Sehenswertes Licht
Erstaunlich. Barbara Alberts „Licht“ spielt 1777 und doch hält der Film unserer Gesellschaft den Spiegel vor.
von Renate Mumelter
Im Rokoko war das Äußere war für Männer und Frauen. Rüschen, Blümchen, Glitzer und dazu Perücken wie bei den Simpsons. Die Fassade war wichtig, Abgründe waren nicht gesellschaftsfähig, Behinderungen auch nicht. Frauen sollten Deko bleiben, das Talent kam eh vom Vater. Davon waren zumindest die Spermisten überzeugt, die glaubten, alle Talente werden über das Sperma vererbt. Dass Resi Paradis so gut Klavier spielen konnte, hatte sie also vom Vater, dass sie nicht sehen konnte, war peinlich. Warum ihre Augen nicht wollten, obwohl sie konnten, ist vorstellbar.
Barbara Albert erzählt in ihrem Film ein Stück aus dem Leben der Musikerin Maria Theresia Paradis (1759-1824). Sie war in der frühen Kindheit wirklich erblindet, gewann die Sehkraft durch Kuren bei Franz Anton Mesmer zurück, verlor sie aber wieder, als die Eltern sie der Kur entzogen.
Die Pianistin Maria Theresia Paradis war gefragt, brachte eine Europatournee hinter sich, sie komponierte und gründete die Wiener Musikschule.
Maria Dragus ist eine beeindruckende Resi, Devid Striesow ein überzeugender Doktor und Christine A. Maier eine Kamerafrau, die es versteht, mit Licht umzugehen. „Licht“ erzählt mehr als eine Episode aus dem Rokoko. Ein spannender und sehr sorgfältig gemachter Film.
„Licht“ (DE/AT 2017), 97 Min., Regie: Barbara Albert, Kamera: Christine A. Maier, mit Maria Dragus, Devid Striesow. Bewertung: Sehenswert
Was es sonst noch gibt: „Am Strand“, „Swimming with men“ (beide Meran), Start Open Air Kino UFO Bruneck am Dienstag, Open Air Cinema in Bozner Parks
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