Am Strand
Wir sind am Strand, immer wieder am Strand in Dominic Cookes Verfilmung der Ian McEwan-Novelle „Am Strand“.
von Renate Mumelter
Es scheint keine Sonne, wenn Saoirse Ronan und Billy Howle, als frisch vermähltes Paar, vor und nach ihrer Hochzeitsnacht über die Kiesel spazieren. Ihr Gehen ist mühsam. Wir schreiben das Jahr 1962, in dem unaufgeklärte Biederkeit der Normalfall war und schwer wiegende Folgen haben konnte. Das Hotel, in dem die Hochzeitsnacht stattfinden soll, gibt sich purpurn elegant. Florences türkises Kleid hebt sich wohltuend lebendig vom dunklen Rot ab. Edward trägt Anzug. Die zwei sind verliebt, unwissend und schüchtern, und das macht ihre Lage äußerst schwierig. Kein Wunder also, dass ihre Gedanken immer wieder verzweifelt abschweifen.
Der Film schweift mit ab, erzählt in Rückblenden davon, wie die leidenschaftliche Musikerin und der leidenschaftliche Historiker aufgewachsen sind. Später werden diese Rückblenden zu Vorblenden und führen in großen Sprüngen bis ins Jahr 2007. Da haben die Brautleute von einst dann einen Teil des Lebens hinter gebracht. Irgendwie. Glücklich sind sie nicht. Damals, am Strand hat sich alles entschieden.
Geschickt verflicht Cooke Zeiten und Orte, erzählt präzise in klar gezeichneten Bildern, die schauspielerische Präsenz ist konstant. Da gibt es wenig Überflüssiges, die Farben leuchten zwischendurch auf wie Spuren von Lebendigkeit. Im Gegensatz zum Erzählten ist der Soundtrack ist leicht und beschwingt. Ein paar Minuten weniger am Strand wären allerdings auch ausreichend gewesen.
On Chesil Beach (UK 2017), 110 Min., Regie: Dominic Cooke, mit Saoirse Ronan, Billy Howle. Bewertung: Sehenswert
Was es sonst noch gibt: „Dogman“ von Matteo Garrone, Kino im Park, Cineforum in Bozner Parks donnerstags bzw. freitags (siehe FB-Seite)
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