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Weniger Scheidungen

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Eine ASTAT Studie zeigt: 2017 ist die Trennungs- und Scheidungsrate gesunken. Die meisten Südtiroler trennen sich einvernehmlich und nach mehr als 20 Jahren Ehe.

von Greta Pichler

Es gibt zahlreiche Faktoren die mitverantwortlich sind für die Auflösung von Ehen: die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit und der ständige Wandel dem Lebensgewohnheiten und gesellschaftliche Strukturen unterworfen sind. Soziokulturelle Größen wie Bildung, Erwerbstätigkeit der Ehepartner oder die berufliche und finanzielle Unabhängigkeit der Frauen scheinen zusätzlich zur Konfliktanfälligkeit von Ehen beizutragen. Auch kulturelle Unterschiede können die Beständigkeit einer Ehe beeinflussen. 17 Prozent der Trennungen in Südtirol erfolgen zwischen Ehepartnern von denen mindestens einer der beiden die italienische Staatsbürgerschaft erst nach der Geburt erhalten hat.

Seit 2014 gibt es bedeutende Neuerungen im Bereich Trennungen und Scheidungen. Infolge der neu eingeführten Gesetzesbestimmungen können Paare beispielsweise im Standesamt der Gemeinde, in welcher eine der Parteien den Wohnsitz hat oder in welcher der Trauschein eingetragen wurde, die Scheidung oder Trennung mittels einer Erklärung einreichen. Diese Art der Trennung ist jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

Fast 60 Prozent aller Ehen, welche 2017 geschieden wurden, sind kinderlos oder betreffen bereits erwachsene Kinder. Sind jedoch minderjährige Kinder involviert, so wie in 40 Prozent der Fälle, ist der Zuspruch des Sorgerechts ein Thema. Bis 2005 wurde das Sorgerecht für die Kinder fast ausschließlich der Mutter zugesprochen. 2017 hingegen wurden die Kinder bei fast allen gerichtlichen Scheidungen beiden Elternteilen anvertraut. Es sind kaum Fälle bekannt, in denen ausschließlich einer von beiden Elternteilen das Sorgerecht erhält.

Eine weitere Veränderung im Bereich der Scheidungen gab es 2015 mit dem Gesetz „zur schnellen Scheidung“. Der bei gerichtlichen Scheidungen vorgesehene Mindestzeitraum wurde von drei auf ein Jahr reduziert. Bei einvernehmlichen Trennungen beträgt der Zeitraum sogar nur noch sechs Monate. Die Tatsache, dass Scheidungen schneller und einfacher abgewickelt werden können, führte in den Jahren 2015 und 2016 zu einer Zunahme der Scheidungen.

Nach den Spitzenwerten der Trennungen im Jahr 2016 wurden 2017 insgesamt nur mehr 618 Ehen getrennt. 134 der gesamten Trennungen wurden außergerichtlich, 484 mit gerichtlichem Verfahren beantragt (siehe Tabelle).

Auch die Scheidungsrate ist 2017 gesunken, von 875 auf 697. Davon waren fast zwei Drittel der Scheidungen gerichtlicher Art. Im Vergleich zum Vorjahr haben die gerichtlichen Scheidungen allerdings um fast 24 Prozent abgenommen. Trotz des starken Rückgangs der gerichtlichen Scheidungen machen diese immer noch 65,3 Prozent aller Scheidungen aus. Südtirols Nachbarländer Österreich und die Schweiz haben jedoch eine erheblich höhere Scheidungsrate zu verzeichnen.

Die meisten Scheidungen in Südtirol gehen nach vielen Ehejahren in die Brüche – mehr als ein Drittel der getrennten Ehen haben immerhin mehr als 20 Jahre gehalten.

Die Trennungen und Scheidungen in Südtirol erfolgen meistens einvernehmlich. 70 Prozent der gerichtlichen Trennungen und 65,1 Prozent der gerichtlichen Scheidungen erfolgen in beidseitigem Einverständnis.

 

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