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„Ein Wirtschafts-Motor“

Frei.Wild

Das Alpen Flair steht kurz bevor: Das Festival in Natz steuert auf einen neuen Besucherrekord zu. Ein Gespräch mit Philipp Burger, Sänger der Band Frei.Wild, die eben Gold und Platin Awards für ihr neues Album eingeheimst hat.

Tageszeitung: Herr Burger, gratuliere: Gold und Platin Awards für „Rivalen und Rebellen“ und weitere Alben, erneut Platz 1 in den Charts, jetzt liegt auch Ihre bisher größte Tour hinter Ihnen, ein kurzes Resümee…

Philipp Burger: Keine Ahnung, derzeit läuft einfach vieles verdammt gut, auch wenn es weiterhin „gratscht“ zwischen einigen Experten und uns, aber das gehört eben auch dazu ( lacht). Wir hatten dieses mal einfach schon vorher, also bei Album- VÖ einen Verdacht oder zumindest die Hoffnung, dass all das, was wir uns vorgenommen hatten, gut ausgehen würde. Und ja, auch die Tour hat sich super angefühlt. Wir sind gespannt, was jetzt kommt und freuen uns erstmal auf Natz.

Alpen Flair 2018 steht vor der Tür. Sie selbst und Ihre Band Frei.Wild waren ja von Anfang an mit dabei und sind auch weiterhin mit dem Buchen auftretenden Bands und Künstler betraut. Worin bestand in diesem Jahr die Herausforderung in ihrem Aufgabenfeld ?

Nun, um es in wenige Worten zu sagen: im „Toppen“ des Line Ups der letzten Jahre.  Keine Frage, wir hatten, genau wie alle anderen Veranstalter auch, schon immer diesen einen echt besonderen Ansporn immer wieder neue und bessere Akzente zu setzen. Sprich, wir möchten den Menschen und auch allen Mitwirkenden immer wieder das Gefühl geben alles zu geben, um ihnen ein wunderbares  und unvergessliches Festival zu bieten, in allem. Wir denken, das Alpen Flair hat sich nicht ohne Grund zum größten und somit auch wichtigsten Festivals des Landes gemausert. Im Grunde war es schon immer unsere eigene Motivation mit viel Leidenschaft, Fleiß und auch Wagnis dafür zu sorgen, dass diese „Krone“ auch weiterhin hoch vom Apfelhochplatteau glänzt und für begeisterte Augen sorgt.

Worin bestehen darin die Schwierigkeiten oder die größten Aufgaben?

Nun, das Suchen an sich, das Auswählen und Buchen der Künstler mag für viele andere Veranstalter ein Leichtes sein, sofern das Budget passt. In unserem Fall sieht es da leider noch immer etwas düsterer aus. Die Tatsache, dass unser Band-Ruf in Deutschland nach wie vor bei einigen Musikindustrie-Leuten einen nicht wirklich einfachen Stand hat, macht es uns manchmal nicht einfach, an die für uns interessanten Bands zu kommen. Es heißt dann schnell mal „Die Band möchte total gerne spielen, wir als Agentur würden das auch unterstützen, aber die PR-Abteilung der Plattenfirma hat schon ihre Probleme damit“. Zum Glück konnten wir aber auch hier viel Eis brechen. Die zweite Herausforderung ist natürlich die Tatsache, dass wir uns mittlerweile in einer „Line up-Liga“ befinden, die ein gewisses Maß an hochkarätigen Headlinern fordert. Und ohne um den heißen Brei herum zu reden, so viele wirklich leistbare Festival-Granaten gibt es nicht mal. Das große Glück des Alpen Flairs ist, dass wir auf ungemein viele bundesdeutsche, Schweizer- und österreichische Frei.Wild- bzw. mittlerweile auch Alpen Flair-Fans setzen können, die uns diese Art der Großveranstaltung überhaupt erst ermöglichen. Ohne sie wären Bands wie „Vollbeat“ oder selbst unsere Produktion weder leistbar noch der dann wahrscheinlich sehr kleinen Masse an Festivalbesucher angemessen.

Sie verfolgen ja die Diskussion der Südtiroler Veranstalter und deren schweren Stand, wie sehen Sie das?

Ich habe das leider nur am Rande mitbekommen. Es ist natürlich sehr schade, wenn jungen und gewillten Menschen eher Knüppel zwischen die Beine geschoben werden als ihnen wirklich Unterstützung zu geben. Es müsste heißen: „Hey, ihr wollt was machen? Finde ich gut, wie kann ich helfen?“. Man muss allerdings auch zugeben, dass gewisse Probleme hausgemacht und einem gewissen Größenwahn geschuldet sind. Eine realistische Betrachtung der zu erwartenden Leute und vor allem ein Abgleichen mit anderen Veranstaltungsterminen würde so manche „Festival- Totgeburt“ verhindern. Ich jedenfalls wünsche allen „Umtriebigen“ dieses Landes alles nur erdenklich Gute und hoffe, dass die Südtiroler Musikszene dadurch – genau wie durch die Möglichkeiten auf dem Alpen Flair zu spielen – weiter Dünger, Wind und Segel sein möge.

Das Alpen Flair wird dieses Jahr Vorverkaufszahlen laut erneut einen Zuschauerrekord verbuchen. Wie werden Sie einem etwaigen Run auf die Alpen Flair Tore entgegenwirken?

Wir versuchen jetzt schon mit allen Mitteln und auch dabei massiv zu kommunizieren, dass es keine Abendkasse mehr geben wird. Wer jetzt noch auf Nummer sicher gehen will dabei zu sein, muss einfach dafür sorgen JETZT an die Karten zu kommen. Ein kleines Südtirol-Kontingent liegt zwar derzeit noch bei den RAIKAS, bei Disco New Bozen und dem Rookies and Kings Store auf, wir werden aber entgegen den anderen Jahren leider keine Möglichkeit mehr haben diese Tickets für unsere Landsleute zurück zu halten. Schon jetzt kommen viele deutsche Urlauber und holen sich teilweise bis zu 10 Karten, weil der VVK in BRD bereits abgeschlossen oder out-of-stock ist.

Wieso glauben Sie hat es das Alpen Flair zum größten Festival oder eben Volksfest geschafft? Worin unterscheidet es sich von anderen Veranstaltungen des Landes?

Ganz vorneweg, Südtirol hat ungemein kreative und tolle Köpfe, wenn es um das Organisieren von Konzerten und sonstigen Events geht. Ich selber besuche immer wieder solche Abende und fühle mich auch immer pudelwohl dabei. Unser Konzept hier, wirklich für alle was zu bieten und somit szene- und auch altersübergreifend keine Musikrichtung außen vor zu lassen oder gar zu bevorzugen, scheint das richtige gewesen zu sein. Ebenso ist es für uns nach wie vor wichtig zu zeigen, wer wir sind und was uns in diesem Land so glücklich macht. Das Hochhalten von Tradition, Brauchtum, Südtiroler Kulinarik, der unermüdliche und freundschaftliche Einsatz vieler toller Vereine, die Chemie der Veranstalter, ja auch das Gelände selbst und zu guter Letzt die absolute Unabhängigkeit von Landesgeldern scheint eine gute Entscheidung gewesen zu sein. Und zu guter Letzt haben wir natürlich – genau wie die Spatzen – den Vorteil eine Band zu sein, die wirklich auch alleine viele Leute nach Südtirol holt. Leute, die das Gelände füllen, sämtliche Hotels belagern, für Millionen von Euros an Wertschöpfung sorgen und wir damit auch ungemein viel Unterstützung (oder eher auch sehr wenige Probleme) von der gesamten Bevölkerung erfahren. Das Alpen Flair ist wie das Spatzen Fest und weitere Veranstaltungen auch ein unglaublich wichtiger Wirtschafts-Motor des Landes, den manche zu unterschätzen scheinen.

(Foto: Schneiderwind-Photography)

Wird das von der Landesregierung auch so gesehen oder zumindest anerkannt?

Das weiß ich gar nicht, bis auf sehr wenige Ausnahmen sind bis heute keine Vertreter der Landesregierung unseren Einladungen gefolgt. Was für uns eigentlich echt unbegreiflich ist wenn man bedenkt, was dieses Event an Leuten, vor allem auch aus dem Ausland, anzieht. Das Alpen Flair leistet zu 100% einen unfassbar wertvollen Beitrag zum Wohlstand und der Präsentation einer ganzen Region. Im kommunalen Bereich sieht es da schon anders aus. Egal ob die Bürgermeister und Gemeindevertreter von Brixen, Natz/ Schabs, Sterzing und viele weitere, sie alle kommen und feiern mit uns vier Tage lang ein wirklich entspanntes und tolles Fest. Aus den Bereichen Sport, Musik, Film, Gastronomie aber auch Wirtschaft (alles im Privatbereich) kommen ebenso viele und lassen das Alpen Flair im Grunde zu einer Art Südtiroler Geburtstagsfeier werden.

Das Alpen Flair hätte einen Wunsch frei, welcher wäre das für dieses Jahr?

Dass der liebe Gott super Wetter schickt und uns allen ein warmes, wie immer friedliches und weiterhin auch von vielen Südtirolern besuchtes Alpen Flair beschert. Letzteres liegt aber schlussendlich wie immer an den Südtirolern selbst, die jetzt aber echt erkennen sollten, dass es nur mehr wenige Wochen bis zum Alpen Flair hin sind. Danach zu jammern, dass man es vorher einfach nicht geschafft hätte sich Karten zu besorgen wird dann auch nichts helfen. Also an alle Landsleute und das von jung bis alt: Macht euch auf, legt euch die Lederhosen zurecht und seht zu, dass ihr dabei seid, es wird euch allen mehr als nur gefallen. Nicht nur wir (Frei.Wild) und die Spatzen warten auf euch!!!

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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