Blaues Wunder

Der Aufruhr in der Turinstraße
Aufruhr vor dem Reisebüro Neverland in der Bozner Turinstraße: Dutzende Kunden protestieren über bezahlte, aber abgesagte Reisen. Die Inhaberin bringt sich unter Polizeischutz in Sicherheit.
von Thomas Vikoler
Aus der Sicht eines brav arbeitenden Bürgers etwas vom Schlimmsten: Die Sommer-Reise, für die man das ganze Jahr über gespart hat, findet nicht statt. Nicht aus eigenem Verschulden, sondern wegen des Reisebüros, bei dem man die Reise gebucht hat.
Aus diesem Grund kam es am Dienstagvormittag vor dem Reisebüro Neverland in der Bozner Turinstraße 20 zu einem regelrechten Aufruhr. An die 50 Personen/Kunden protestieren am Eingang gegen die Geschäftspraktiken des Reisebüros. Es hat sich, auch über Facebook, die Kunde verbreitet, dass bei Neverland gebuchte und bezahlte Reisen nicht angetreten werden können. Wegen Insolvenz des Reisebüros.
„Meine beiden Töchter befinden sich in Mexiko, sie müssen sich nun den Rückflug, den sei bereits bezahlt haben, selbst organisieren“, klagt eine Boznerin, die ebenfalls vor dem Neverland steht. Neverland ist bekanntlich die Wunderinsel aus Peter Pan, Michael Jackson hat seine Ranch danach benannt.
Die aufgebrachten Kunden des gleichnamigen Bozner Reisebüros erlebten offenbar ihr blaues Reisewunder: Eine Frau sagt, sie habe hier um 3.000 Euro eine Reise nach Formentera gebucht, die sie nun nicht antreten könne. Es wird von einer Kundin berichtet, die 36 Stunden benötigte, um von ihrem bei Neverland gebuchten Urlaub in Formentera nach Bozen zurückzukehren. Auf eigene Kosten, natürlich. Dieser Fall, der sich vergangene Woche ereignet hat, löste bei den Kunden offenbar Panik aus: Die Aussicht, die eigene Reise nicht antreten zu können. Weil sie der Tour Operator wegen ausgebliebener Zahlungen durch das Reisebüro Neverland gestrichen hat.
Beamte der Finanzwache und der Polizei sind vor Ort: Laura Seppi, die Inhaberin, wird am frühen Vormittag von einer Polizeieskorte in Sicherheit gebracht. Sie hat das Reisebüro im Jahre 2013 gegründet.
An ihrer Stelle spricht der bekannte Strafanwalt Francesco Coran zur aufgebrachten Menge. „Ich wurde von der Polizei dazu gebeten, damit das Reisebüro nicht gestürmt wird“, sagt er am Nachmittag. Er erklärt den Wartenden, dass das Reisebüro in finanziellen Schwierigkeiten stecke, das Betriebskonto sei gepfändet worden.
Der Anwalt bestätigt später auch, dass sich die Inhaberin die Reise-Buchungen auf ein zweites (privates) Konto überweisen ließ. Offenbar, um die Situation zu retten.
Was mit diesem Geld passiert ist, überprüft nun die Finanzwache, die alle Geschäftsunterlagen mitnimmt. Anwalt Coran schätzt die Zahl der durch Ausfälle oder Unannehmlichkeiten betroffenen Kunden auf „rund 100“. Er empfiehlt den Kunden, sich via E-Mail an das (nun geschlossene) Reisebüro zu wenden und etwaig den Tour Operator zu kontaktieren. Damit die gebuchte Reise doch noch stattfinden kann.
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