„Wie im Mittelalter“
Die Gemeinde Bozen hält an Helmut Rizzolli als Präsidenten der Schlösser-Stiftung fest, stellt ihm nun aber einen Aufpasser zur Seite: Ex-Iveco-Manager und Ex-Uni-Vizepräsident Pietro Borgo.
Von Thomas Vikoler
Die Liste 5 Stelle unterstellte ihm vergangene Woche unumwunden, die gemeindeeigene Schlösser-Stiftung in einer „Herrschaft“ zu regieren. Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi verwendete am Montag eine ähnliche Begrifflichkeit, um die seit 2007 andauernde Präsidentschaft von Helmut Rizzolli zu beschreiben: „Wie im Mittelalter“. Um sich, in einer ironischen Wendung, gleich mit einzuschließen: „Wir sind eben zwei ältere Herren“.
Kurioserweise ist die Präsidentschaft bei der 2007 gegründeten Stiftung dem Bürgermeister vorbehalten, der sie, wenn er will, an eine andere Person delegiert. Eine weitere ironische Bemerkung Carmaschis gestern: „Ich könnte die Beauftragung Rizzolli jederzeit zurückziehen“.
Doch das hat die Bozner Gemeindeverwaltung offenbar nicht vor. Rizzolli wird weiterhin Präsident der Stiftung bleiben, obwohl er zuletzt gehörig unter Druck geraten ist. Etwa auch wegen der geplanten Beherbergung eines Konzerts einer ultrarechten italienischen Band, das auf Intervention des Bürgermeister abgesagt wurde.
Der jüngste Anlassfall: Pietro Marangoni ist als (italienischer) Verwaltungsrat zurückgetreten. Wegen eines „großen Vertrauensbruchs“ könne er unmöglich mit Rizzolli zusammenarbeiten, erklärte der frühere Wirtschaftsjournalist. Sein Vorgänger Gianni Lanzinger hatte den Präsidenten noch über den grünen Klee gelobt.
Im Rathaus ist man seitdem zum Schluss gekommen, dass vor allem persönliche Animositäten zum Rücktritt des Verwaltungsrates geführt haben. Vom Untersuchungsbericht von Generaldirektor Andrea Zeppa, der in den vergangenen Tagen die Finanzgebarung der Stiftung durchforstet hat, erwartet sich Bürgermeister Caramaschi offenbar keine Ergebnisse, die Rizzollis Präsidentschaft infrage stellen könnten.
Dabei ist die alljährliche Stiftungs-Bilanz seit jeher Gegenstand von Beanstandungen. Die Grillini kritisierten wiederholt die Personalverwaltung und die Ausgaben für Druckaufträge, die kurioserweise stets an die Athesia-Gruppe gehen. Doch tatsächlich konnten nie größere Unregelmäßigkeiten nachgewiesen werden.
„So kann es nicht weitergehen. Wir vertrauen nun darauf, dass der Rücktritt Marangonis das Fass zum Überlaufen bringt und dass die Regierung endlich die vielen Alarmglocken hört, auf die wir schon seit geraumer Zeit hinweisen“, erklärten die Grillini.
Die vorläufige Reaktion der Gemeindeverwaltung ist eine kuriose Personalentscheidung, die demnächst vom Stadtrat formalisiert wird: Marangonis Nachfolger als Verwaltungsrat wird der frühere Direktor des Bozner Panzerherstellers Iveco und Universitäts-Vizepräsident Pietro Borgo. Die Personalkommission der Stadt hat die Nominierung (es war die einzige) bereits gutgeheißen.
Pietro Borgo, der zuletzt als Manager in Deutschland tätig war, soll Präsident Rizzolli als eine Art Aufpasser zur Seite gestellt werden. „Bei der Stiftung gibt es Verbesserungsbedarf, vor allem was die Nutzung der beiden Schlösser Runkelstein und Maretsch betrifft“, sagt Bürgermeister Caramaschi.
Laut Kostenvoranschlag für das laufende Jahr erhält die Stiftung von der Gemeinde 500.000 Euro als ordentlichen Beitrag und 170.000 Euro für kulturelle Aktivitäten.
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