„Bin in der Form meines Lebens“
Die Frontfrau der Freiheitlichen, Ulli Mair, geht davon aus, dass die Linksparteien in Europa ausgedient haben. Sie hält Philipp Achammer für „links-grün befangen“ – und möchte, dass Pius Leitner im Herbst noch einmal antritt.
TAGESZEITUNG Online: Frau Mair, Sie sind erst 43, aber schon ein bisschen die Eva Klotz, pardon: die Grande Dame der Freiheitlichen. Wie jung oder wie alt fühlen Sie sich?
Ulli Mair: (lacht). Danke der Nachfrage, ich fühle mich in der Form meines Lebens.
Nach dem Wechsel an der Parteispitze drängen jetzt neue Kräfte nach. Obmann Andreas Leiter Reber hat mehrfach signalisiert, dass er wünscht, dass Sie weiterhin eine führende Rolle bei den Blauen spielen sollen. Werden Sie die Spitzenkandidatin bei den Landtagswahlen sein?
Das entscheidet der Landesparteivorstand, der bei den Freiheitlichen die Liste erstellt. Auf jeden Fall unterstütze ich die neue Führung unter Andreas Leiter Reber und Florian von Ach aus voller Überzeugung.
Sie haben jahrelang mit Pius Leitner das Duo der Blauen gebildet, würden Sie sich wünschen, dass der Ehrenobmann im Herbst kandidiert?
Ja, ich würde es sehr begrüßen, wenn Pius Leitner im Herbst wieder antritt.
Mit Ausnahme von Roland Tinkhauser werden wohl alle amtierenden Landtagsabgeordneten wieder antreten. Ein Gedränge um die besten Listenplätze wird unausweichlich sein?
Wir haben eine große Bereitschaft von vielen Personen, die für eine Landtagskandidatur zur Verfügung stehen. Nachdem bei dieser Landtagswahl erstmals keine Zahlen geschrieben werden können, sondern die Namen geschrieben werden müssen, spielt die Reihung eine untergeordnete Rolle.
Die neue italienische Regierung setzt bereits in der Anfangsphase in der Einwanderungspolitik neue Akzente. Ist der Politikwechsel in Rom ein Vorteil für die Südtiroler Freiheitlichen oder ein Nachteil?
Die neue italienische Regierung verfolgt in einigen Fragen die gleichen Ziele, wie wir Freiheitlichen. Dies gilt übrigens auch für die FPÖ in Österreich. In der Frage der illegalen Einwanderung zeichnet sich ab, dass endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Auch die SVP sucht jetzt einen direkten Draht zu Lega …
Wir werden diese Leitung kappen (lacht). Nein, Spaß beiseite. Wenn die SVP die Interessen des Landes in Rom vertreten will, muss sie Kontakt zu den neuen Regierungsparteien aufnehmen. Leider hat sich die SVP auf Kosten der Südtiroler vieles verscherzt, weil sie über Jahre mehr oder weniger bedingungslos dem PD die Treue geschworen hat. Wir haben immer davor gewarnt, dass diese einseitige Ausrichtung irgendwann schädlich sein könnte.
Glauben Sie, dass sich der Trend hin zu den Rechtsparteien in ganz Europa fortsetzen wird?
Die Menschen in Europa lassen sich von alten Links-Rechts-Kategorisierungen nicht mehr beeindrucken. Die Deutungshoheit der Linken über alle Bereiche des täglichen Lebens sind jedenfalls vorbei. Erfolgreich werden jene Parteien sein, die das Ohr beim Volk haben und dessen Anliegen voranstellen.
Welche Beziehung haben Sie zur 5-STerne-Bewegung? Sind die rechts oder links?
Die 5-Stelle sind zunächst einmal eine italienische Partei. Sie wurde in Italien zur stärksten Partei und hat einen Regierungsauftrag bekommen. Wir werden die weitere Entwicklung genau beobachten und sie an ihren Taten beurteilen.
Sie haben noch unter Luis Durnwalder Opposition gemacht. War Oppositionsarbeit in der Ära Durnwalder schwieriger als jetzt unter Arno Kompatscher?
Jede Zeit hat ihre Protagonisten, deren Umfeld sich ebenfalls ständig ändert. Bei Durnwalder wusste man immer, wie man dran ist und er vertrug Kritik der Opposition leichter, als jene aus den eigenen Reihen. Kompatscher fährt eher einen Wohlfühlkurs und nimmt Kritik persönlicher. Ich habe bereits unter Durnwalder als auch jetzt unter Kompatscher immer versucht, das Politische vom Menschlichen zu trennen.
Eine Ihrer Lieblingszielscheiben ist Philipp Achammer, den Sie gern als Sozialromantiker bezeichnen. Warum bringt Sie der SVP-Obmann so in Rage?
Eher tut er mir leid. Obwohl er noch sehr jung ist, entspricht sein Denken dem eines Alt-Politikers. Er hat es in seiner Partei sicher nicht leicht, aber seine geringe Entscheidungsfreudigkeit – die im Übrigen auch für Kompatscher gilt – scheint mir nicht gerade hilfreich bei der Durchsetzung wichtiger Themen.
Was ist der Unterschied zwischen dem Polittalent Sebastian Kurz und dem Polittalent Philipp Achammer?
Kurz hatte auf jeden Fall das Talent, mit freiheitlichen Themen die Nationalratswahlen zu gewinnen. Seine ÖVP lag dermaßen auf dem Boden, dass ein Heilsbringer erfunden werden musste. Die Medien haben entscheidend dazu beigetragen. Richtig ist, dass Kurz das Programm der türkis-blauen Regierung umsetzt, Achammer hingegen in seiner links-grünen Befangenheit verharrt und Probleme eher zerredet.
Nach den Landtagswahlen könnten sich in Südtirol völlig neue Szenarien ergeben. Ein paar Fragen dazu: Wie viele Mandate werden die Freiheitlichen machen?
Ich bin keine Hellseherin, aber ich bin zuversichtlich, dass wir uns steigern können.
Können die Grünen Ihre drei Mandate verteidigen?
Der Trend zeigt in eine andere Richtung…
Apropos Grüne: Was sagen Sie zu den Kandidaturen von Hans Peter Staffler und Stefan Perini?
Dabei sein ist alles. (lacht) Grundsätzlich begrüße ich es, wenn sich Menschen politisch engagieren, ganz im Sinne von mehr Demokratie.
Was trauen Sie der SVP zu?
(lacht) Alles! Im Interesse des Landes wünsche ich mir, dass die SVP so viel verliert, dass sie nicht mehr alleine regieren kann und gezwungen ist, sich einen deutschen Koalitionspartner zu suchen.
Ist die Kandidatur von Gert Lanz für die SVP eine gute Sache?
Mit Sicherheit eine schlechte für den LVH. Es hat sich gezeigt, dass Funktionäre von Verbänden im Landtag kein Gewinn für deren Mitglieder waren. Ich wünsche mir starke und unabhängige Verbände, die im Dialog mit der Politik gute Ergebnisse erzielen. Eine Gängelung von Verbänden durch Parteien schadet der Demokratie und den Mitgliedern.
Nach den letzten Landtagswahlen haben SVP und Freiheitlichen Konsultationen geführt. Schließen Sie eine schwarz-blaue Koalition in Zukunft aus?
Warum denn? Das letzte Mal hat der PD noch ein Veto-Recht gegen eine Freiheitliche Regierungsbeteiligung eingelegt, diese „Macht“ wird er nach den kommenden Wahlen kaum noch haben.
Sie sind eine dezidierte Gegnerin der Frauen-Quote in der Politik. Da darf man sich auf spannende Duelle mit der SVP-Kandidatin Ulrike Oberhammer freuen?
Ja, das kann heiter werden. Im Übrigen lehne ich auch zutiefst die sog. „gendergerechte“ Sprache (Binnen-I und die ganzen Innen) ab. Solche „Luxusdebatten“ sind angesichts der realen Herausforderungen – Anerkennung von Erziehungs- und Pflegezeiten, Benachteiligung von privaten gegenüber öffentlichen Bediensteten, Sicherheit usw. – für Frauen vollkommen unnütz.
Welche werden Ihre persönlichen Topthemen im Wahlkampf sein?
Sicherheit – gerade für uns Frauen, denn es kann nicht angehen, dass wir Frauen im Jahr 2018 bestimmte Alltagsgewohnheiten nicht mehr leben können, weil kulturfremde Männer unsere Regeln missachten. Einwanderung, Unabhängigkeit Südtirols und eine soziale Politik für unsere einheimischen Familien (Jugend und Senioren).
Eine private Frage: Sie haben vor Jahren nicht ausgeschlossen, mit der Politik Schluss zu machen. Kommen Sie von der Politik nicht los?
Jetzt habe ich schon mit dem Trinken und dem Rauchen aufgehört, gönnt Ihr mir gar nichts mehr? (lacht) Ich verspüre große Freude, im Interesse unserer Menschen Politik zu machen.
Sie sind mit dem ehemaligen Regierungskommissär Valerio Valenti liiert. Ist er der Mann fürs Leben?
Nächste Frage bitte… 😉
Interview: Artur Oberhofer
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Kommentare (34)
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leser
Wirkt vollkommen ehrlich oder
Bei der letzten frage ist ihre glaubwürdigkeit umd ihr bekenntnis zur tiroler bodenständigkeit voll durchgeschlagen
Ganz ehrlich politische gegner mit diesen hintergründen würde unsere ulli wohl zerreisen oder
Aber was für die SVP gilt trifft auch für die freiheitlichen zu, das wahlschaf vergisst alles und daher wird es für ulli und zwei drei andere freiheitliche wieder reichen
Also alles bleibt beim alten und der schlaf geht weiter
tiroler
Mal schauen ob die wahldeppen ihr skandalöses, eigennütziges Verhalten beim Rentenskandal vergisst.
Für nichtdeppen ist sie unwählbar und wenn sie dabei ist sind auch die F absolut unwählbar.
unglaublich
Wer oder was ist heute links, grün, schwarz oder rechts? Die Freiheitlichen instrumentalisieren immer wieder diese Schubladen, die es de facto nicht mehr gibt.
Der größte Witz ist der, wenn die Freiheitlichen die SVP als „links“ bezeichnen. Diese sog. Volkspartei ist schwarz wie die Nacht dunkel.
andreas
Auf dem Lavaze Pass bekommt man super Strauben mit Nutella. 🙂
leser
Wie jetzt andreas kocht dir deine mama nichts mehr
prof
Hin oder Her, die Ulli ist mir ( um nicht ordinär zu sein ) sage ich einfach nur 10 mal lieber als die Foppa.
sepp
die ulli olm a schneidiges madl
robby
Hat sie die Rentenbombe platzen lassen? Nein?
Also unwählbar für mich. Genauso wie die gesammten SVP-eler.
tiroler
Du hast zu 100% recht!
Ohne Mair wären die F attraktiv, sie haben mit Mahlknecht, LeiterReber u v Ach Superkandidaten.
Wenn Mair dabei ist sind die F unglaubwürdig und somit unwählbar. Mair geht es einzig und allein um sich selbst, andernfalls hätte sie 1. die Rentenbombe platzen lassen und 2. sich jetz zurückgezogen und den neuen Freiheitlichen nicht geschadet
prof
@robby
Haben etwa nur diese 2 Parteien von der Renten-Affäre profitiert???
leser
Nein die hat ihnen der bürger aufgedrückt, klotz hat es ja in die kamera gesagt sie hat es genommen, denn sonst hät es der staat gekriegt
Aber vorher gesagt hat sie es uns nicht, so kollektiv und volksnah ist sie auch wieder nicht
robby
@prof
Immerhin haben die SVP Strategen dieses betrügerische Konstrukt ausgedacht und als Mehrheit dann durchgedrückt. Und Ulli Mair als Vertreterin der „Macht braucht Kontrolle-Partei“ hat persönlich gesagt sie wollte die Bombe nicht platzen lassen. Wenn dann noch der Eine oder die Andere Nutznieser dieses Betrugs am Steuerzahler geworden sind, was solls.
prof
Bin kein F Wähler,aber ohne Ulli verlieren die F Tausende Stimmen.