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Der Gross-Konkurs

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Auch die Firma Gross Reisen, die im Frühjahr in Konkurs ging, hatte keine Reiseausfalls-Versicherung. Die zahlreichen Kunden, die insgesamt 80.000 Euro zurückerstattet haben möchten, werden leer ausgehen.

Von Thomas Vikoler

In der Reisebüro-Branche war das bis zum 1. Juli dieses Jahres ein großes Thema: Versichert oder nicht. Laut einem Staatsgesetz müssen sich Reisebüros für Ausfälle von Reisen versichern. In erster Linie ein Schutz für die Kunden, die dadurch eingezahltes Geld für Reisen, die aus verschiedenen Gründen nicht stattfinden, zurückerhalten.

Vor zwei Wochen gab es vor dem Reisebüro Neverland in Bozen einen Kunden-Aufruhr (die TAGESZEITUNG berichtete). Es stellte sich heraus, dass Inhaberin Laura Seppi die vorgeschriebene Versicherung nicht abgeschlossen hatte. Die Firma, die Ausstände von rund 300.000 Euro hat und liquidiert wird, wird kaum imstande sein, seinen geprellten Kunden den Schaden zu ersetzen. Der

Pikanterweise ist die Versicherungspflicht für Reisebüros erst seit dem 1. Juli mit Sanktionen verbunden. Das zuständige Landesamt kann ihnen bei fehlender Versicherung die Konzession entziehen, bisher blieb dies ohne Folgen.

Außer für die Kunden. Wie nun bekannt wurde, war auch das Reisebüro Gross Reisen (eigentlich: Reiseunion) nicht gegen Ausfälle von Reisen versichert. Das Unternehmen ist nach dem unerwarteten Tod von Inhaber Josef Gross, der Anfang Mai 70jährig in St. Jakob verstarb, in Konkurs gegangen. Ebenso wie ein zweites Gross-Unternehmen, Sarner Reisen.

Der Meraner Wirtschaftsprüfer Paolo Stocker ist als Masseverwalter für beide Firmen ernannt worden und er kann bereits jetzt sagen: „Die Reise-Kunden werden leer ausgehen“.

Stocker beziffert die Forderungen der Kunden, die in den landesweit fünf Büros von Gross Reisen gebucht hatten, ihre Reise wegen der Betriebsschließung infolge des Todesfalles aber nicht antreten konnten, auf „rund 80.000 Euro“.

Der Masseverwalter wird sich demnächst mit dem Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) in Verbindung setzen, das die Fälle gesammelt hat. Kunden gehören bekanntlich nicht zu den privilegierten Gläubigern bei einem Bankrott.

Und auch sonst sieht es zum Konkurs von Reiseunion und Sarner Reisen für die Gläubiger eher düster aus. Es gibt zwar ein gewisses Anlagevermögen (einige Wohnungen und einige Kleinbusse), die aber die Ausstände von mehreren Millionen Euro kaum aufwiegen können. Die Kinder des Buspioniers Josef Gross hatten sich einige Monate vor dessen Tod aus den beiden Unternehmen verabschiedet.

Masseverwalter Stocker hat inzwischen die Mietverträge für die fünf Reisebüro-Filialen gekündigt und fünf Angestellte von Reiseunion, sowie sechs von Sarner Riesen entlassen. Ein Großteil der insgesamt 40 Angestellten hatte die beiden Firmen entweder kurz vor dem Tod des Inhabers oder nach den darauf folgenden Betriebsschließungen verlassen. Die finanzielle Schieflage der Gross-Unternehmungen hatte sich bereits seit längerer Zeit herumgesprochen.

Das finanzielle Ausmaß der beiden Konkurse wird sich spätestens am 25. September zeigen: Bis dahin können Gläubiger ihre Forderungen beim Bozner Konkursgericht anmelden.

 

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