geschieht dies nur sehr selten. „Bei FSME ist es so, dass rund 30 Prozent der Personen, die sich mit dem Virus infizieren, wirklich erkranken. Viele Menschen entwickeln grippeähnliche Symptome, aber nicht die schweren Symptome von FSME“, erklärt Giulia Morosetti. Bei Hunden ist eine Erkrankungswahrscheinlichkeit noch viel seltener. „Es gibt einzelne Beschreibungen von Fällen, aber wenn man bedenkt, wie viele Hunde Zecken aufnehmen, dann ist diese Anzahl wirklich sehr gering“, erläutert die Mitarbeiterin des Tierärztlichen Dienstes. Ein infizierter Hund kann die Krankheit nicht übertragen.
Warum wurden gerade die Hunde getestet? „Weil ein Hund viel wahrscheinlicher mit infizierten Zecken in Kontakt kommt, als ein Mensch – in der Literatur spricht man davon, dass der Hund 50 bis 100 Mal wahrscheinlicher mit dem Erreger in Kontakt kommt“, so Giulia Morosetti. Dementsprechend sei es sinnvoller, Hunde als Indikator für diese Krankheiten und deren Häufigkeit in Südtirol zu testen.
Leishmaniose ist eine Krankheit, die es vor zehn Jahren in Südtirol noch gar nicht gab. Bei einer Erhebung 2010 konnte die Krankheit dann erstmals bei einigen Hunden festgestellt werden, die aus dem Ausland stammten. „Einige Jahre später hat man Sandmücken als Überträger dieser Krankheit identifiziert“, so Giulia Morosetti. Sandmücken sind wesentlich kleiner als Zecken oder Tigermücken.
Nun wollte der Tierärztliche Dienst genauer beleuchten, ob sich Leishmaniose bei uns angesiedelt hat. „Wir haben jetzt gesehen, dass Hunde durchaus Antikörper gegen Leishmaniose gebildet haben, was bedeutet, dass sich auch Südtiroler Hunde angesteckt haben“, erläutert die Medizinerin.
„Bei FSME hingegen weiß man relativ wenig. Wir wissen, dass es Zecken bei uns gibt, aber wir haben bisher keine infizierten Zecken gefunden“, so Giulia Morosetti. In den letzten Jahren sei es aber immer wieder vorgekommen, dass Personen mit FSME behandelt werden mussten. „Das hat uns ein bisschen beunruhigt, aber da wir nicht alle Menschen testen können, haben wir die Hunde als Indikatoren getestet“, erläutert Morosetti. „So können wir zeigen, dass es das Virus bei uns gibt und auch geografisch das Risikogebiet eingrenzen“, ergänzt die Mitarbeiterin des Tierärztlichen Dienstes.
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